Flughafen-Zustände stellt die Musikdiva vor Probleme
Diana Ross mit Kleiderchaos am Montreux Jazz Festival

Sie ist eine der grössten Musikdiven der Geschichte und wurde mit dem Grammy für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Nun beehrte Diana Ross das Montreux Jazz Festival. Und musste dabei Flexibilität beweisen.
Publiziert: 10.07.2022 um 15:11 Uhr
Michel Imhof aus Montreux VD

Erst vor wenigen Wochen sang sie im Rahmen des 70. Thronjubiläums für Queen Elizabeth II. (96), nun beehrte Soul-Diva Diana Ross (78) das 56. Montreux Jazz Festival mit ihrer Musik. Beim Auftritt, der im Rahmen ihrer Abschiedstournee stattfand, musste sie aber kräftig improvisieren. Ein Teil ihrer 14-köpfigen Band reiste mit Verspätung an, was einen Soundcheck verunmöglichte. Zudem war ihr Gepäck nicht am Flughafen angekommen.

«Ich habe keine anderen Kleider mehr anzuziehen», verriet sie während ihrem Konzert den 4000 Besuchern im ausverkauften Auditorium Stravinski. Einen Tag vorher stand sie im niederländischen Rotterdam beim North Sea Jazz Festival auf der Bühne – vermutlich musste Ross also über den in die Kritik geratenen Chaos-Flughafen Amsterdam Schiphol an den Genfersee reisen. «Ich hoffe, sie finden meine Koffer morgen», so Ross. Bilder mit professionellen Kameras durften beim Auftritt von Ross weder die Zuschauer noch Berufsfotografen machen. Dass dies mit den fehlenden Kleidern zu tun hat, sei nicht der Fall, teilen die Veranstalter auf Anfrage von Blick mit.

«I'm Coming Out» zum Start

Das Kostüm-Chaos tat einem unvergesslichen Konzert aber keinen Abbruch. Um viertel vor zehn, mit rund 15 Minuten Verspätung, wurde der allererste Auftritt der Soul-Diva am Montreux Jazz Festival mit einem epischen Clip angekündigt. «Are you ready?» wurden die Zuschauer gefragt, ehe die legendäre Musikerin mit «I'm Coming Out» gutgelaunt gleich einen ihrer bekanntesten Songs zum Besten gab.

Diana Ross gab am Samstagabend ihren allerersten Auftritt am Montreux Jazz Festival. Dieses Bild zeigt sie am North Sea Jazz Festival in Rotterdam einen Tag zuvor. Professionelle Bildaufnahmen waren in Montreux nicht erlaubt.
Foto: DUKAS
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Was folgte, war eine Retrospektive durch ihre eigenen Hits und jene ihres Motown-Trios «The Supremes». Und davon gibt es einige: 12 Mal landete die Band zwischen 1964 und 1969 auf Rang 1 der US-Charts – nur die Beatles konnten dies übertrumpfen. In Monteux bekamen die Zuschauer unter anderem «Baby Love», «Stop! In The Name Of Love» und «You Can't Hurry Love» zu hören.

Vermutlich letzter Tour-Auftritt auf europäischem Boden

Nach dem Ausflug in die Welt der Supremes, oder von «Diana Ross & The Supremes», wie die Band später hiess, ging es weiter zu den Disco- und Soul-Songs von Ross selber. «Upside Down» stimmte sie genauso an wie «Chain Reaction» und «Ain't No Mountain High Enough». «Ich habe gehört, das ist ein Jazz-Festival», sagte sie während ihres Auftritts zum Publikum. «Also machen wir ein bisschen Jazz.» Dazu fügte sie den von ihr im Jahr 1974 veröffentlichten Billie-Holiday-Klassiker «Don't Explain» auf ihre Setliste hinzu.

Der Auftritt in Montreux war der letzte von Ross' sechswöchiger «Thank You Tour» durch Europa und Grossbritannien und vermutlich auch ihr letzter Tourgig auf europäischem Boden überhaupt. Dabei zeigte sie sich von einer sehr nahbaren und menschlichen Seite. Während mehreren Auftritten holte sie ihre Grosskinder und Kinder auf die Bühne und liess sie bei der Zugabe «I Will Survive» sogar selbst singen. Die Bühne glich manchmal weniger einem Konzert, sondern einem unorganisierten, aber sympathischen Chaos. Auch, weil Ross hin und wieder mit technischen Problemen – ihr Kopfhörer funktionierte zwischenzeitlich nicht – kämpfte.

Drei Kostümwechsel lagen drin

Am Ende wollte Ross die Bühne gar nicht mehr verlassen. Nach der eigentlich geplanten Zugabe «I Will Survive» sass sie auf einen Stuhl vor dem Publikum, witzelte über ihr Alter («Ihr wisst, dass ich 47 Jahre alt bin, oder?») und widmete am Ende «Thank You» ihren Liebsten und ihrem Team.

Und die Kleider? Ein Mangel an Kostümwechsel verzeichnete das Konzert von Diana Ross keineswegs. Erst präsentierte sie sich in einem schwarzen Kleid mit Blumenaufdruck und oranger Federboa, bevor sie in einem auffälligen, neon-gelben Dress mit schwarzen Punkten auf die Bühne schritt. Zu guter Letzt trug sie ein paillettenbesetztes Glitzerkleid – das aber nicht annähernd so schillernd war, wie Diana Ross selbst.

Sie bedankt sich für die 62-jährige Karriere

Aretha Franklin (1942–2018), Nina Simone (1933-2003), Chaka Khan (69), Ella Fitzgerald (1917-1996), Etta James (1938-2012), Alicia Keys (41), Lauryn Hill (47) und Mary J. Blige (51): Die Liste von afro-amerikanischen Sängerinnen, die das Montreux Jazz Festival bereits beehrten, ist lang. Für Ross war es das erste Mal. Und trotzdem wirkte sie sehr vertraut mit dem Event am Genfersee. «Merci für die 62-jährige Karriere, die ich erleben durfte», sagte sie beim Abschied zum Publikum. «Danke für die viele Liebe und danke für meine wunderbare Familie.»

Das Montreux Jazz Festival läuft noch bis nächsten Samstag, 16. Juli 2022. Tickets gibts bei Ticketcorner.

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