Bellers ausgeraubt
«Ich lag nackt im Bett, als sie kamen»

Riesenschock für Luxus-Lady Irina Beller und ihren Mann, den Baulöwen Walter Beller: Sie wurden gestern zu Hause im Kanton Schwyz ausgeraubt.
Publiziert: 07.06.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:32 Uhr
Vom Schock gezeichnet: Walter und Irina Beller hat der nächtliche Überfall sichtlich mitgenommen.
Foto: Thomas Lüthi
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Von Flavia Schlittler und Tino Büschlen

«Es geschah zwischen ein und zwei Uhr früh», sagt Irina Beller (42) mit zittriger Stimme. «Ein Geräusch weckte mich. Ich hörte Schritte im Haus.»

Zuerst dachte sie, es sei ihr Mann Walter Beller (66). Er schläft in einem anderen Zimmer. Weil sein Gang aber anders klingt, ruft sie besorgt: «Specki, bist du das?» Doch Specki, wie sie ihn nennt, antwortet nicht.

Im selben Moment reisst jemand die Tür zu ihrem Schlafzimmer mit Gewalt auf. Irina Beller liegt nackt im Bett. Eine dunkle Gestalt steht im Türrahmen. «Ruhig bleiben! Wo Geld?! Wo Schmuck?!», zischt eine Stimme mit ausländischem Akzent. «Er war fett wie ein Nilpferd!», beschreibt Irina den Eindringling.

Im Hintergrund: zwei weitere Personen mit Kapuzen. In der Hand haben sie Taschenlampen. Hektisch drängen sie alle ins Schlafzimmer, reissen Schubladen aus der Kommode, greifen sich Schmuck und einen Pelzmantel, der über dem Sessel hängt.

Die Millionärsgattin, nur mit einem Leintuch bedeckt, bringt kein Wort über die Lippen. «Meine Gedanken waren bei meinem Mann. Wo ist er? Haben sie ihm etwas angetan?», sagt sie. «Ich hatte Todesangst, fühlte mich völlig wehrlos.»

«Ich habe nichts zu verlieren»

Als ein Einbrecher ihr Handy vom Nachttisch nimmt, fängt Irina Beller an zu schreien. «In diesem Moment dachte ich nur: Ich habe nichts zu verlieren, mein Mann ist vielleicht bereits tot!»

Die Einbrecher schreien zurück: «Still, Mund zu!» Irina springt aus dem Bett und ruft: «Hilfe, Polizei! Einbrecher! Sie wollen uns töten!»

Das Geschrei macht den Einbrechern Eindruck. Hastig packen sie ihre Beute, verschwinden durch die Haustür. Irina Beller eilt ins Schlafzimmer ihres Mannes, sieht ihn auf dem Bett liegen. Vom Überfall hat er nichts mitbekommen. Er schnarcht friedlich. Sie weckt ihn, schreit: «Man hat uns beraubt!» Sie zittert am ganzen Körper, dann bricht sie weinend zusammen. «Zuerst meinte ich, sie hätte nur schlecht geträumt», sagt Walter Beller. Dann realisiert er den Ernst der Lage, ruft sofort die Polizei.

Fünf Minuten später sind die Einsatzkräfte am Tatort. In der Wohnung herrscht Chaos. Die Räuber haben sämtliche Schränke und Schubladen durchwühlt. «Sie müssen schon eine halbe Stunde im Haus gewesen sein, bevor ich erwachte», sagt Irina.

Unklar, wie die Räuber ins Haus kamen

Im Badezimmer fehlen eine Uhr, ein Collier, ein Armband. «Ich trug den Schmuck am Vorabend. Wir waren im Ausgang.» Aus ihrem Portemonnaie klauten die Täter 2000 Franken. Insgesamt schätzt Walter Beller den Wert der Beute auf über 100000 Franken. Die Spurensicherung ist schon in der Tatnacht vor Ort. Ein Täter muss sich beim Einbruch verletzt haben. Am Boden und an den Wänden hat es Blut – wertvolle Hinweise für die Fahnder. Festnahmen gebe es noch keine, sagt Hans Blum, Pikettoffizier der Kantonspolizei Schwyz. Die Gesichter des Täter-Trios hat Irina Beller in der Dunkelheit nicht erkannt. Aufgrund ihrer Stimmen und Bewegungen schätzt sie die Männer zwischen 20 und 30.

Besonders beängstigend für die Bellers: Noch ist unklar, wie die Räuber ins Haus gekommen sind. Es wurden weder Türen noch Fenster aufgebrochen. «Vor sieben Jahren verloren wir einen Hausschlüssel. Vielleicht kam der in falsche Hände», vermutet Irina.

«Wie soll ich jemals wieder ruhig schlafen können?»

Haben die Einbrecher die Tat von langer Hand geplant? Als die Polizei gestern die Videoaufnahmen der Überwachungskamera auswerten will, sind die Aufzeichnungen leer. «Offenbar wurde die Kamera vor langer Zeit manipuliert», sagt Walter Beller. «Das war ein vorbereiteter Zugriff. Wir wurden gezielt ausgeraubt.»

Irina Beller ist traumatisiert: «Das Materielle ist zweitrangig. Aber diese Männer sind in unsere privaten Räume eingedrungen, sie haben unser Zuhause entweiht. Wie soll ich hier jemals wieder ruhig schlafen können?»

Eines steht für die gebürtige Russin fest: «Ich werde nie mehr in diesem Schlafzimmer übernachten. Nur noch bei Walter. Sein Schnarchen bringt mich nicht um, die Verbrecher beim nächsten Mal vielleicht schon!»

Das Schlimmste kommt noch

«Normalerweise steigen Einbrecher ein, wenn sie davon ausgehen können, dass niemand zu Hause ist», sagt Hans Blum, Pikettoffizier der Kantonspolizei Schwyz. Kommt es doch zur Konfrontation, verschwinden die Einbrecher jeweils sofort. Der Einbruch bei den Bellers ist also unüblich. «Das kommt einem Trauma nahe», sagt Rahel Bachem (30), Psychologin an der Universität Zürich. Sie hat einen Ratgeber für Einbruchsopfer geschrieben. Diese fühlen sich in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr sicher. «Sie haben Angst, bleiben zu Hause, um die Wohnung zu bewachen», sagt Bachem. Doch genau das sei falsch. «Wichtig ist, dass die Menschen ihr Leben nicht verändern.» Um wieder Herr über die eigenen vier Wände zu sein, hat Bachem einen einfachen Tipp: Opfer wie die Bellers sollten die Möbel umstellen. «So erhalten sie den Eindruck: Das ist meins, hier kann ich wirken.»

«Normalerweise steigen Einbrecher ein, wenn sie davon ausgehen können, dass niemand zu Hause ist», sagt Hans Blum, Pikettoffizier der Kantonspolizei Schwyz. Kommt es doch zur Konfrontation, verschwinden die Einbrecher jeweils sofort. Der Einbruch bei den Bellers ist also unüblich. «Das kommt einem Trauma nahe», sagt Rahel Bachem (30), Psychologin an der Universität Zürich. Sie hat einen Ratgeber für Einbruchsopfer geschrieben. Diese fühlen sich in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr sicher. «Sie haben Angst, bleiben zu Hause, um die Wohnung zu bewachen», sagt Bachem. Doch genau das sei falsch. «Wichtig ist, dass die Menschen ihr Leben nicht verändern.» Um wieder Herr über die eigenen vier Wände zu sein, hat Bachem einen einfachen Tipp: Opfer wie die Bellers sollten die Möbel umstellen. «So erhalten sie den Eindruck: Das ist meins, hier kann ich wirken.»

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