Das sind Europas Prinzessinnen
Sie bringen Schwung in alte Paläste

Sie heissen Catharina-Amalia, Elisabeth, Ingrid Alexandra, Leonor und Estelle. Fünf junge Prinzessinnen, in deren Händen das Schicksal von Europas Monarchien liegt. Wer sind die künftigen Königinnen? Was bewegt sie? Und wie werden sie als Royals die Geschichte prägen?
Publiziert: 08.05.2024 um 09:49 Uhr
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Aktualisiert: 08.05.2024 um 10:49 Uhr
René Haenig
Schweizer Illustrierte

Es ist ein Foto mit Symbolcharakter, das der dänische Königshof im Herbst 2023 anlässlich des 18. Geburtstags von Prinz Christian auf Instagram veröffentlichte. Es zeigt ihn im Schloss, flankiert von je zwei Prinzessinnen zur Linken und zur Rechten. Fünf der zukünftigen Monarchen Europas: vier Frauen, ein Mann. Europas Königshäuser werden weiblicher.

Prinz Christians Grossmutter, Königin Margrethe II. (84), die im Januar abdankte, gab dem Enkel und den jungen Königstöchtern für die Zukunft als Regenten Folgendes mit auf den Weg: «Es ist eine Herausforderung, aber sie gibt auch Sicherheit, denn man weiss, wohin man gehen muss. Man weiss, dass schon andere in derselben Situation waren und denselben Weg beschritten haben.» Weise Worte einer Frau, die nach 600 Jahren Männerherrschaft als erste Königin für 52 Jahre auf dem Thron ihres Landes sass. Beliebt, volksnah und gebildet. Eigensinnig, extravagant und unkonventionell.

Moderne Prinzessinnen wie Catharina-Amalia der Niederlande (20), Elisabeth von Belgien (22), Ingrid Alexandra von Norwegen (20), Estelle von Schweden (12) oder Leonor von Spanien (18) stehen im Rampenlicht wie keine Generation zuvor. Ihre Herausforderung: die Monarchie fit für die Zukunft zu machen. Kein einfacher Job.

Couragiert: Catharina-Amalia der Niederlande mit einer Herzkette von SeeMe am Hals. Die Firma unterstützt Frauen, die Opfer von Gewalt wurden.
Foto: DUKAS
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Taff: Mit 13 wurde sie wegen ihrer Figur Opfer von Cybermobbing. Heute kämpft Catharina-Amalia gegen Bodyshaming.
Foto: Dukas

Ohne Ausbildung für Königinnen

Catharina-Amalia der Niederlande, die dereinst die vierte Königin ihres Landes sein wird, ist das sehr bewusst: «Es gibt für Königinnen keine Ausbildung wie für Anwälte, Professoren oder Bäcker.» Sie könne nur hoffen, eines Tages eine gute Königin zu sein. Obwohl mit dem «goldenen Löffel im Munde geboren», erlebt die Prinzessin auch harte Zeiten, wird schon in jungen Jahren wegen ihrer Figur Opfer von Bodyshaming. Als sie fürs Studium 2022 nach Amsterdam in eine WG zieht, plant die Drogenmafia, sie zu entführen. Erfahrungen, die Catharina-Amalia prägen und sicher in ihre Regentschaft mit einfliessen werden, ebenso wie das Thema Kolonialerbe, bei dem sich alle Welt fragt: Wie wird sie damit umgehen?

Echt: Prinzessin Elisabeth von Belgien gestand in ihrer ersten offiziellen Rede: «Mir ist klar, dass ich noch viel zu lernen habe.»
Foto: Dukas

Auch auf Elisabeth von Belgien wartet die Aufarbeitung einer noch grösseren Last aus der Kolonialzeit. Ihr Vorfahre Leopold II. selbst hatte noch die Privatkolonie Belgisch-Kongo gegründet. Dass die Kronprinzessin in Oxford Geschichte und Politik studiert, dürfte keine zufällige Entscheidung sein. Elisabeth könnte die Geschichte des Landes und insbesondere die Rolle der Königsfamilie in Verbindung mit der Kolonialzeit aufarbeiten und so der belgischen Monarchie wieder glaubhaft zu mehr Glanz verhelfen.

Stark: Kronprinzessin Leonor wird nach über 150 Jahren die erste Frau sein, die wieder auf dem spanischen Thron Platz nimmt.
Foto: Dukas

Ebenfalls viel Aufbauarbeit wartet auf Leonor von Spanien, wenn sie ihren Vater Felipe VI. (56) auf dem Thron beerbt. Denn ihr Grossvater Juan Carlos I. (86), der 2014 nach zahlreichen Skandalen abdanken musste, hat ein royales Trümmerfeld hinterlassen. Infantin Leonor gilt als menschlich und sehr volksnah. Neben Amtsspanisch spricht sie fliessend Baskisch, Galicisch und Katalanisch, hat sich damit bei Befürwortern der Unabhängigkeitsbestrebungen in Spanien zumindest Respekt erarbeitet. Leonor erfährt mehr Zuspruch als die Dynastie der Bourbonen. An ihre Regentschaft sind viele Erwartungen geknüpft. Um ihnen gerecht zu werden, schaut sie sich viel von ihrem Vater ab.

Kühn: Prinzessin Ingrid Alexandra flog schon im F-16-Kampfflugzeug mit und wagte sogar den Sprung von einer Skischanze.
Foto: NTB/AFP via Getty Images

Zumindest der Gedanke, die ihr zugedachte Rolle als Königin auszuschlagen, ist Ingrid Alexandra von Norwegen nicht fremd: «Natürlich frage ich mich manchmal, wie ein anderes Leben ausgesehen hätte.» Als erster Royal wächst sie in einer Patchworkfamilie auf. Sie hat eine gehörige Portion Grips und Humor, scheut sich nicht, bei einem Galadiner zu gestehen, dass sie mit ihrer Mutter über alles rede und «Sex and the City» gucke. Ein Attribut, das sie besonders auszeichnet: Selbstbewusstsein. Als eine Reporterin nach ihrem Freund fragt, stellt sie klar: «Das ist mein Privatleben und bleibt mein Privatleben.»

Keck: Estelle zeigt sich unbefangen sowie verantwortungsbewusst – und nimmt ihren kleinen Bruder Oscar an die Hand.
Foto: Getty Images

Solchen Fragen muss sich Schwedens Prinzessin Estelle noch nicht stellen, TV-Kameras sind aber schon jetzt oft auf die Zwölfjährige gerichtet. Für sie scheint es normal, stets im Fokus zu stehen. Regelmässig tritt sie mit ihren Eltern bei offiziellen Anlässen auf, wird so besonders von ihrer Mutter, Kronprinzessin Victoria (46) auf ihre Rolle als Königin vorbereitet.

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