Bligg und sein Team beim Cover-Shoot für das neue Album
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Ein Blick hinter die Kulissen:Bligg und sein Team beim Cover-Shoot für das neue Album

Bligg über seine Kinder, die Musikbranche und die Liebeserklärung an seine Fabienne
«Meine Freundin heiraten? Warum nicht!»

Mit seinem neuen Album «Tradition» holt Bligg sein Erfolgsrezept aus den Nullerjahren wieder zurück: Er kombiniert Popmusik mit Folklore. Im Interview mit SonntagsBlick spricht er über den Titel, den er seiner Partnerin widmet, seine Kinder und die Musikbranche.
Publiziert: 01.10.2023 um 11:04 Uhr
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Michel ImhofTeamlead People

Er gehört zu den bekanntesten Mundartmusikern der Schweiz und ist seit bald 30 Jahren im Geschäft. Am nächsten Freitag bringt Bligg (47) sein sechzehntes Album «Tradition» heraus, in dem er ähnlich wie bei seinem Hit «Volksmusigg» aus dem Jahr 2007 folkloristische Klänge einfliessen lässt. Auf das Werk geschafft hat es mit «Fabienne» auch ein Titel, welcher der Partnerin des Künstlers gewidmet ist.

SonntagsBlick: Bligg, Sie halten sich zu Ihrem Privatleben normalerweise sehr bedeckt. Wie lange mussten Sie überlegen, einen Titel über Ihre Partnerin zu veröffentlichen?
Bligg: Das war tatsächlich ein langer Prozess, aber jetzt war der richtige Zeitpunkt für diese Liebeserklärung an sie. Ich kenne Fabienne schon 15 Jahre, und unsere Geschichte teilt sich in drei Etappen: Anfangs hatten wir eine Affäre, dann haben wir uns aus den Augen verloren, und jetzt sind wir schon länger zusammen und haben eine gemeinsame Tochter. Die Geschichte unseres Anfangs habe ich nun in dieses Lied gepackt.

Die lautet wie?
Als ist sie kennenlernte, spielten wir noch in kleinen Clubs, die Menge bezahlte den Eintritt noch bar an der Abendkasse. Und am Ende, nachdem ich meine Band und Crew bezahlt hatte, bin ich mit den Nötli nach Hause und brachte das Geld zu ihr auf die Bank. Davon ist der Song inspiriert. Aber natürlich habe ich noch Dinge dazugedichtet. Wichtig zu sagen: Sie hat keinen Bankraub getätigt! (Lacht.)

Bligg meldet sich mit dem Album «Tradition» zurück.
Foto: Sven Germann
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Wie hat Fabienne auf diesen Titel reagiert?
Sie wusste lang nichts von dieser Arbeit. Und als wir zusammen unser erstes Pärchen-Wochenende ohne Kinder in Andermatt hatten, überraschte ich sie im Hotelzimmer mit dem Lied. Ihre Reaktion war unbeschreiblich. So einen Moment hatte ich selten in meiner Karriere und ist mir mehr wert als irgendwelche Auszeichnungen.

Wem zeigen Sie ein fertiges Album als Erstes?
Einem immer kleineren Kreis. In jungen Jahren machte ich den Fehler, dass ich Inputs von verschiedensten Menschen holte und am Ende mit den Rückmeldungen überfordert war. Heute habe ich drei bis vier Schlüsselpersonen, darunter meine Frau – weil sie nicht aus der Branche ist und damit nicht zu nahe an der Musik ist.

Ihre Frau?
Da haben Sie aber gut zugehört! Wir sind nicht verheiratet, «meine Frau» sage ich manchmal einfach so.

Können Sie sich eine Hochzeit vorstellen?
In jungen Jahren habe ich das nie gesucht. Aber so wie die Karten heute liegen: Warum nicht?

Ihr achtjähriger Sohn Lio war früher auf Alben von Ihnen zu hören. Dieses Mal sind weder er noch Ihre dreijährige Tochter Vivien involviert. Wieso?
Es hat sich dieses Mal nicht ergeben. Es muss zu den Songs passen.

Was halten die beiden von Ihrer Musik?
Mein Sohn hört sich immer mehr meiner Lieder auf Spotify an. Ich bin richtig erstaunt, welche Titel er ausgräbt und mir zeigt. Am liebsten mag er die Titel mit Wörtern, die Kinder nicht sagen sollten (lacht).

Und die kleine Schwester Vivien?
Vor drei Wochen war Vivi zum ersten Mal auf einem meiner Konzerte – eine Familienshow nachmittags mit vielen Kindern – und war hin und weg. Als ich letztes Wochenende wieder zu einem Auftritt gefahren bin, gab es ein grosses Drama. Sie meinte, sie wolle mitkommen und mit mir auf der Bühne stehen. Sie hat also Musik im Blut, singt und tanzt die ganze Zeit. Ich hoffe aber trotzdem schwer, dass sie nicht zu fest mir nacheifert. Ich will nicht, dass meine Kinder auch in die Musikbranche einsteigen.

Weshalb nicht?
Weil ich dieses Business seit 25 Jahren in- und auswendig kenne und weiss: Es gibt nicht nur schöne Seiten. Gerade in der Schweiz hatte ich das unglaubliche Glück, seit Jahren von meiner Musik zu leben und eine Familie ernähren können. Neunzig Prozent von unglaublich talentierten Musikern und guten Bands hat dieses Privileg nicht. Deshalb empfehle ich meinen Kindern stets, ihre Zeit in etwas zu investieren, bei dem die Wahrscheinlichkeit grösser ist, dass das Engagement Früchte trägt.

Wie beurteilen Sie den aktuellen Stand der Schweizer Musikbranche?
Die Musiklandschaft finde ich aktuell super und habe ihr auf meinem Album mit «Mosaik» auch einen Titel gewidmet. Die Branche selbst ist im Gegensatz total kaputt. Ich möchte heute um keinen Preis mit jungen Musikern tauschen.

Persönlich: Bligg

Bligg wurde am 30. September 1976 als Marco Bliggensdorfer geboren und wuchs in Zürich-Schwamendingen auf. Gestartet in den Neunzigern als Rapper, machte er sich Mitte der Nullerjahre mit seinem Musikmix aus volkstümlichen Klängen und mit Mundartpop einen Namen. Bligg hat einen Sohn, Lio (8), und eine Tochter, Vivienne (3).

Bligg heisst eigentlich Marco Bliggensdorfer.
Sven Germann

Bligg wurde am 30. September 1976 als Marco Bliggensdorfer geboren und wuchs in Zürich-Schwamendingen auf. Gestartet in den Neunzigern als Rapper, machte er sich Mitte der Nullerjahre mit seinem Musikmix aus volkstümlichen Klängen und mit Mundartpop einen Namen. Bligg hat einen Sohn, Lio (8), und eine Tochter, Vivienne (3).

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Warum denn nicht?
Meiner Meinung nach ist die Hitparade durch das Internet und die Streamingdienste sehr verzerrt. Ich sehe auch Künstler, die nicht mehr ihre eigene Handschrift einsetzen, sondern ihre Musik extra so schreiben, dass es irgendwelchen Tiktokern und Youtubern gefällt. Aber ich will keine Kassette im Stil von «früher war alles besser» einlegen.

Was ist heute besser?
Die Möglichkeiten sind unendlich: Während ich in meiner Anfangszeit für einen Studiotag viel Geld sparen musste, kann man für das Geld heute ein MacBook kaufen und so Musik produzieren. Das ist schon lässig.

Welches sind Ihre nächsten Projekte?
Ich habe eine Agentur gegründet und dort mit Aaron Asteria einen ersten Künstler unter Vertrag genommen. Ich will mein Wissen jungen Talenten weitergeben. Als ich jung war und meine Musik mehr Richtung Pop entwickelte, wäre ich oft froh um Tipps von alteingesessenen Künstlern gewesen. Doch viele haben mir damals nicht geholfen. Ich will das anders machen und habe jungen Künstlern schon oft geholfen, auch ausserhalb meiner Agentur. Es ist schliesslich eine Ehre, wenn Junge einen um Rat bitten.

Bliggs Album «Tradition» erscheint am Freitag, 6. Oktober 2023. Ab dem 21. Oktober geht er mit dem Werk auf Tournee. Tickets für ausgewählte Termine gibts bei Ticketcorner. 

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