Hollywood-Star Charlize Theron
«Männer fühlen sich von mir bedroht»

Als «Monster» gewann sie 2004 einen Oscar. Als «Bombshell» wird Charlize Theron (44) jetzt wieder für Furore sorgen.
Publiziert: 16.11.2019 um 23:31 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2019 um 07:49 Uhr
In «Bombshell» wird die wahre Geschichte von einer Gruppe von Frauen erzählt, die sich mit ihrem ehemaligen Chef anlegen.
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Interview: Dierk Sindermann

Ob als Model oder Schauspielerin: Mit sexueller Belästigung muss sich Charlize Theron (44) schon seit ihren Teenie-Jahren herumschlagen. Trotz der #MeToo-Bewegung und Filmen wie ihrem neuen Drama «Bombshell», das sexuellen Missbrauch beim US-Sender Fox News enthüllt, ist die Oscar-Gewinnerin nicht überzeugt, dass ein neues Zeitalter angebrochen ist – wie sie SonntagsBlick beim Interview in Los Angeles erklärt.

SonntagsBlick: Worauf basiert Ihre Skepsis?
Charlize Theron: Auf meinen eigenen Erfahrungswerten. Ich glaube, menschliche Wesen werden immer kompliziert und chaotisch sein. Sie werden immer Fehler machen. Gefühlsmässig haben wir gerade einen Punkt erreicht, der mich etwas optimistischer in die Zukunft schauen lässt – dass es echte Konsequenzen für schlimmes Benehmen geben wird. Ich werde es wohl nicht mehr erleben, aber ich glaube, meine Kinder schon.

Was ist der Grund für das Umdenken in der Gesellschaft?
Zuallererst liegt das an den vielen mutigen Frauen, die nicht mehr länger schweigen wollten. Und dann daran, dass es endlich auch in der Öffentlichkeit und den Medien das Bestreben gibt, ihnen zuzuhören. Je mehr mächtige Männer wie Harvey Weinstein für ihr schlimmes Fehlverhalten gegenüber Frauen an den Pranger gestellt werden, desto mehr werden es sich andere zweimal überlegen, bevor sie handeln.

Sind nur Männer die Wurzel allen Übels?
Nein. Es gibt auch Frauen, die eine Mitschuld tragen. Die Ghislaine Maxwells dieser Welt. Sie hat aktiv junge Girls angeworben und sie Jeffrey Epstein zugeführt. Sie wusste genau, was sie tat. Frauen sind genauso kompliziert wie Männer. Deshalb wäre es keine Lösung zu sagen, dass wir unsere Gesellschaft umkrempeln und nur noch weibliche Führungskräfte an der Macht sein sollten. Was aber nötig ist, ist eine wirkliche Gleichstellung der Geschlechter. Nur so können Missstände behoben werden.

Zwei Jahre #MeToo

Der Hashtag #MeToo wurde durch Schauspielerin Alyssa Milano (46) populär, die Ende 2017 im Zuge des Sexskandals um Filmproduzent Harvey Weinstein (67) andere betroffene Frauen ermutigte, auf das Ausmass der ihnen widerfahrenen sexuellen Belästigungen und Diskriminierung aufmerksam zu machen. Die #MeToo-Debatte hat sich inzwischen zu einer weltweiten Auseinandersetzung mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau entwickelt. So wurden seither zahlreiche andere Berühmtheiten wie Opernstar Plácido Domingo (78), Sänger R. Kelly (52) oder Investment-Banker Jeffrey Epstein (1953–2019) als mehr oder minder schwere Sextäter entlarvt.

Der Hashtag #MeToo wurde durch Schauspielerin Alyssa Milano (46) populär, die Ende 2017 im Zuge des Sexskandals um Filmproduzent Harvey Weinstein (67) andere betroffene Frauen ermutigte, auf das Ausmass der ihnen widerfahrenen sexuellen Belästigungen und Diskriminierung aufmerksam zu machen. Die #MeToo-Debatte hat sich inzwischen zu einer weltweiten Auseinandersetzung mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau entwickelt. So wurden seither zahlreiche andere Berühmtheiten wie Opernstar Plácido Domingo (78), Sänger R. Kelly (52) oder Investment-Banker Jeffrey Epstein (1953–2019) als mehr oder minder schwere Sextäter entlarvt.

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Sie sind eine erfolgreiche Frau, die sich von niemandem etwas vormachen lässt. Wie kamen die Männer in Ihrem Leben bislang damit zurecht?
Ich glaube, während der meisten Beziehungen, die ich hatte, haben sich die Männer stets irgendwie bedroht gefühlt. In meinen Zwanzigern habe ich deshalb auch versucht, mich ein bisschen kleiner zu machen, als ich tatsächlich bin. Das war zwar meist gut für meine Beziehungen, doch nicht gut für meine Seele. Erst im Laufe der Zeit habe ich realisiert, dass ich mir nicht selbst treu gewesen bin. Ich will mir am Ende meines Lebens nicht vorwerfen müssen, dass ich mich selbst in meiner Persönlichkeit beschnitten habe, um andere glücklich zu machen.

Haben Sie den Gedanken aufgegeben, den richtigen Mann fürs Leben zu finden?
Nein. Ich bin Männern gegenüber immer noch offen und neugierig. Ich hoffe, dass ich doch noch einmal jemanden treffen werde, der sich über all das freut, was ich zu bieten habe. Doch ich bin auch in einem Alter, wo ich nicht mehr bereit bin, jeden Kompromiss einzugehen. Mein jetziges Leben ist einfach zu schön, als dass ich es zulassen würde, dass jemand mir in die Parade fährt.

Fühlen Sie sich nie einsam?
Mann, ich rede mich bei diesem Thema immer um Kopf und Kragen (lacht). Fakt ist, dass ich mein Single-Leben liebe und mich als Frau und Mutter sehr erfüllt fühle. Ich spüre jedenfalls keine Leere in mir.

Sie gehören zu den bekanntesten Schauspielerinnen der Welt. Denken Sie noch manchmal zurück an Ihre Kindheit in Südafrika und den weiten Weg, den Sie seither zurückgelegt haben?
Ja. Und er erfüllt mich mit grosser Dankbarkeit. Denn es gab eine Menge Menschen, die mich in all den Jahren unter ihre Fittiche genommen, mir geholfen, an mich geglaubt und Möglichkeiten für mich geschaffen haben. Wer denkt, ich hätte diese Karriere im Alleingang geschafft, der irrt sich. Und natürlich hatte ich auch immenses Glück.

Welche Ihrer Qualitäten war die wichtigste, um sich durchsetzen zu können?
Meine Widerstandsfähigkeit. Doch die hat jeder, der in Südafrika geboren und aufgewachsen ist. Ich habe bereits als Mädchen gelernt, Hürden nicht zu umgehen. Sich nicht zu verkriechen, wenn Probleme anstehen. Deshalb war ich auch nie jemand, der sich nach Rückschlägen verkrochen hat. Oder der sich abschrecken liess von der schieren Unmöglichkeit einer Situation. Ich bin unverwüstlich. Das liegt in meinem Naturell. Und die wurde von meinem Heimatland geprägt.

Was ist sonst noch wichtig?
Dass man einen starken Drive hat. In meinem Fall basiert er auf dem Verlangen, die Leute, die an mich glauben, nicht zu enttäuschen. Wahrscheinlich arbeitet man dann noch ein bisschen härter als andere.

Welches Lob hören Sie am liebsten?
Ich mag es, wenn die Leute sagen, ich sei pragmatisch und denke problemorientiert. Ich freue mich, dass ich in meinem Beruf Dinge tun darf, für die ich eine echte und grosse Leidenschaft besitze.

Vom Model zur Oscar-Gewinnerin

Charlize Theron (44) wuchs in Südafrika aus. Als sie 15 Jahre alt war, erschoss ihre Mutter den gewalttätigen, alkoholkranken Vater vor ihren Augen in Notwehr. Mit 16 gewann Charlize einen Modelwettbewerb und zog nach Mailand. Sie wurde Balletttänzerin und siedelte nach New York um. Eine Knieverletzung beendete ihre Karriere, Theron wurde Schauspielerin. 2004 gewann sie für «Monster» den Oscar. Genial war sie auch 2009 in «The Road». Zu Therons Ex-Freunden gehören Sänger Stephan Jenkins (55) und Schauspieler Sean Penn (59). 2012 adoptierte sie einen Jungen, 2015 ein Mädchen.

Charlize Theron (44) wuchs in Südafrika aus. Als sie 15 Jahre alt war, erschoss ihre Mutter den gewalttätigen, alkoholkranken Vater vor ihren Augen in Notwehr. Mit 16 gewann Charlize einen Modelwettbewerb und zog nach Mailand. Sie wurde Balletttänzerin und siedelte nach New York um. Eine Knieverletzung beendete ihre Karriere, Theron wurde Schauspielerin. 2004 gewann sie für «Monster» den Oscar. Genial war sie auch 2009 in «The Road». Zu Therons Ex-Freunden gehören Sänger Stephan Jenkins (55) und Schauspieler Sean Penn (59). 2012 adoptierte sie einen Jungen, 2015 ein Mädchen.

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