Faire Löhne bei Cinu, Cinefile und Co.
Diese Schweizer Streaming-Dienste machen Netflix Konkurrenz

Streamingdienst-Giganten wie Netflix, Disney und Co. haben den Heimkino-Kuchen unter sich aufgeteilt. Doch das stimmt nur auf den ersten Blick. Es gibt eine Vielzahl an einheimischer Anbieter – und neue kommen dazu.
Publiziert: 22.04.2024 um 11:13 Uhr
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Aktualisiert: 22.04.2024 um 11:48 Uhr
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Laszlo SchneiderTeamlead People-Desk

Trotz eines umkämpften Streaming-Markts mit starker internationaler Konkurrenz hat vor kurzem die Neugass Kino AG einen neuen Streamingdienst lanciert: Cinu nennt sich das Angebot. Das Unternehmen betreibt Kinos in Zürich und Luzern, etwa das Kino Riffraff. «Wir können Kinotickets und Streaming mit einem Login und den gleichen Zahlungsmitteln anbieten», erklärte Cinu-Geschäftsführer Res Kessler im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Zudem ist unser Streaming-Angebot kuratiert und nimmt Bezug auf das aktuelle Kinoprogramm.»

Cinu basiert auf der Technik von Myfilm, einem Streaming-Angebot der Basler Kultkino AG. Co-Geschäftsführer Tobias Faust von der Kultkino AG ergänzt, dass Myfilm ein Angebot sei, das ausschliesslich einem Kino gehöre, ohne Subventionen auskomme und lokal ausgerichtet sei. Heisst: Alle Filme, die bei Kultkino laufen, sind später auf der Plattform zu finden. Auch Filmingo und Cinefile sehen sich als «eine kuratierte Plattform für handverlesene Arthouse-Filme», wie Stefanie Rusterholz von Filmingo sagte. «Wir bieten eine Vielfalt an Werken aus dem World Cinema und europäischen Kino sowie Klassiker aus aller Welt an», so Rusterholz. Filme werden auch exklusiv für die Plattform eingekauft.

«Wir machen den Unterschied mit Schweizer Originalen»

Bei Filmingo und Cinefile programmieren Filmfans, Algorithmen gebe es keine, sagte Andreas Furler von Cinefile. Hinter Filmingo steht mit dem Verleiher Trigon zudem eine Non-Profit-Organisation. Das heisst: «Wir entlöhnen Filmschaffende fair, die Einnahmen werden ins unabhängige Filmschaffen reinvestiert», so Rusterholz. Der Markt sei klein, man kenne einander gut. «So findet manchmal ein Austausch statt, wenn es um rechtliche Fragen oder um die Wahrung unserer Interessen als Streaming-Anbieter geht», erklärte Rusterholz. Darüber hinaus bestehe aber keine inhaltliche Zusammenarbeit. Man sei sich gut gesinnt, konkurrenziere sich aber.

Der Streaming-Riese Netflix hat aktuell einen schweren Stand.
Foto: DUKAS
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Einen inhaltlich anderen Weg wählt Oneplus von CH Media. «Wir machen den Unterschied mit Schweizer Originalen und den zahlreichen Inhalten von 3+, die unsere Abonnentinnen und Abonnenten exklusiv und werbefrei vor der Ausstrahlung auf 3+ streamen können», sagte Roger Elsener, Geschäftsführer Entertainment bei CH Media. Es gebe keine Dienste mit Schweizer Unterhaltungsinhalten. «Diese Lücke füllen wir. Wir wollen der Schweizer Streaming-Champion sein», so Elsener. Obwohl der Markt hart umkämpft ist, sind die angefragten Anbieter zufrieden. Alle berichten von explodierenden Zahlen während der Pandemie und einem Einpendeln danach auf einem tieferen Niveau. Cinefile zum Beispiel hat rund 22'000 eingeschriebene Nutzerinnen und Nutzer, Tobias Faust von Myfilm spricht von einem jährlichen Umsatz von rund 150'000 Franken. Während der Pandemie waren es rund 350'000 Franken. Oneplus hat nach eigenen Angaben Ende 2023 die Marke einer halben Million Nutzerinnen und Nutzern geknackt und ist profitabel.

«Wir bieten immer noch die kostengünstigsten Abos im Schweizer Markt»

Für Faust ist klar: «Myfilm ist ein Nebenprodukt des Kinogeschäfts.» Die kuratorische Arbeit werde bei der Kinoprogrammierung geleistet. Myfilm sei kostendeckend, aber nicht lukrativ. Sollte es einmal ökonomisch nötig sein, sei auch ein Ende denkbar. Faust ist überzeugt: «Mit Streaming wird in der Schweiz niemand reich.» Trotzdem soll im Juni dieses Jahres mit cinema-suisse.ch ein neuer Anbieter im Sinne eines Filmarchivs auf den Markt kommen. Seit vier Jahren arbeiten Elisa Garbar und Kaspar Kasics von Artfilm an diesem Projekt. Ziel sei es, den Schweizer Kinofilm in seiner Ganzheit sichtbar und zugänglich zu machen, sagte Kasics.

Die Rückmeldungen, die sie erhielten, würden zeigen, dass mehr Visibilität und Aufmerksamkeit für das einheimische Filmschaffen einem Bedürfnis entspreche. «Zumal es bei all den Portalen, die auch ausländische Werke anbieten, eher untergeht», so Garbar. Weiter werde die Website ein Recherche-Werkzeug für Journalisten, Filmschaffende und die Filmwissenschaft. Die grossen Anbieter Netflix und Co. haben zuletzt die Preise zum Teil massiv erhöht. «Wir befinden uns eher im oberen Preissegment und werden dies im Moment so belassen», erklärte Res Kessler von Cinu. Der Dienst bietet nur Video-on-Demand an, keine Abonnements.

Die Preisstruktur von cinema-suisse.ch werde moderat und für ein breites Publikum attraktiv sein, so Elisa Garbar. Stefanie Rusterholz sagte: «Da wir die Rechteinhaber fair entlöhnen, sind wir schon eher im oberen Preissegment.» Dies sei schon immer der Fall gewesen und werde vorläufig so bleiben. Oneplus hat die Preise Ende 2023 leicht erhöht, so Elsener. Aber: «Wir bieten immer noch die kostengünstigsten Abos im Schweizer Markt.» Neben den erwähnten Streamingdiensten bieten auch Play Suisse von SRF und Filmo, die Online-Edition des Schweizer Films, Heimkino an. (SDA)

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