Mit Schweizer Bademode voll auf Kurs
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Ökologisch, fair und chic
Mit Schweizer Bademode voll auf Kurs

In diesem Sommer sind viele daheim gestrandet und legen sich in die Badi. Mit dieser heimischen Bademode macht man nicht nur eine gute Figur, sondern tut auch noch was für die Umwelt.
Publiziert: 08.08.2020 um 23:24 Uhr
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Aktualisiert: 17.11.2020 um 08:19 Uhr
Katja Richard

Es war ein heisser Herbsttag vor bald zwei Jahren, als der Architekt Peter Hornung (39) sie bemerkte: «Mitten in Zürich, am Oberen Letten, schwamm sie an mir vorbei. Nie zuvor hatte ich sie so klar gesehen. Ich dachte noch eine Weile über sie nach, während ich das kühle Nass genoss.» Die Rede ist von einer PET-Flasche. Hornung folgte ihr bis zum Kraftwerk, wo sie aufgefangen wurde und in der Müllverbrennungsanlage des ERZ landete.

In dem Augenblick war die Idee zu Round Rivers geboren, Bademode aus Limmat-PET-Flaschen. Im Sommer 2019 fischte Hornung höchstpersönlich 6000 Stück aus dem Fluss. «Das geht schneller, als man denkt – und es macht Spass. Für mich hat das was Meditatives.» Die Mode war bei dem Projekt für Hornung weniger wichtig. Es ging ihm vielmehr darum, die PET-Flaschen in einen sinnvollen Recycling-Kreislauf zu bringen.

Aus dem Wasser für das Wasser

Das ist ihm gelungen. Die Produktion ist sogar CO2-positiv und passiert innerhalb eines Radius von 140 Kilometern: In der Ostschweiz wird das PET zerkleinert, im Tessin entsteht das Polyestergarn, in Norditalien wird es gewoben und zur Bademode verarbeitet. Für ein doppelschichtiges Badekleid mit Farbverlauf braucht es vier PET-Flaschen. Das Design ist schlicht und zeitlos. Da das Projekt Peter Hornung vollumfänglich beschäftigt, hatte er erst Anfang August Zeit, seine Round-Rivers-Badehose angemessen zu taufen – mit einem Sprung in die Limmat.

Peter Hornung an der Limmat, wo er die PET-Flaschen für seine Kollektion aus dem Wasser fischt.
Foto: Dominique Meienberg
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Im Wasser geboren worden sind auch die Bikinis der Bielerin Sara Zbinden (27). Nach dem Studium bereiste die passionierte Surferin die schönsten Strände der Welt – und ärgerte sich über die schlechte Qualität vieler Badekleider und deren Herkunft: «Die meisten werden unter menschenverachtenden Bedingungen in Asien hergestellt und kommen mit überhöhten Margen in die Läden.»

Faire Produktion im Familienbetrieb

Wieder daheim griff Zbinden kurzerhand zu Schere und Stoffresten ihrer Grossmutter: «Sie nähte früher Rock-'n'-Roll-Kostüme, die sind ebenfalls aus Lycra.» Das ist inzwischen vier Jahre her. Aus dem Hobby wurde nach und nach ein Business. Statt Stoffresten verwendet Zbinden für ihr Label Pura Clothing heute feinsten Recycling-Stoff aus Italien. Dort lässt sie ihre Entwürfe auch schneidern – in der Nähe von Como in einem kleinen Familienbetrieb.

«Mir ist es wichtig, dass die Produktion überschaubar und fair ist», sagt sie. Für das Design lässt sie sich von ihren Reisen inspirieren, Blumenprints erinnern an ferne Destinationen wie Hawaii. Etwas haben aber alle Modelle gemeinsam: Sie sind immer zweiseitig tragbar.

Bademode von Mutter und Tochter

In der Familie produziert wird auch bei Mira Blazevic (69). Statt sich in den wohlverdienten Ruhestand zurückzuziehen, startete sie vor drei Jahren gemeinsam mit ihrer Tochter Ivon Blazevic (46) durch. Die beiden gründeten das Label Volans für hochwertige und nachhaltige Bademode. «Jedes Modell wird von Hand an der Puppe in unserem Atelier in Zürich kreiert. Meine Mutter hat über 40 Jahre Erfahrung in dieser Handwerkskunst», so Ivon.

Die Prototypen werden in Zürich genäht und von Freundinnen Probe getragen. Produziert wird die Kollektion in einem kleinen Betrieb in Kroatien, damit bringen die Unternehmerinnen auch Arbeit in die alte Heimat. Sämtliche Materialien stammen aus einem Umkreis von 350 Kilometern, der Lycra-Stoff ist umweltzertifiziert.

Von Hand genäht in Huttwil BE

Viel Wert auf Nachhaltigkeit und Ethik – auch bei seiner Bademode – legt das Modemacher-Paar Sanaz (38) und Kai Wasser (37), das vor fünf Jahren mit dem Label Sanikai startete. «Alles wird von Hand zugeschnitten und von einer Schneiderin in Bern oder Zürich genäht», sagt Sanaz Wasser. Es gibt vier bestehende Modelle, die für die Kundin im Atelier massgeschneidert werden: «So passt der Schnitt auf jede Figur und bereitet lange Freude.»

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