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Sucht Versöhnung mit Familie – und erhebt neue Vorwürfe gegen Royals
Prinz Harry klagt an – die Royals schweigen eisern

Er habe seine Familie nie verletzen wollen, beteuert Prinz Harry in einem TV-Interview vor dem Verkaufsstart seiner Biografie. Auch krebst er vom Vorwurf des Rassismus gegen die Royals zurück. Dabei lanciert Harry eine neue Attacke gegen seine Familie.
Publiziert: 09.01.2023 um 02:45 Uhr
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Aktualisiert: 09.01.2023 um 16:04 Uhr
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Vor dem Verkaufsstart seiner Memoiren am Dienstag hat Prinz Harry (38) ein erstes von zwei TV-Interviews gegeben. Dem britischen Sender ITV gewährte Harry tiefe Einblicke in sein Innenleben. Schon nach dem Tod seiner Mutter Prinzessin Diana (1961–1997) habe er gewusst, dass er einen anderen Weg als seine Familie einschlagen werde. Die Rivalität mit seinem älteren Bruder und Thronfolger Prinz William (40) habe sich bereits damals abgezeichnet.

Im Vorfeld ist schon viel von Harrys Autobiografie «Spare» durchgesickert, die auf Deutsch unter dem Titel «Reserve» erscheint. Jetzt wird klar, dass die einst als unzertrennlich geltenden Brüder einander schon lange in einem bitteren Wettbewerb gegenüberstanden. Harry nennt William in dem Buch seinen «geliebten Bruder» und zugleich «grössten Gegenspieler».

Seit Jahren habe er versucht, die Beziehung zu seinem Bruder zu kitten. Habe gehofft, seine Frau Meghan Markle (41) werde sich mit Williams Frau befreunden, mit Herzogin Kate (41). Das Gegenteil trat ein. William und Kate seien von Anbeginn «eifersüchtig» auf Meghan gewesen. Seine Heirat mit Meghan, so habe ihn der Bruder gewarnt, könne «sehr hart» für ihn werden.

Vor dem Verkaufsstart seiner Memoiren hat Prinz Harry dem britischen TV-Sender ITV ein Interview gegeben.
Foto: Dukas
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«Will meinen Vater und Bruder zurück»

Buckhingham und die Royals schweigen beharrlich zu den Attacken des ausgestossenen Sohnes, das macht Harry schwer zu schaffen. Seine Verbalschläge laufen ins Leere. Der exilierte Prinz kritisiert das britische Königshaus und seine eigene Familie seit langem scharf. Die Royals wüssten nicht, mit Vorwürfen und Problemen umzugehen, so der 38-Jährige im ITV-Interview. «Das Schweigen ist ohrenbetäubend.» Damit rechtfertigt er auch die Veröffentlichung der Memoiren: Das Verschweigen der Vorfälle würde es «dem Täter erlauben, weiter zu missbrauchen».

«Sie legen sich mit dem Teufel ins Bett»
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Harry über Royal Family:«Sie legen sich mit dem Teufel ins Bett»

Zwischendurch scheint Harry in dem in Kalifornien aufgezeichneten, 80-minütigen Interview den Tränen nahe. Immer wieder habe er sich von seiner Familie nicht unterstützt gefühlt. «Ich sitze hier und bitte um eine Familie», sagt Harry. «Nicht um eine Institution, um eine Familie.» Er sucht die Versöhnung. Kann aber nicht vergeben. Er liebe seinen Bruder William sehr, beteuerte Harry auch im zweiten Interview mit dem US-Sender CBS. Feuert aber auch in diesem Gespräch scharf gegen seine Familie.

«Ich will meinen Vater zurück. Ich will meinen Bruder zurück. Momentan erkenne ich sie nicht wieder», sagt Harry. Genauso würden die beiden aber wohl auch ihn derzeit nicht wiedererkennen. «Vergebung ist aber zu 100 Prozent eine Möglichkeit», betont er. «Ich glaube wirklich und ich hoffe, eine Versöhnung zwischen uns und meiner Familie könnte Auswirkungen auf die ganze Welt haben.» Vielleicht sei das naiv. Aber er glaube daran. Auf die Frage, ob er noch mit seinem Bruder oder Vater spreche, antwortet Harry: «Derzeit nicht.»

William und Charles «verletzt»

Harry lässt auch durchblicken, dass er von seiner Familie schnöde behandelt worden sei, als er nach dem Tod der Queen (†96) als letzter Royal bei seiner eben verstorbenen Grossmutter eingetroffen war. Er habe eine «wirklich schreckliche Reaktion» von den Royals erhalten, behauptet er – ohne jedoch auszuführen, was ihm genau gesagt oder wie er konkret behandelt worden sei.

In den britischen Medien erscheinen inzwischen zunehmend Stellungnahmen aus dem Umfeld von Harrys Bruder und seinem Vater. Der 40-jährige Thronfolger sei «besorgt und traurig» und koche innerlich über all die Vorwürfe seines Bruders, werde aber nicht «zurückschlagen». Dies sagte ein Freund der beiden Brüder der «Sunday Times».

Auch Harrys Vater ist den Medienberichten zufolge «verletzt». Laut «Sunday Telegraph» sieht König Charles III. eine Versöhnung mit seinem jüngsten Sohn aber als einzigen «Ausweg aus dem Schlamassel». Demnach sollen Harry und seine Frau zur Krönung des 74-Jährigen am 6. Mai eingeladen werden, sein zweiter Sohn soll dabei aber keine offizielle Rolle innehaben.

Schwächt Rassismus-Vorwürfe ab

Wohl als Versöhnungsgeste schwächt der in Ungnade gefallene Royal auch frühere Vorwürfe ab. Meghan und er hätten in einem Interview der US-Talkmasterin Oprah Winfrey (68) der Royal Family keinen Rassismusvorwurf gemacht. Trotz anderslautender Berichte gebe es für ihn einen wichtigen Unterschied zwischen Rassismus und einer «unbewussten Voreingenommenheit». Diese habe er früher auch bei sich festgestellt und sei in royalen Kreisen gängig.

Er habe seine Familie nie verletzen wollen, beteuert Harry. Dabei kritisiert er die Strategie seiner Familie, Geschichten und Narrative in den britischen Boulevardmedien zu platzieren. Wenn «royale Insiderquellen» zitiert würden, kämen diese Informationen vom Palast. Journalisten würden gefüttert und stellten die Motive des Palasts nicht infrage. «So wie sich die britische Presse momentan aufführt», sagt Harry, «fügt das Grossbritannien grossen Schaden zu.»

Und Harry lanciert eine neue Attacke gegen die Royals und erhebt neue Vorwürfe. «Meine Familie hat geholfen, Meghan zu vertreiben», sagt er – und bezeichnet seine Familie als «abusers», als «Peiniger», «Täter». Kate habe Meghan eine «gemischtrassige amerikanische Schauspielerin» genannt – und damit klargemacht, dass seine Frau nicht als Royal willkommen war. Er habe «damals nicht ganz verstanden, wie mitschuldig die Familie an dem Schmerz und dem Leid war, die meine Frau durchlitt». Sie habe, so Harry, an Suizid gedacht.

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