Es war voller Leben, das Familienanwesen von Clown-Legende Dimitri (1935–2016) und seiner Gattin Gunda (1934–2020). Im Tessiner Dorf Borgnone im Centovalli kauften sie 1964 den historischen Bau, zogen da ihre fünf Kinder gross. Das Anwesen besteht aus drei separaten Einheiten, die das Ehepaar während mehr als 50 Jahren erweiterte, renovierte und ausbaute. So verfügt es nun über 14 Zimmer, fünf Badezimmer und eine Wohnfläche von 721 Quadratmetern. Das ganze Grundstück umfasst 7,73 Hektaren. Verkauft werden soll es für 4,8 Millionen Franken.
Dimitris Tochter Masha (56) kam im Jahr des Einzugs zur Welt. «Ich durfte in dem Paradies aufwachsen, viele Geschichten haben immer zu unserem Zuhause gehört. So waren darin mal ein Restaurant, eine Metzgerei und eine Bäckerei. Und es war eine Zwischenstation für den Pöstler, der von uns aus alles in die weiteren, abgelegenen Dörfer brachte», erinnert sich die Zirkusartistin. Unvergessen bleiben ihr «die Momente, als Papa zu Hause war. Wenn er in seinem Atelier an seinen Stücken arbeitete, diese einstudierte und uns am grossen Familientisch bei Polenta, Hase und Salat die schönsten und verrücktesten Geschichten erzählte.»
Unvergessen bleiben die Stunden im zehn Meter langen Pool
Unvergessen seien auch die Stunden im zehn Meter langen Pool mit ihren Geschwistern gewesen. «Vom Gefühl her waren wir tagelang nur im Pool, haben Ball gespielt, gelacht, sind geschwommen – es waren so wunderschöne Zeiten in unserem kreativen Paradies.» Im Alter von 15 Jahren zog Masha aus. «Zu Hause hatten wir unsere Wurzeln, doch wir bekamen auch die Freiheit zu gehen, ohne etwas zu verlassen.» Heute lebt sie in Ascona TI.
Witwe Gunda lebte nach Dimitris Tod weiter in Borgnone. Ihre letzten Monate habe sie dann in Verscio verbracht, erzählt Masha Dimitri. «Wenn man alleine ist und nicht mehr Auto fahren kann, kann es auf unserem einstigen Familiensitz einsam sein. Bis zum nächsten Dorf fährt man doch eine Viertelstunde.» Das Haus wollen Masha Dimitri und ihre vier Geschwister nun verkaufen. «Wir leben alle unser eigenes Leben. Deshalb ist es nun an der Zeit loszulassen.» Als Käufer sieht sie Künstlergemeinschaften, Wohngruppen oder eine Familie, die absolute Privatsphäre schätzt.
Der Verkauf des Familienanwesens wäre im Sinne von Dimitri und Gunda gewesen
Das Vermächtnis des grossen Schweizer Clowns, das Theater in Verscio, wird dagegen nicht verkauft. «Zwei Brüder führen es», so Masha Dimitri, die sicher ist, dass ihre Eltern mit dem Hausverkauf einverstanden wären. «Es waren nicht die Räume, die sie liebten, sondern dass sie voller Leben waren. Dies soll wieder so sein.»