Ernährungsexpertin über magere Schweizer Models
«Der Körper ist nicht ausreichend versorgt»

Auf den internationalen Laufstegen heisst es: je dünner, desto erfolgreicher. Dies haben offensichtlich auch die Schweizer Models Anja Leuenberger, Ronja Furrer und Manuela Frey verinnerlicht.
Publiziert: 10.06.2015 um 18:46 Uhr
|
Aktualisiert: 07.10.2018 um 14:34 Uhr
Anja (l.) und Ronja sind Freundinnen – und erfolgreich. Doch für solche Körper braucht es viel Verzicht.
Foto: instagram/ronjafurrer
1/5
Von Esther Jürs

Eingefallene Gesichter, knochige Beine, dünne Ärmchen! Die neusten Bilder von Anja Leuenberger (22), Ronja Furrer (23) und Manuela Frey (18) geben Grund zur Sorge. Die Laufstegschönheiten sind erschreckend dürr geworden. BLICK wollte es genauer wissen und fragte bei den Schweizer Models nach. «Ich ernähre mich gesund und fühle mich pudelwohl», wiegelt Leuenberger ab. Geht es aber um ihr konkretes Gewicht, will die Aargauerin nichts sagen – genau wie Furrer und Frey.

Von einem gesunden Gewicht mag die deutsche Ernährungsexpertin und Fernseh-Moderatorin Alexa Iwan bei den Models aber nicht sprechen. Sie schätzt Leuenberger und Co. auf 55 bis 58 Kilo – bei einer Grösse von über 1,79 Meter. Damit liegen sie bei einem Body Mass Index (BMI) zwischen 16,8 und 17,7. Im Klartext: Sie haben Untergewicht! «Das bringt ein erhöhtes Gesundheitsrisiko mit sich», so Iwan. «Der Körper ist in der Regel nicht ausreichend mit lebenswichtigen Nährstoffen versorgt. Dies ist insbesondere bei jungen Mädchen der Fall, die unregelmässig essen», erklärt die Ernährungsexpertin.

Trotzdem gilt auf internationalen Laufstegen: Je dünner, desto erfolgreicher. Erst langsam kommt es in den Mode-Metropolen zum Umdenken. In Spanien, Israel und aktuell in Frankreich sind Gesetze in Planung, die Models mit BMI unter 18 die Teilnahme an Modeschauen verbieten. Politiker in Paris fordern zudem eine Bestrafung für die Anstiftung zur Unterernährung. Bei Verstössen würden den Modelagenturen Bussen von bis zu 75 000 Franken drohen. Auch hierzulande begrüssen das Politikerinnen wie SP-Nationalrätin Silvia Schenker (61): «Zu dünne Models vermitteln den Jugendlichen ein falsches Schönheitsideal, sie sind schlechte Vorbilder. Es muss sich was ändern.» Dass Ende September auf der Pariser Fashion Week Models in gesunden Grössen über den Catwalk laufen, hält Zineta Blank von der Zürcher Agentur Visage aber für unvorstellbar. «Im High-Fashion-Bereich sind Konfektionsgrössen von 34 und bei Haut-Couture-Mode sogar noch weniger vorgegeben», weiss sie. «Der Hüftumfang eines Models darf nicht mehr als 88 Zentimeter betragen, da es sonst nicht in die Kleider passt. Wer nicht dünn ist, bekommt keine Jobs!» Dies haben offensichtlich auch die Schweizer Models verinnerlicht.

Trotzdem beharren Frey und Co. darauf, sich gesund zu ernähren. «Ich esse täglich Poulet, Fisch, Gemüse und Salat», so Frey. Immerhin räumt das Model ein, dass Pasta nach 17 Uhr nicht mehr auf ihrem Speisezettel zu finden sei.

Anzeichen einer Magersucht

Oft merken Eltern erst zu spät, dass ihr Kind an Magersucht erkrankt ist. Doch es gibt klare Anzeichen für Essstörungen. Jennifer Hofmann (40) ist Leiterin Behandlung der Klinik Wysshölzli. Die Fachklinik kümmert sich um Patientinnen mit Magersucht. Hofmann gibt besorgten Eltern wertvolle Tipps: «In der Regel treten bei einer Magersucht gleich mehrere Anzeichen miteinander auf», sagt die Expertin. «Wenn das gemeinsame Essen vermieden wird, täglicher Sport auf dem Programm steht, ausser dem Sport keine Hobbys mehr stattfinden, tägliches Wiegen erfolgt, sich die Kinder ständig Gedanken um die Kalorienaufnahme machen und das Gefühl haben, zu dick zu sein, sollte man hellhörig werden.» Zudem rät Hofmann, sensibel auf folgende Merkmale zu reagieren. «Wenn die Menstruation ausbleibt oder ihr Kind stark friert, könnte es möglicherweise ebenfalls an Magersucht erkrankt sein», sagt sie. 

Oft merken Eltern erst zu spät, dass ihr Kind an Magersucht erkrankt ist. Doch es gibt klare Anzeichen für Essstörungen. Jennifer Hofmann (40) ist Leiterin Behandlung der Klinik Wysshölzli. Die Fachklinik kümmert sich um Patientinnen mit Magersucht. Hofmann gibt besorgten Eltern wertvolle Tipps: «In der Regel treten bei einer Magersucht gleich mehrere Anzeichen miteinander auf», sagt die Expertin. «Wenn das gemeinsame Essen vermieden wird, täglicher Sport auf dem Programm steht, ausser dem Sport keine Hobbys mehr stattfinden, tägliches Wiegen erfolgt, sich die Kinder ständig Gedanken um die Kalorienaufnahme machen und das Gefühl haben, zu dick zu sein, sollte man hellhörig werden.» Zudem rät Hofmann, sensibel auf folgende Merkmale zu reagieren. «Wenn die Menstruation ausbleibt oder ihr Kind stark friert, könnte es möglicherweise ebenfalls an Magersucht erkrankt sein», sagt sie. 

Mehr
Fehler gefunden? Jetzt melden