Es war der letzte Wunsch von Lucys Mama
Der traurige Hintergrund des No-Angels-Comebacks

Am vergangenen Wochenende hatten die No Angels ihren ersten grossen Comeback-Auftritt. Hinter ihrer Wiedervereinigung steht ein trauriges Schicksal.
Publiziert: 02.03.2021 um 19:38 Uhr

Die erfolgreichste Girlgroup Kontinentaleuropas, die No Angels, haben sich dieses Jahr zu ihrem 20-jährigen Bestehen wiedervereint. Anlass dazu war das Jubiläum ihrer Hymne «Daylight in Your Eyes», die am 5. Februar 2001 erschienen ist und sowohl in Deutschland, Österreich und in der Schweiz die Spitze der Hitparade erreichte. Dass Sandy Mölling (39), Nadja Benaissa (38), Jessica Wahls (44) und Lucy Diakovska (44) wieder in Kontakt stehen, geht auf einen schweren Schicksalsschlag zurück, den Lucy erlitt.

Denn genau 19 Jahre nach der Veröffentlichung ihres Überhits musste die Bulgarin den Tod ihrer Mutter Rositza (†66) verkraften. Lucys Mama Rositza erlitt bereits im Mai 2019 einen Schlaganfall. Die Monate danach übernahm Lucy die Pflege. «Wir haben sieben Monate gekämpft, und letztendlich haben wir den Kampf verloren», erklärt Lucy. «Am 5. Februar, dem Tag, an dem ‹Daylight› herauskam. 19 Jahre früher.»

Lucys Mutter wollte stets die No Angels zurück

Für Lucy ist der Todestag kein Zufall: «Das war irgendwie ein Zeichen. Sie hat mir stets den Vorwurf gemacht, dass ich nicht genug getan habe, um die Band am Leben zu erhalten», sagt Lucy in der Vox-Sendung «Prominent». Ihre Mama habe ihre Arbeit als Solo-Künstlerin nie entsprechend gewürdigt. «Ich konnte ihr meine Solo-Alben zeigen und sie meinte: ‹Interessiert mich nicht, du sollst mal wieder die Band zusammentrommeln.› Und an ihrem Todestag habe ich mit allen telefoniert. Zum ersten Mal seit zehn Jahren.»

Die No Angels sind zurück. Im Februar brachten Nadja Benaissa, Lucy Diakovska, Jessica Wahls und Sandy Mölling (v.l.) eine Neuinterpretation ihres grössten Hits «Daylight in your Eyes» heraus.
Foto: zvg
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Schliesslich habe sie auch einen gemeinsamen Videoanruf mit den anderen Bandmitgliedern organisiert und fand bei ihnen eine Schulter zum Anlehnen. Ihren Kolleginnen könne sie «einfach sagen, wie schwer es ist und wie traurig ich bin. Wie schlecht es mir geht.» Das sei etwas, womit sie ihre Oma nicht belasten möchte, die wisse das ohnehin. Ihr Vater könne mit der Trauer auch nicht umgehen. «Ich trug die Last immer mit mir rum. Und dann waren plötzlich die Mädels da.»

«Ein Mensch ist gegangen, dann kamen die Engel»

Dass die No Angels auch aufgrund ihrer engen Bindung zur Wiedervereinigung kamen, zeigt sich durch dieses Erlebnis. «Diese Nähe, die wir als Band haben, können so wenig Freundschaften ersetzen», sagt Lucy. «Tatsächlich haben wir soviel Trauer und Unglück miteinander geteilt, dass die Vertrautheit genau über solche Erfahrungen einfach da ist. Sogar mehr, als mit Familienmitgliedern.»

Dass sie nun wieder mit Jessica, Nadja und Sandy auf der Bühne steht und sogar ein neues Album aufnimmt, stimmt Lucy freudig. «Da hat die Mama nicht locker gelassen», meint sie. «Nach ihrem Tod hatte ich die Freiheit, das anzugehen.» Das sei für sie auch ein schöner Gedanke: «Ein Mensch ist gegangen, dann kamen die Engel.» (imh)


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