Lederjacke und Silber-Sneakers
Haushälterin verkauft Udos beste Stücke

Udo Jürgens (†80) schenkte seiner Haushälterin eine Leder­jacke und Silber-Sneakers. Ein Secondhand-Laden bietet die Stücke jetzt zum Verkauf.
Publiziert: 04.09.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 21:10 Uhr
Der Star legte Wert auf gepflegte Garderobe, seine Haushälterin sorgte dafür.
Foto: Keystone
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Christiane Binder

Er nannte sie Lalia. Eulalia Pereira (48), geboren in Portugal, schmiss bis zuletzt Udo Jürgens’ Haushalt. Eines Tages, das Datum weiss sie nicht genau, kam der Schlagerstar gut gelaunt mit seiner schwarzen Lieblingsjacke und mit seinen Silber-Sneakers mit dem Aufdruck «U.J» zu ihr: «Die schenk ich dir.»

Wenn Pereira von ihrem Chef erzählt, rutscht sie oft ins Präsens, spricht von ihm, als werde sie heute Abend für ihn kochen. Er sei ja so grosszügig, sagt sie: «Wenn er glücklich und zufrieden ist, dann will er was verschenken.» Sein Tod im Dezember 2014 war auch für sie ein Schock, «er wirkte doch vollkommen fit!» Alle übrigen Kleider des Stars, auch «etwa 50, 60, 70 Hemden», schätzt Pereira, bekamen die Kinder John und Jenny. Ihr blieben der Blazer und die Schuhe. Sie hatte sie «schön verpackt» im Keller an ihrem Wohnort Küsnacht ZH verstaut. Zustand: wie neu. Denn ausser fürs Kochen war Pereira für Udos Garderobe zuständig, sie wusch und bügelte auch die vielen Hemden. Die Lederjacke pflegte sie mit einer Spezialcreme aus Portugal: «Ich habe sie dünn damit eingerieben und zweimal poliert, zum Schutz die Knöpfe mit Seidenpapier umwickelt. Das dauerte zwei Stunden.» Für die Schuhe war Jürgens Schuhmacher in Zumikon ZH zuständig. «Udo war so ein schicker, charmanter Mann, er liebte seine Kleidung gepflegt.»

Wo und wann er die Sachen gekauft hat, weiss sie nicht mehr. Nur, dass er keiner war, der wie im Rausch geshoppt habe wie viele andere Stars. Beim Kauf hätten ihn oft seine Kinder oder die Partnerin begleitet, und er habe jedes Stück gern getragen. Die Jacke habe er oft angehabt, sagt ­Pereira, etwa an seinem 77. Geburtstag 2011.

«Es war schön bei ihm», erinnert sie sich. Am Morgen ging sie posten, dann richtete sie sein Zmorge, zu dem stets Radiesli und ein Heineken gehörten. Udo frühstückte ja erst gegen 13 Uhr, «das sind Künstler, die leben nachts.» Oft reiste sie mit im Privatflugzeug, etwa ins Ferienhaus an der ­Algarve. Ihr Chef sei total unkompliziert und bescheiden gewesen, «und er wusste die Arbeit anderer zu schätzen».

Jetzt, fast zwei Jahre nach seinem Tod, kamen ihr die Jacke und die Schuhe wieder in den Sinn. «Ich wollte sie gern behalten. Aber was sollen sie im Keller? Ich weiss, er wäre glücklich, wenn jemand sie gern tragen würde.»

Sie brachte die Stücke zum Secondhand «First & 2nd» an der Zürcher Kreuzbühlstrasse, direkt am Bahnhof Stadelhofen. Den Arbeitsvertrag ab 2012 brachte sie mit, «damit man es mir auch glaubt». Es ist der älteste Secondhand-Laden der Stadt, «45 Jahre alt, mindestens» sagt Inhaber Chris­tian La Roche (50).

Um den Verkauf möchte er kein grosses Theater veranstalten: «Es ist für viele sicher schön, die Sachen auch nur mal in der Hand zu halten.» Die Jacke, Marke Boss, Grösse 52, kostet 8000 Franken. Die Sneakers, Grösse 44, mit eingenähten Initialen, bietet er für 4000 Franken an. Der Verkauf startet morgen, Montag, um zehn Uhr, Ladenschluss ist um 18.30 Uhr. «Der Erste gewinnt», sagt La Roche.

Einen Teil des Geldes will Lalia dem Tierheim in Car­voeiro an der Algarve spenden: «Er hat regelmässig Geld dafür gegeben», sagt Pereira. In ­Carvoeiro hatte Jürgens sein Fe­rienhaus, dort spielten sein Mischling Lucky und Lalias Terrier Bailey oft begeistert miteinander.

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