Schockrocker Alice Cooper über Liebe und Glaube
«Mich trifft man jeden Sonntag in der Kirche»

Altrocker Alice Cooper ist mit einer neuen CD zurück. Und erzählt im BLICK-Interview, weshalb er täglich betet und jeden Sonntag zur Kirche geht.
Publiziert: 14.03.2021 um 20:52 Uhr
Interview: Dominik Hug

Selbst der grösste Schockrocker konnte die Corona-Pandemie nicht vorhersagen. Alice Cooper (73) erzählt am Telefon aus Arizona (USA), wie er die Isolation verbrachte, weshalb er jeden Tag bete und was das Geheimnis einer langen Ehe sei.

BLICK: Wie geht es Ihnen?
Alice Cooper:
Super. Ich habe beide Corona-Impfungen seit dieser Woche hinter mir. In Arizona hat sich die Situation glücklicherweise etwas entspannt. Die Restaurants und Shoppingcenter sind wieder geöffnet. Was für ein verrücktes Jahr! Ich bin es nicht gewohnt, ein Jahr lang zu Hause herumzusitzen. Seit letztem März mussten wir 180 Konzerte absagen.

Wie haben Sie die Zeit verbracht?
Ich stand jeden Tag auf dem Golfplatz. Das ist das Erste, was ich morgens mache. Und ich schrieb viele Songs. Wie alle anderen Musiker auch. Die nächsten Monate wird wohl eine Schwemme von Alben veröffentlicht werden. Ausserdem besuchte uns zweimal die Woche ein Tanzlehrer. Ich und meine Frau nahmen Stepptanz-Unterricht.

Alice Cooper zählt zu den prägnantesten Charakteren des Rock'n'Roll.
Foto: Jenny Risher
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Warum denn das?
Aus Langeweile! Sheryl ist professionelle Ballerina. Sie liebt es, in Bewegung zu bleiben.

Sie und Sheryl gingen sich mit der Zeit nicht auf die Nerven?
Nein, wir sind auch sonst unzertrennlich. Sheryl begleitet mich immer auf Tournee, steht bei mir zeitweise auch auf der Bühne. Ohne sie geht nichts.

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Das Geheimnis Ihrer Ehe?
Liebe, Verständnis, Treue. Und das seit 45 Jahren.

Sie sind über 50 Jahre im Geschäft. Wie haben Sie durchgehalten?
Als wir in den 60er-Jahren angefangen hatten, glaubte niemand daran, älter als 30 zu werden. Die Party hörte nie auf, so war der Zeitgeist. Ich war kein grosser Drogenfreund, habe auch nie geraucht, aber ich trank sehr viel. Dennoch war ich schlau genug, meine Karriere nie für das Vergnügen aufs Spiel zu setzen. Andere taten das, sie versanken in der Vergessenheit, weil sie nur noch Mist abgeliefert haben. Oder sie starben.

Was haben Sie in all der Zeit gelernt?
Dass Qualität immer gewinnt. Man kann seiner Arbeit nicht halbherzig nachgehen. Man muss immer sein Bestes geben. Nur so hält man sich oben. Ich denke noch heute, dass ich meine besten Songs noch gar nicht geschrieben habe.

Worauf sind Sie stolz?
Wir haben das Showbusiness in den Rock'n'Roll gebracht. Ich erkannte sehr früh in meiner Karriere, dass ich nicht einfach auf einer Bühne meine Lieder singen kann, sondern die Leute noch anderswie unterhalten muss. Das hat vor mir niemand getan. Unsere Konzerte gleichen noch heute einem Broadway-Musical.

Wie halten Sie sich fit?
Mit viel Bewegung und positivem Denken. Schlecht drauf zu sein, hat noch nie jemanden vorwärtsgebracht. Ich fühle mich so gesund wie ein 40-Jähriger. Mit 30 war ich dauernd erschöpft. Warum? Weil ich zu viel gesoffen habe und dadurch meinen Körper zerstörte. Also hörte ich auf damit. Radikal.

Angst vor dem Tod?
Ich bin Christ, und als solcher fürchtet man sich nicht vor dem Tod. Ich kenne meine Bestimmung. Ich lese jeden Tag in der Bibel, gebe auch Bibelunterricht. Mich trifft man jeden Sonntag in die Kirche. Meine Beziehung zu Jesus ist sehr eng. Sie ist das Wichtigste in meinem Leben, wichtiger als Reichtum oder Ruhm. Mein Glauben gibt mir eine grosse Ruhe. Ich habe kein Stress im Leben. Stress ist, was dich tötet. Stress ist die schlimmste Krankheit von allen.

Wovor haben Sie Angst?
Nur vor banalen Dingen. Nadeln beispielsweise. Auf der Bühne hantiere ich mit einer Guillotine, wickle mir auch eine Schlange um den Hals. Alles kein Problem! Aber vor einem Bluttest habe ich Höllen-Angst. Deswegen wurde ich auch nie zum Junkie.

Noch Träume?
Ich bin nicht gierig, aber endlich einen Grammy zu gewinnen, wäre schön. Toll wäre es auch, wenn irgendwann jemand meine Show «Welcome to My Nightmare» als Broadway-Musical inszenieren würde. Ich muss mich dort nicht mal selber spielen, das kann ein anderes hübsches Kerlchen machen, vielleicht Harry Styles.

Und privat?
Ich bin wunschlos glücklich! Ich habe drei tolle Kinder und vier wunderbare Enkel. Ich bin mit der grossartigsten Frau der Welt verheiratet. Was will ich mehr vom Leben?

Was wird auf Ihrem Grabstein stehen?
Fünf Worte: Ich stehe direkt hinter dir.

Neue CD: Alice Cooper «Detroit Stories»


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