Mummenschanz-Gründerin Floriana Frassetto Hand in Hand mit Tochter Melanya
Mein Mummenschatz

Für die eine ist die Bühne das Leben – die andere bleibt lieber im Hintergrund. Zu Besuch bei Mummenschanz-Gründerin Floriana Frassetto und ihrer Tochter Melanya.
Publiziert: 03.12.2016 um 12:09 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 14:59 Uhr
Mummenschanz-Gründerin Floriana Frassetto und ihre Tochter Melanya.
Foto: Daniel Ammann
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Katja Richard

Für Floriana Frassetto (66) ist die Bühne das Leben. Sie feiert heute mit Mummenschanz Weltpremiere im Zürcher Theater 11. Ihre Tochter Melanya Velazquez (28) sitzt lieber im Publikum. «Dafür ist Melanya meine strengste und ehrlichste Kritikerin.»

Letztes Gründungsmitglied

Seit 44 Jahren ist Frassetto mit dem weltberühmten Maskentheater unterwegs, sie ist das letzte verbleibende Gründungsmitglied. Im neuen Programm «You & Me» tritt sie mit vier jungen Artisten auf. «Mein Traum war, dass eines Tages meine Tochter mit Mummenschanz auf der Bühne steht», sagt die Künstlerin. Aber die Fussstapfen der Mutter sind gross. «Ich musste zuerst herausfinden, ob das auch mein Traum ist», findet Melanya.

Mit Mummenschanz gross geworden

Sie ist mit Mummenschanz im wahrsten Sinne des Wortes gross geworden. Bis zum Schulbeginn, war sie mit dem Theater unterwegs: «Ich war schon vor dem Kindergarten auf der ganzen Welt, leider kann ich mich nicht an alles erinnern», meint sie und lacht. Als Melanya acht Jahre alt ist, zieht sie mit ihrer Mutter nach Altstätten SG, ins Haus zu deren Lebenspartner und Mummenschanz-Manager Hans Jörg Tobler (†76). «Hier ist mein Daheim, mein Atelier und Büro», so Frassetto. Ihre Tochter ist inzwischen ausgezogen. «Sie ist erwachsen und lebt ihr eigenes Leben.»

«Ich habe schreckliches Lampenfieber»

Auch in Melanyas Adern fliesst Künstlerblut – nicht nur seitens der Mutter, ihr Vater ist ein Flamencosänger aus Spanien. Trotzdem fühlt sie sich im Scheinwerferlicht nicht wohl: «Ich habe schreckliches Lampenfieber.» Sie hat Mummenschanz stets lieber aus dem Hintergrund beobachtet, etwa als Fotografin. Darum entschied sie sich für die Kunst- und Designschule in Zürich, später besuchte sie in New York diverse Kurse an der Schauspielschule New York Film Academy. Spätestens da wurde ihr klar, dass die Bühne nichts für sie ist: «Es macht mich viel zu nervös. Und ich habe auch nicht den Machergeist meiner Mutter.» 

Tochter bevorzugt geregeltes Leben

Heute arbeitet Melanya in einem Büro, lebt mit ihrem Freund in Wittenbach SG und wünscht sich in naher Zukunft eine Familie. «Ich mag das geregelte Leben, aber ich reise auch liebend gerne und besuche meine Mutter an ihren Spielorten.» Schliesslich habe sie als Kind die Mutter oft nicht gesehen, weil die mit der Theatergruppe unterwegs war. «Darum geniessen wir die Zeiten zusammen ganz besonders. Sei es beim Basteln oder am Klavier.» Viel Zeit blieb dafür vor der Premiere nicht.

«Mummenschanz ist mein zweites Kind, mein Liebhaber, mein Feind, mein Freund», so Frassetto. Ans Aufhören mag sie nicht denken. Als vor sechs Jahren ihr Lebenspartner Hans Jörg Tobler starb, war ihr die Arbeit ein grosser Trost. «Ich habe damals viel geweint.» Dann ist sie ins Kostüm gestiegen: «Mit dem ersten Schritt auf der Bühne betrat ich eine andere, stille Welt. Darum liebe ich Mummenschanz. Es ist eine leise Poesie, die in der heutigen Hektik immer wichtiger wird.» 

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