Beni Thurnheer dreht in Rio auf
«Ich habe immer nur aus Freude gearbeitet, ehrlich!»

Beni Thurnheer (67) turnt sich zurück aufs Podest. Als Kommentator des Kunstturnens in Rio überschlägt er sich selber. BLICK fragte beim Routinier nach.
Publiziert: 12.08.2016 um 20:33 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 18:35 Uhr
Peter Padrutt

 

Herr Thurnheer, erleben wir gerade den Rücktritt Ihrer Pensionierung?

Nein, natürlich nicht. Aber ein guter Abschluss wäre schon schön.

An den Olympischen Spielen in Rio kommentiert Beni Thurnheer das Kunstturnen und fährt zu Hochform auf.
Foto: SRF/Oscar Alessio
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BLICK schrieb schon vor ein paar Tagen, dass Sie eine Medaille verdient hätten. Welche würden Sie sich selber geben?

Höchstens Silber. Denn das Gold müsste an meinen Co-Kommentatoren Roman Schweizer gehen.

Es ist erstaunlich, mit wie viel Feuer und Esprit Sie kommentieren. Verraten Sie uns Ihr Geheimnis?

Ich habe ganz einfach immer noch den Plausch an meinem Job. Und weil ich viel lese, hat es in meinem Gehirn viel «Spielmaterial».

BLICK schrieb auch, dass Sie mit Fachmann Roman Schweizer tipptopp harmonieren. Sprechen Sie sich vorher ab?

Aber sicher! Die Harmonie ist das A und O des Doppel-Kommentars. Im Kunsturnen ist das aber relativ einfach: Wenn geturnt wird, spricht er, wenn nicht geturnt wird, bin ich dran.

Wer von Ihnen beiden würde auf dem Balken die bessere Falle machen?

Soll das ein Witz sein? Wir sind beides keine Frauen.

Woher kommt eigentlich Ihre Faszination fürs Kunstturnen?

Na ja, wenn man Thurnheer heisst ...

Ist diese Sportart einfacher zu kommentieren als Fussball, weil hier nicht jeder reinquatscht?

Nein, eigentlich ist es viel schwieriger. Aber klar hat man gegenüber dem Otto Normalverbraucher einen etwas grösseren Wissensvorsprung als beim Fussball.

Was ist die Herausforderung beim Kommentieren dieses Sports?

Dass man die Details erkennt. Denn kaum eine Minute nachdem man etwas gesagt hat, werden einen die Kampfrichter bestätigen oder als Laien entlarven.

Sie sind schon lange Experte für den Boden und die Ringe. Was ist an diesen Spielen augenfällig bei den Wettkämpfen?

Auffallend ist, dass beim Bodenturnen der Frauen extrem viel strenger gewertet wird als noch vor einem Jahr. Beim Ringturnen spielt die Kraft die grösste Rolle. Viele Länder haben ausgesprochene Ringspezialisten und alle nennen ihren eigenen Turner den «Herrn der Ringe». Originalität sieht anders aus.

Sie haben die Leistung der Schweizer am TV gelobt. Wer hat sie am meisten beeindruckt?

Bis jetzt Eddy Yuusof, Pablo Brägger und Giulia Steingruber. Ich hoffe natürlich, dass Giulia sich noch von den beiden Männern absetzen wird.

Was fehlte Giulia Steingruber gestern am Ende für einen Podestplatz?

Mehr als es auf den ersten Blick scheint. Auf Grund der Reihenfolge der Geräte lag sie ja nach drei Vierteln des Wettkampfes auf Platz 4. Wäre aber zum Beispiel der Sprung am Schluss gewesen, hätte sie sich von Rang 16 auf Rang 10 verbessert, und keiner hätte vom Podest gesprochen.

Wie sieht Ihr Tagesprogramm in Rio aus? Fängt es mit Turnübungen am Morgen vor dem Bett an?

Nein! Am Morgen wird vorbereitet, wie es sich für Männer ohne ihre Frauen gehört, mit dem Computer neben dem Müesli auf dem Frühstückstisch

Kommen Sie überhaupt dazu, die Stadt zu entdecken?

Bis jetzt noch nicht, aber das Kunstturnen ist ja am nächsten Dienstag fertig. Ausserdem bin ich bereits zum vierten Mal in Rio.

Spürt man noch etwas von den Protesten der Bevölkerung gegen die Spiele?

Nicht direkt, aber irgendwie scheint sich die Begeisterung doch eher im Rahmen zu halten.

Wie und wo erleben Sie die Sicherheitsmassnahmen?

Wie an allen Spielen bei den vielen Security-Checks.

Nach Ihrem Effort bei Olympia müssten die TV-Bosse eigentlich «Benissimo» wieder aufleben lassen ...

Das eine hat ja nicht gerade viel mit dem anderen zu tun, ich wäre lieber einmal Kandidat in einer Quizsendung.

Würden Sie wenigstens für ein einmaliges Revival die Kugeln nochmals Salti machen lassen?

Ich glaube, die sind längst in alle Welt zerstreut, ich besitze jedenfalls nur noch eine, die Türkis-Farbene.

Auch für eine Million nicht?

Ich habe immer nur aus Freude gearbeitet, ehrlich!

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