Berner SRF-Auswanderer in Peru
Hier tauen die Wettsteins Meersäuli fürs Zmittag auf

Kult-Auswanderer Hermann Schönbächler kocht in Kanada Bärenfleisch. Der nach Peru ausgewanderte Berner Ali Wettstein isst derweil Meerschweinchen. Die Schweizer Auswanderer sind wahre Exoten geworden.
Publiziert: 27.04.2016 um 15:53 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 07:30 Uhr
En Guete! Jenny bereitet in Peru das Zmittag vor - heute gibt es Meerschweinli.
Foto: Screenshot SRF
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Andere Länder, andere Sitten. Vor sechs Jahren wanderte Haustechnik-Installateur Ali Wettstein (41) der Liebe wegen von Bern in Perus Hauptstadt Lima aus. Heute lebt er als Geschäftsführer einer Autoersatzteile-Firma mit seiner Frau Jenny (38) und den zwei Buben Sven (7) und Kian (1) in der 9-Millionen-Stadt. Zwar vermisst der Berner Auswanderer, bekannt aus dem SRF-Dok «Auf und davon», in den chaotischen Anden die Schweizer Zuverlässigkeit und das Berner Radio. Doch Perus Kulinarik macht vieles wieder wett.

Vorbei sind die Zeiten von Käserösti mit Bratwurst, seine neuste Leibspeise ist typisch peruanisch. «Ali liebt Meerschweinli», erklärt Jenny der verdutzten Mona Vetsch (40) bei ihrem Besuch und taut ein paar der tiefgefrorenen Tierli auf.

Schweizer werden zu Exoten

Denn statt mit ihnen im Kinderzimmer zu kuscheln, landen die flauschigen Vierbeiner in Alis Wahlheimat auf dem Teller. Jenny, die bei Ali in der Schweiz Deutsch gelernt hat, muss ob des kulinarischen Spagats lachen: «So wie Schweizer Kälber essen, essen wir Meersäuli.»

Auch Kult-Auswanderer Hermann Schönbächler wurde in Kanada zum Exoten.

Auch der Bieler Kult-Auswanderer Hermann Schönbächler (49) hat in seiner Wahlheimat Kanada den Speiseplan angepasst. Der Selbstversorger und Jäger hat schon vier Bären geschossen und schwärmte kürzlich: «Ihr Fleisch schmeckt so gut wie ganz mageres Rind.»

Familie-Tragödie erschütterte die Wettsteins

Die Auswanderer-Geschichte in Peru hat auch eine traurige Seite. Im Frühling 2014 stirbt Alis und Jennys Sohn Noah nach einem Unfall im Alter von nur zweieinhalb Jahren. Noch heute fällt es der Familie schwer, über den Verlust zu sprechen. Schuld am Tod ihres Sohnes sei niemand.

Den Schmerz können die Eltern, die vor einem Jahr den kleinen Kian kriegten, zwar verarbeiten. Vergessen werden sie ihren Sohn aber niemals. «Er existiert immer noch», sagt Ali sichtlich mitgenommen. «Einfach in einer anderen Dimension.» (meg)

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