Dank Internet kann jeder zum Darsteller in Sexfilmen werden
Der eigene Pool wird zum Porno-Set

Die Pornobranche wandelt sich. Immer mehr Darsteller produzieren ihre Filme selber – und stellen sie auf Streamingplattformen. Wir haben mit Schweizerinnen gesprochen, die Sex-Filme drehen – und damit Geld verdienen.
Publiziert: 15.02.2020 um 16:37 Uhr
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Aktualisiert: 31.12.2020 um 09:48 Uhr
Aviva Rocks hat sich auf die Produktion von Pornovideos spezialisiert.
Foto: zVg
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Michel Imhof

Tagsüber stehen sie fest im Berufsleben, arbeiten an der Supermarktkasse oder in einer Bank, abends drehen sie Pornos und stellen diese anschliessend ins Internet. Weltweit sind allein auf der Plattform Pornhub über 130'000 verifizierte Darsteller registriert. Die Amateur-Szene wächst auch in der Schweiz, wie ein Blick auf diverse Erotikseiten zeigt. Auf Mydirtyhobby.com (Deutsch: mein schmutziges Hobby) machte D.S.* (29) aus dem Kanton Zürich seine ersten Erotikfilm-Erfahrungen.

Angefangen hat bei ihm alles mit dem eigenen Konsum von Amateurvideos, bis er vor drei Jahren mit einem Pärchen aus Basel in Kontakt kam. «Ich traf sie in ihrer Wohnung. Wir tranken in der Küche ein Bierchen, rauchten Zigaretten, bevor es im selben Raum zur Sache ging. Den Clip davon sieht man heute im Internet.»

Amateur-Porno als Ausbruch

D.S. hatte allerdings nie die Ambition, mit Erotikfilmchen Geld zu verdienen. S. wuchs in einer religiösen Familie auf, durch den Besuch in der Freikirche fühlte er sich eingeengt. Als junger Erwachsener trat er aus der Religionsgemeinschaft aus, sechs Jahre später drehte er seinen ersten Amateur-Porno. «Ich wollte wohl aus diesem prüden Konstrukt so krass wie möglich ausbrechen», meint er. «Und ich konnte vielen hübschen Frauen, die ich im Ausgang wohl nie ansprechen würde, schreiben und später mit ihnen Sex haben. Auch das reizte mich.»

Die Porno-Gesellschaft

Wie verändern Pornhub und Co. unsere Gesellschaft? Was macht die Omnipräsenz von Sex mit Jugendlichen, und wie verändert sie unsere Beziehungen? Diesen Fragen widmet sich die BLICK-Serie «Porno-Gesellschaft».

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Zehn Drehs besuchte der junge Mann in seiner aktiven Zeit. Nur wenige Freunde wissen von seinem geheimen Hobby, die Familie könnte das Wissen darüber wohl gar nicht einordnen. Zu sehen ist er stets anonym mit Sturmhaube oder ohne Szenen, in denen sein Gesicht erkennbar ist. Bei einem Dreh in Frankfurt merkte er, dass die Branche nicht das «Richtige für ihn ist: Es war eine richtige Abfertigung, für jeden Typen gab es rund 15 Minuten bei der Darstellerin. Und kam er innert ein, zwei Minuten nicht zum Höhepunkt, benutzten sie Fake-Sperma.»

Prostituierte drehen Filme

Doch nicht nur Hobbydarsteller wie D.S. setzen auf Amateur-Pornos: Auch Personen aus dem Milieu haben in den Heimvideos einen neuen Ertragszweig entdeckt. So eine Thurgauerin, die sich Nutte Angi (48) nennt. Mit ihrem Mann betreibt sie einen Escortservice und führt regelmässig Castings für eigene Amateurfilme durch. «200 Franken kostet der erste Porno-Casting-Dreh. Bei Sympathie und Eignung werden mit den Personen weitere Termine vereinbart», erzählt sie.

Angi filmt ihre Pornos in ihrem Studio, Outdoor und an öffentlichen Plätzen. «Beispielsweise in einer Autowerkstatt oder in einem fahrenden Zug. Erwischt wurden wir noch nie, auch eine Busse habe ich noch nie bekommen», erzählt sie. Von den Videoproduktionen allein könne sie nicht ganz leben, sie arbeitet zusätzlich als Prostituierte.

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Vom Amateur zur Porno-Selbständigen hat es Aviva Rocks (30) geschafft. Die Zürcherin startete vor acht Jahren mit dem Produzieren von Pornoclips. Mit Erfolg: Seit sechs Jahren betreibt sie ihre eigene Videoplattform und produziert ihre Clips in Eigenregie, vor zwei Jahren wanderte sie nach Spanien aus. «Früher musste ich andere Darstellerinnen anschreiben, um in ihren Videos dabei zu sein und so Gage zu kriegen. Heute suche ich mir selbst aus, wer in meinen Streifen dabei ist.»

Zehn Clips dreht Aviva Rocks pro Monat

«Im Monat drehe ich um die zehn Clips, den Rest mache ich vor der Webcam.» Wie viel sie damit monatlich verdient, will Rocks nicht verraten. «Da kommt einiges zusammen. Ich konnte auswandern, zahle meinem Kameramann ein Gehalt, habe ein Haus, ein Auto und viele Tiere.» Alleine für ihre Schönheits-OPs gab sie über 50'000 Franken aus. «Das hat aber nichts mit Pornos zu tun, die kann man auch ohne XXL-Busen machen.»

Dass der Job vor der Kamera gut einschenkt, bestätigt auch die Luzernerin Lena Morino (24), die für den Job extra nach München gezogen ist. «In einem schlechten Monat verdiene ich rund 3200 Franken, in einem guten bis zu 22'000.» Dafür arbeite sie täglich acht bis zwölf Stunden pro Tag, ein Grossteil davon als Webcam-Show. Wöchentlich veröffentlicht sie zwei Amateur-Videos.

* Name der Redaktion bekannt

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