Paola Felix wird vom SRF geehrt
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Emotionale Show:Paola Felix wird vom SRF geehrt

«100% Schweizer Musik»
SRF brachte Paola Felix zum Weinen

TV-Checker Padrutt über «100 Prozent Schweizer Musik» mit Schlagersängerin Paola. So schön wie ein Abend am Blue Bayou.
Publiziert: 16.12.2018 um 13:05 Uhr
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Aktualisiert: 25.11.2020 um 11:32 Uhr
Paola lässt sich feiern: Am Samstag in der SRF-Show «100% Schweizer Musik – Paola Felix» gibts ein Wiedersehen mit Beatrice Egli, Peter Reber, Pepe Lienhard, Michael von der Heide und Luca Hänni (von links).
Foto: Oscar Alessio
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Peter Padrutt

Es sei immer ihr Wunsch gewesen, die Menschen in eine andere Welt zu entführen, sagte die vielleicht erfolgreichste Schweizer Schlagersängerin gestern in der Sendung «100 % Schweizer Musik».

Nicht nur Paola Felix (68) weinte zum Schluss einer grossartigen Show, die aufmerksam zusammengetragen war und mit viel Liebe auf eine 25-jährige Karriere zurückblickte. Diese Sendung bewegte auch uns Zuschauer, weil sie uns auch als Spiegel der TV-Unterhaltungs-Geschichte war. Man kann es schönreden, aber das Fernsehen von früher war vielleicht langsamer, viel zu bunt, aber irgendwie auch kreativer – und vor allem mit viel Herz fabriziert. «Ihr habt euch damals alle so schön für die Bühne gekleidet», konstatierte Michael von der Heide (47), der für Paola ihren heute noch duftenden Song «Rosafarben» mit viel Gefühl interpretierte. Paola war zum ersten Mal in der Sendung den Tränen nahe. Kein Wunder, sie hatte das Lied einst selber getextet – für ihren geliebten Mann Kurt Felix (†71).

Tauschkonzerte in intimen Rahmen

Kein Zweifel: Mit dieser Ausgabe «100 % Schweizer Musik» hat das Schweizer Fernsehen die eindrücklichste Folge dieser Reihe geschaffen – sie hat sogar die Episoden mit DJ Bobo (50) und Peter Reber (69) übertroffen. Das lag sicher auch daran, dass Paola viel Emotion zeigte, was man von ihr so nicht kannte. Inspiriert vom Vox-Tauschkonzert «Sing meinen Song» wählte man nicht die grosse Bühne. Peter Kraus (79), Beatrice Egli (30), Peter Reber, Pepe Lienhard (72), Michael von der Heide und Luca Hänni (23) trafen sich im intimen Rahmen - in einer Art modernen Hütte, die auch noch ein wenig Weihnachtszauber ausstrahlte. Das tat der Sendung gut. Michael von der Heide fungierte unbewusst als Moderator, die Stimmung war locker, nur gelegentlich schien die Fröhlichkeit zu überborden. Das störte schon beim Vox-Original.

Auffallend war die Qualität der Arrangements und ihrer Interpretationen. Beatrice Eglis Version von Paolas Kinderlied «Peter Pan» könnte es glatt nochmals in die Charts schaffen. Und Pepe Leinhards Swing-Version ihres Concours-Hits «Bonjour Bonjour» von 1969, gesanglich unterstützt von Pino Gasparini (72), brachte die Hütte zum Kochen.

Fülle der Ausschnitte machte Sendung grossartig

Grossartig an dieser Sendung war aber die Fülle der Ausschnitte. Natürlich fehlt auch die Sequenz nicht, als Paola in der Sendung «Verstehen Sie Spass?» beim Singen ihres Evergreens «Blue Bayou» mit Karl Dall (77) von einer Gummi-Insel zu Boden rasselte – und der Song in einem grossen Lachen erstickte. Besonders schön: Die junge Sängerin mit italienischen Würzen gibt ein Interview in ihrer Muttersprache. Ach, war das reizend.

«Musik ist die Erinnerung an eine schöne Zeit», sang Paola einmal. Als sie das Lied bei ihrer Abschieds-Show 1990 nochmals vortrug, trat die grosse Caterina Valente aus dem Verborgenen hinzu – und die beiden sangen es im Duett fertig. Gestern war dieser rührender Ausschnitt noch einmal zu sehen. Mag sein, dass Fernsehen und Schlager erst im Rückblick unvergesslich werden. Mag sein, dass wir die Vergangenheit idealisieren. Aber sicher ist: Wäre Paola nach 25 Jahren nicht von der Bühne getreten, wir wären gestern nie so berührt gewesen von dem, was sie geleistet hat.

Paola sagt Danke

Am Ende der Sendung sagte sie tief berührt: «Ich möchte mich bei jedem von euch vom Innersten meines Herzen bedanken.» Auch SRF wand sie ein Kränzchen für die liebevolle Hommage. «Es hat schon in den 60er-Jahren an die jung Paola geglaubt.»

Gestern Abend ist Paola del Medico zu ihren Wurzeln zurückgekehrt. «Es war ein traumhafter Abend mit so tollen Erinnerungen», meinte sie unter Tränen. Recht hatte sie.

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