Das gefällt Tina Turner an der Schweiz am besten

«Die Leute sind unglaublich höflich»

Im gestrigen Interview mit BLICK sprach Tina Turner über ihre schwierige Zeit mit ihrem Ex-Mann in den USA. Heute erzählt die grosse Sängerin, die am Dienstag 80 Jahre alt wird, über die Vorzüge ihres Lebens in der Schweiz. Und verrät, weshalb sie noch nie im Zürichsee baden ging.

Was lieben Sie am meisten an Ihrem Château Algonquin in der Nähe von Zürich?
Tina Turner: Die Umgebung, meinen Garten, die herrliche Aussicht auf den Zürichsee. Ich habe eine Leidenschaft für antike Möbel, also habe ich mich mit Stücken umgeben, die ich im Laufe der Jahre gesammelt hatte.

Hat Wasser für Sie eine besondere Bedeutung?
Ich finde es entspannend, auf den See zu schauen, weil er seine Farbe mit dem Wetter ändert: hell und sonnig an einem Tag, stürmisch am nächsten, Boote fahren vorbei. Und hier ist das Geheimnis, das Sie vorhin erfahren wollten. Ich liebe es, Wasser zu beobachten, aber ich gehe nie hinein. Ich kann nämlich nicht schwimmen!

Haben Sie einen Lieblingsfeiertag?
Weihnachten! Ich fange schon im November an, das Haus zu dekorieren.

Welches ist das schönste Geschenk, das Sie je erhalten haben?
Alles Geschenke von Erwin (ihr Mann; Anm. der Redaktion) natürlich. Aber derjenige, der mich wirklich überraschte, war von Sammy Davis Jr. Er schenkte mir einen weissen Jaguar, nachdem ich mit ihm in Las Vegas auf der Bühne stand. So ein Geschenk vergisst man nicht.

Sie müssen über die Jahre an einigen tollen Partys gewesen sein. Ragt eine besonders heraus?
Unsere Hochzeit. Jeder, der da war, wird Ihnen das bestätigen. Wir haben bei uns zu Hause gefeiert, und die Kulisse war magisch wie in einem Märchen. 100'000 Rosen, tolle Gäste und ein Meer aus Liebe.

Wie würde ein perfekter Tag heute bei Ihnen aussehen?
Zuerst muss ich den Begriff Tag definieren. Weil ich so viele Jahre auf Tour war, haben sich meine Tage und Nächte grundlegend verändert. Ich bin eine Nachteule! Ich neige dazu, lange wach zu bleiben und erst sehr spät aufzustehen.

Steht deshalb auf der Plakette am Tor Ihres Hauses: «Keine Lieferungen bis 12 Uhr, bitte nicht klingeln»?
(Lacht) Ja! Nicht klingeln wir schlafen noch!

Was sind Ihre Lieblingsgerichte?
Ich mag Lebensmittel, die einen kräftigen Geschmack haben, und erspare mir alles, was fad wirkt. Ich glaube fest daran: Ein Schuss Salz hat noch nie jemandem geschadet!

Die Schweiz ist Ihr Zuhause. War es schwierig, sich an das Leben in Europa anzupassen?
Ich lebe schon seit geraumer Zeit in Europa – London, Deutschland, Südfrankreich, ich fühle mich in der Alten Welt sehr wohl.

Sprechen Sie deutsch?
Ich arbeite daran, aber es ist schwer, zumal alle Englisch können.

Was gefällt Ihnen an der Schweiz am besten?
Die saubere Luft – das ist wirklich ein sehr sauberes Land. Und die Leute sind unglaublich höflich. Ich muss auf meine Manieren achten und immer pünktlich sein.

Singen und tanzen Sie, wenn Sie zu Hause sind?
Im Moment geniesse ich die Ruhe. Aber wenn ich im Auto sitze und einer meiner Lieblingssongs auftaucht … Tja, ich singe genauso mit wie jeder andere auch! (Lacht)

Ihre schlechtesten Charakterzüge?
Fragen Sie meinen Mann. Und sagen Sie mir bitte später, was er sagte!

Gibt es heute Sängerinnen, in denen Sie ein wenig von sich selbst sehen?
Beyoncé – sie hat alles!

Wie war es, Ihre Lebensgeschichte auf der Bühne in «Tina: The Tina Turner Musical» zu sehen?
Ich war ein wenig nervös, weil ich wusste, dass ich schmerzhafte Erinnerungen sehen würde. Aber die Show ist so gut, dass ich sie wirklich genossen habe. Es gibt eine starke Botschaft: Glaube an dich selbst und arbeite hart, um deine Träume wahr werden zu lassen.

Halten Sie sich für eine Diva?
Ich war nie in dieses Star-Getue verwickelt. Ich wollte nur arbeiten und ich habe nie etwas als selbstverständlich angesehen. Ja, ich geniesse das Geld, das ich verdient habe, aber ich habe hart dafür gearbeitet.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie schon einmal gelebt haben?
Ja. Ich fühle eine starke Verbindung zum alten Ägypten und weiss, dass ich in irgendeiner Form dort war. Ich habe eine Sammlung ägyptischer Statuen. Sie machen mir auf gewisse Weise Angst, weil ich spüre, dass ich sie aus einem früheren Leben kenne. Mir wurde ausserdem mal gesagt, ich sei eine Kriegerkönigin, und ich würde gerne glauben, dass das wahr ist.

Tina Turner gestikuliert mit den Händen, zeigt auf verschiedene Sammlerstücke im Haus – überall gibt es etwas zu entdecken: chinesische Figuren, ägyptische Götter, kleine Schmuckstücke aus aller Welt. In einer Ecke hängt ein Foto von Tina Turner, die als Kleopatra kostümiert und geschminkt wurde.

Glauben Sie an das Schicksal?
Ja, Schicksal! Ich war schon immer ein spiritueller Mensch. Ich kann mir kein besseres Wort vorstellen, um zu beschreiben, was mir in meinem Leben passiert ist.

Wir haben gehört, dass Sie die Feier zu Ihrem 80. Geburtstag in Zürich abgesagt haben. Warum?
Seit meiner Rückkehr aus New York, wo ich an der Premiere meines Musicals «Tina» teilnehmen konnte, fühle ich mich sehr erschöpft. Die Ärzte haben mich daran erinnert, dass ich am 26. November leider nicht meinen 40. Geburtstag, sondern meinen 80. Geburtstag feiern werde. Also haben Sie mir befohlen, mich auszuruhen. Und Ärzte verstehen wirklich keinen Spass! Da ich also nicht mehr 40 bin, folge ich ihrem Rat. Man wird im Alter ja nicht unbedingt jünger, aber zumindest wird man ein wenig vernünftiger.

Was ist der beste Rat, den Sie je bekommen haben?
«Turn poison into medicine», verwandle Gift in Medizin.

Was ist Ihr Vermächtnis?
Wenn überhaupt, dann hoffe ich, dass meine Geschichte die Menschen inspiriert, ihnen Kraft gibt, auch dann weiterzumachen, wenn sie starke Gegenwinde spüren. Glaube an dich selbst!