Robert De Niro
«Das Kino raubte mir Jahre meines Lebens»

Robert De Niro ist ein Schauspieler der alten Schule. Im Interview sagt er, warum er – im Gegensatz zu seinem Herz – kleine Screens hasst und an die Zukunft des Kinos glaubt.
Publiziert: 08.05.2022 um 18:55 Uhr
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Aktualisiert: 18.05.2022 um 13:37 Uhr
Interview: Patricia Danaher

Die Revolution der Streaming-Sender ist nicht mehr aufzuhalten – und damit auch der Abstieg der Kinos. Denn immer öfter landen Blockbuster direkt bei Netflix, Amazon Plus, Disney+ und Co. oder laufen nur kurz auf den Grossleinwänden, ehe die Abonnenten Zugriff bekommen. Robert De Niro (78) gehört zu den grössten Kinostars der letzten 40 Jahre. An der CinemaCon in Las Vegas, der wichtigsten Konferenz der Kinobesitzer, erzählt er uns, warum er an die Zukunft des Filmtheaters glaubt.

SonntagsBlick: Herr De Niro, vermissen Sie die Ära, in der jeder grosse Film erst einmal nur in den Kinos anlief?
Robert De Niro: (Grinst) Ich bin mir nicht sicher, ob wir Kinos noch brauchen. Ich meine, wer vermisst es schon, Filme auf der grossen Leinwand zu schauen?

Ernsthaft?
Nein, ich machte einen Witz. Je älter ich werde, desto schwieriger wird es für mich, Filme auf Screens in der Grösse einer Briefmarke anzuschauen. Meine Augen mögen grosse Leinwände besser, mein Herz weniger. Meine eigenen Filme im Kino zu schauen, hat mir allerdings schon Jahre meines Lebens geraubt. Für mein Herz wäre ein kleiner Screen also besser.

Robert De Niro hat bereits zwei Oscars gewonnen.
Foto: imago images/ZUMA Wire
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Zweifacher Oscar-Gewinner

Robert De Niro (78) wächst als Einzelkind in New York auf. Sein Vater, Robert Sr., zählte zu den führenden abstrakt-expressionistischen Malern der USA, seine Mutter Virginia war Poetin. Mit 16 verlässt er die Schule, um Schauspieler zu werden. Seit den 70er-Jahren gehört er dank Rollen in «Der Pate» und «Raging Bull» zu den grössten Charakterdarstellern des Kinos, er gewann schon zwei Oscars. De Niro war zweimal verheiratet und hat sechs Kinder.

Robert De Niro (78) wächst als Einzelkind in New York auf. Sein Vater, Robert Sr., zählte zu den führenden abstrakt-expressionistischen Malern der USA, seine Mutter Virginia war Poetin. Mit 16 verlässt er die Schule, um Schauspieler zu werden. Seit den 70er-Jahren gehört er dank Rollen in «Der Pate» und «Raging Bull» zu den grössten Charakterdarstellern des Kinos, er gewann schon zwei Oscars. De Niro war zweimal verheiratet und hat sechs Kinder.

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Wie meinen Sie das?
Im Kino lebe ich jede Szene mit – mit jeder Faser meines Körpers. Wenn Filme auf einem kleinen Bildschirm laufen, mindert das die dramatischen Elemente, schwächt Comedy-Effekte ab und ruiniert das gesamte Filmerlebnis! Deshalb sind Micro-Screens eine echt schlechte Sache. Meine Freude, einen neuen Film zu schauen, ist direkt daran gekoppelt, dass ich ihn auf der grossen Leinwand erlebe. Denn Kino ist ein Gemeinschaftserlebnis. Ich kann mich an so viele tolle Momente in meiner Kindheit erinnern.

Dann sind Sie oft als Kind im Kino gewesen?
Oh ja! Bei mir um die Ecke – in New York zwischen der 7th und 8th Avenue – gab es eine ganze Reihe von grossartigen Kinos. Als Bub bin ich am Samstagmorgen zu den Lachfilmen gegangen. So nannten wir die Komödien mit Stan Laurel und Oliver Hardy oder auch Abbott and Costello.

Sie sind als Bub allein gegangen?
Als ich jünger war, hat mich mein Vater oft mitgenommen, manchmal auch meine Mutter. Später bin ich dann mit meinen Freunden hin. Ich erinnere mich noch an das Roxy Theatre. Das war ein Kino mit 6000 Plätzen. Das war immer ein echtes gesellschaftliches Ereignis, wenn du mit so vielen Menschen einen Film gesehen hast. Ich weiss noch heute, wie ich da «Ben Hur», «Spartacus» oder «Denn sie wissen nicht, was sie tun» gesehen habe.

Welcher Film war damals Ihr Favorit?
Ob Sie es glauben oder nicht, es war die Horror-Komödie «Bela Lugosi Meets a Brooklyn Gorilla» von 1952. Den habe ich gesehen, als ich neun Jahre alt war. Nach der Vorstellung kam Bela Lugosi leibhaftig auf die Bühne und hat Fragen aus dem Publikum beantwortet. Das werde ich niemals vergessen.

Die Kinobranche hat unter den Einschränkungen massiv gelitten – die Zuschauerzahlen sind massiv eingebrochen. Glauben Sie an eine Leinwand-Renaissance?
Ins Kino zu gehen, war und ist ein echter Thrill! Neue Filme in voll besetzten Sälen zu erleben, mit dem Geruch von Popcorn in der Nase, das lässt sich durch nichts ersetzen. Ich wünschte allerdings, dass nicht nur Kinos, sondern auch «Vérité», also die Wahrheit, ein Comeback feiert. Wir leben in einer Zeit, in der so viele Lügen verbreitet werden, so viele Unwahrheiten, die wiederum unzählige weitere kleine Unwahrheiten zur Folge haben.

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