BLICK trifft den Diamant-Rapper in Wien
RAF Camora ist am «Zenit» seiner Karriere angekommen

10 Jahre nach seinem ersten Soloalbum «Nächster Stopp Zukunft» veröffentlicht RAF Camora mit «Zenit» seine letzte Platte. Im Interview spricht der Musiker über Erfolg, die Schweiz und seine Lebensträume.
Publiziert: 02.11.2019 um 14:17 Uhr
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Aktualisiert: 06.11.2019 um 09:28 Uhr
Interview: Fynn Müller

Es waren aufregende Tage für den Rapper RAF Camora (35). In der Nacht auf Freitag erschien sein allerletztes Soloalbum «Zenit». Gefeiert wurde im 18. Stock des Sofitels in Wien. Zuvor nahm sich der Diamant-Rapper die Zeit, gegenüber BLICK seine Karriere Revue passieren zu lassen.

BLICK: Sie sind die ersten sechs Jahre Ihres Lebens in der Schweiz (Vevey) aufgewachsen. Was bedeutet die Schweiz für Sie?
RAF Camora: Die französische Schweiz ist für mich Kindheit. Ich muss sagen, dass sich die deutschsprachige Schweiz extrem von der französischen unterscheidet. Natürlich solche Sachen wie Bieberli und alle anderen Sachen zum Essen von der Migros kenne ich von Kind auf. Ansonsten waren wir eher zu Frankreich bezogen. Wir haben beispielsweise französisches Fernsehen geschaut. Es kommen immer wieder Heimatgefühle auf, wenn ich in der Schweiz bin.

Was mögen Sie an der Schweiz am meisten?
Das Essen. Das ist in der Schweiz auf jeden Fall das beste.

RAF Camora veröffentlichte am Freitag sein neues Album «Zenit».
Foto: Pascal Kerouche
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Haben Sie ein helvetisches Lieblingsessen?
Alle Arten von Schokolade. Ich liebe Ragusa, ich liebe Ovomaltine. Allgemein muss ich einfach sagen, dass es in der Schweiz die besten Süssigkeiten gibt. Aber auch das Fondue ist super.

In dem Lied «Schwarzer Rabe», das 2010 erschienen ist, gibt es eine bedeutsame Line: «Nimm das Eisen runter, hab schon viel wie dich gesehen, da war dieser Kurt Cobain, doch bei ihm kam ich zu spät»

Würden Sie sagen, dass Sie der Rabe, der in dem Song spricht, vor etwas Schlimmen bewahrt hat?
In der Geschichte vom Schwarzen Raben war es eben so: Entweder du stirbst, oder du gehst den Pakt mit dem Raben ein. Deswegen hat er mich auf jeden Fall vor etwas Schlimmen bewahrt, denn ich bin den Pakt mit der Musik eingegangen. Wer weiss, wie es sonst gelaufen wäre. Natürlich sass ich damals aber nicht da, mit der Pistole in der Hand, und wollte mich umbringen. Es ist einfach eine schöne Metapher dafür.

Dann kam aber alles wie prophezeit. Die Sachen, die Sie sich damals erträumt haben, sind heute wahr. Wie konnten Sie 2010 schon wissen, dass der Durchbruch eines Tages kommen wird?
Das ist wirklich verrückt, das kann ich Ihnen selber nicht sagen. Wenn ich jetzt das Lied «Schwarzer Rabe» höre, kriege ich Gänsehaut. Jedes Mal. Es ist eins zu eins eingetroffen, was ich damals angesprochen habe. Jedes einzelne Detail.

Jetzt sind Sie am Zenit Ihrer Karriere angekommen. Jegliche Rekorde haben Sie gebrochen. Was passiert nach dem 18.12.2020, wenn sich das Kapitel RAF Camora schliesst?
Ich habe auf jeden Fall Pläne für mich als Person. Es gibt viele Dinge, die ich in meinem Leben nicht gemacht habe, weil ich die ganze Zeit nur gearbeitet habe und mich auf die Karriere konzentriert habe. Deswegen gibt es eine lange To-do-Liste. Da ich ein Künstler bin, wird alles mit Kreativität zu tun haben. In welcher Form es dann kommt, kann ich jetzt noch nicht sagen.

Gibt es auch neben der Karriere einen Lebenstraum, den Sie sich noch erfüllen wollen?
So kitschig es klingt, eine Familie gründen.

Der Erfolg bringt neben den positiven Sachen auch Negatives mit. Wie hat sich das bei Ihnen bemerkbar gemacht?
Der Erfolg bringt unglaubliche Sachen mit, die man sich nie hätte erträumen können. Aber es verändert deine komplette Realität. Alles, was du bisher gekannt hast, kannst du vergessen. Egal welcher Mensch, egal wie nah dir jemand steht, egal was es in deinem Leben gab, es ist nicht mehr wie vorher. Es ist, als würdest du in eine andere Dimension ziehen, wo alles anders ist. Wo die Zeit rückwärts läuft und die Bäume orange sind.

Gibt es heute etwas, was Sie Ihrem früheren «Ich» mit auf den Weg geben würden?
Ich hätte ihm Tipps für die Karriere gegeben. Ich glaube, dass ich dann viel früher erfolgreich gewesen wäre. Dann hätte ich das Album «Zenit» vielleicht schon vor vier Jahren herausgebracht. So hätte ich persönliche Ziele vielleicht schon erreicht, um die ich mich jetzt noch kümmern muss. Dennoch finde ich aber, dass ich viele Sachen richtig entschieden habe. Es gibt so gut wie nichts, was ich ändern würde.

Sie schlafen oft in Hotels, sind auf der ganzen Welt unterwegs. Gibt es einen Ort, wo Sie sich zurückziehen können?
Im Moment ist es tatsächlich das Sofitel in Wien, wo wir gerade sind. Es ist schwierig, wenn du so viel unterwegs bist, diesen Sinn für «da bin ich Zuhause» zu finden. Ich muss immer versuchen, dass ich für mich selber einen Ort finde, wo ich ganz für mich sein kann.

Was bedeutet Heimat für Sie?
Heimat ist da, wo die Leute sind, die du liebst. Heimat sind für mich aber auch Orte, die dir Geschichten erzählen. Wenn du durch eine Stadt gehst, in der dir die Wände Geschichten erzählen, dann ist das deine Heimat. Leute, die das alles an einem Fleck haben, sind in meinen Augen sehr gesegnet.

Sie haben Wohnungen in Berlin und Wien. Könnten Sie sich vorstellen, eines Tages zurück in die Schweiz zu kommen?
Ich wollte tatsächlich in die Schweiz, vor etwa sechs Monaten. Vor allem aus steuerrechtlichen Gründen habe ich mir überlegt, dahin zu ziehen. Aber auch weil meine Mutter zu diesem Zeitpunkt in der französischen Schweiz lebte, habe ich mit dem Gedanken gespielt. Der Genfer See ist extrem schön, fast wie ein Meer. Da gibt es auch Palmen und Feigen. Dennoch denke ich aber, dass ich mich dort verloren fühlen würde. Zürich ist eine Grossstadt, das würde gehen. Vevey ist eine Kleinstadt. Ich bin in Metropolen aufgewachsen, in riesigen Städten. Daher dachte ich, dass ich mich dort nicht wohl genug fühlen würde.

Erfolgs-Rapper

RAF Camora ist ein österreichischer Hip-Hop-Musiker und Produzent. Er wurde am 4. Juni 1984 als Raphael Ragucci in Vevey geboren. Sein Vater stammt aus Österreich, seine Mutter ist Italienerin. Als 6-Jähriger kam er nach Wien und wuchs dort im Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus auf. 2009 erschien sein erstes Soloalbum. 2016 veröffentlichte er «Palmen aus Plastik», ein Kollaborations-Album mit dem Rapper Bonez MC (33). Über 200'000 Mal wurde es verkauft. Gemeinsam haben sie die grössten Hallen in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz ausverkauft. Am 1. November 2019 erschien mit «Zenit» nun RAF Camoras letztes Soloalbum.

RAF Camora ist ein österreichischer Hip-Hop-Musiker und Produzent. Er wurde am 4. Juni 1984 als Raphael Ragucci in Vevey geboren. Sein Vater stammt aus Österreich, seine Mutter ist Italienerin. Als 6-Jähriger kam er nach Wien und wuchs dort im Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus auf. 2009 erschien sein erstes Soloalbum. 2016 veröffentlichte er «Palmen aus Plastik», ein Kollaborations-Album mit dem Rapper Bonez MC (33). Über 200'000 Mal wurde es verkauft. Gemeinsam haben sie die grössten Hallen in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz ausverkauft. Am 1. November 2019 erschien mit «Zenit» nun RAF Camoras letztes Soloalbum.

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