«Am coolsten finde ich den Backflip»
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Jeremy Rohrer auf dem Brett:«Am coolsten finde ich den Backflip»

Fabien Rohrer und Sohn Jeremy
Auf den Spuren seines Vaters

Fabien Rohrer war einer der ersten Profi-Freestyler der Schweiz, sorgte in der Halfpipe und Abseits für Action. Sohn Jeremy hat die gleiche Leidenschaft fürs Snowboarden. Der Zwölfjährige fährt aber nicht bloss in Papas Pistenspuren.
Publiziert: 06.01.2024 um 19:13 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2024 um 15:00 Uhr
Aurelia Robles
Glückspost

Entschlossen saust Jeremy Rohrer (12) mit seinem Snowboard die 13 Meter lange Sprungschanze in Leysin VD hinunter, macht einen Trick in der Luft und landet sanft auf dem Airbag, einem XXL-Luftkissen. «Wow!», ruft Jeremy nach der Landung. Vater «Fäbu» schaut seinem Sohn tief in die Augen. «Fühlst du es? Dieses Gefühl ist genau der Grund, weshalb ich das schon so lange mache.» Um dieses Gefühl zu erleben, fahren die zwei regelmässig von Spiez BE ins Waadtland zur Freestyle-Trainingsanlage Le Bag Leysin.

Das Talent und die Leidenschaft fürs Snowboarden hat der Junge von seinem Vater, dem ehemaligen FIS-Weltmeister Fabien Rohrer (48). Mittlerweile, wenn die beiden zusammen in einem Skigebiet unterwegs sind, kämen die Kinder nicht mehr zu ihm, erzählt er, der kürzlich in der SRF-Dok «Rebellen im Schnee – 40 Jahre Schweizer Snowboardkultur» mit SRF-Moderator Arthur Honegger (44) zu sehen war. «Sie wollen mit meinem Sohn reden.»

Fängt die Karriere bei Jeremy gerade erst an, ist sie bei ihm seit 2001 zu Ende. In den vergangenen 22 Jahren hat der «Lebemann», wie er sich selbst bezeichnet, in verschiedenen Bereichen Erfahrungen gesammelt. Er spielte 2001 im Kinofilm «Das Fähnlein der sieben Aufrechten» mit, tanzte bei der SRF-Show «Darf ich bitten?». «Ich habe alles einmal probiert, bin kein Schauspieler und kein Tänzer geworden. Ich nehme auch in Kauf, ‹uf d Schnure z gheie›.» Er wolle einfach leben, sagt Fabien Rohrer. «Und dasselbe sage ich auch meinem Sohn: Leb!»

Jeremy Rohrer fährt leidenschaftlich gern Snowboard.
Foto: Claudia Tanja Gallo
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Seit sieben Jahren ist Fabien Rohrer alleinerziehender Vater von Jeremy. Die beiden leben zu zweit in Spiez BE. «Perfektes Timing und Planung ist wichtig, und alles diszipliniert auch zu erledigen», sagt der heutige Immobilienbewirtschafter über die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Leben. Dabei hilft ihm die Erfahrung aus dem Spitzensport. «Er hat mich gelernt, nervenstark zu sein, ruhig im Chaos zu bleiben und meinen Weg zu gehen.» Kinder würden insbesondere zwei Dinge von ihren Eltern wollen: «Ich gebe Jeremy meine Aufmerksamkeit in Form von Zeit und natürlich meine Liebe.»

Er ist ein Star im Internet

«Mit Papa spiele ich am liebsten daheim. Oder wir gehen Gold waschen und Kristalle suchen. Wo, das können wir nicht verraten», sagt Jeremy spitzbübisch. Aber Papa könne auch nerven. Zum Beispiel, wenn er ihm beim Snowboarden tausendmal sage, was er falsch mache, obwohl er’s schon wisse. «Das nervt, aber hilft irgendwie trotzdem meinem Ehrgeiz.»

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Trotz der geteilten Leidenschaft und dem Talent, «Jeremy ist anders als ich», stellt Rohrer klar. Sein Sohn träume nicht von Wettkämpfen und Olympiateilnahmen. «Das finde ich nicht so toll. Ich will alleine oder mit Papa fahren, Videos drehen, das finde ich viel cooler», sagt Jeremy. Auf den sozialen Medien veröffentlicht er seine Tricks und Tipps. Auf Tiktok folgen im knapp 20'000 Menschen. Einige seiner Videos wurden auf der Plattform bisher bis zu 1,2 Millionen mal angeschaut. «Er will nichts wissen von dem strukturierten Zeug wie Weltcup oder FIS, was gut ist, denn so steht er nicht in meinem Schatten», sagt Rohrer.

Jeremy lernt von den Besten

Jeremy trifft auch auf die Weltelite wie Marcus Kleveland (24), lernt von ihnen Tricks. Mit Fotos für Kataloge verdient er bereits etwas Geld und steht bei Marken wie Ride TSG und Nitro Snowboards unter Vertrag. «Was ich verdiene, gebe ich nicht aus. Ich helfe auch Papa beim Putzen oder sauge den Hauseingang», sagt er und erzählt stolz: «Ich habe jetzt ein Sparkonto. Auch Twint und E-Banking – aber den Umgang damit lerne ich noch.» Neulich hat er sich aber von seinem Geld eine Carrera-Rennbahn gegönnt.

Biken, ferngesteuerte Autos und auch reisen: Mit seinem Sohn in die Natur zu gehen und etwas zu unternehmen, war Rohrer von Anfang an wichtig. Da er das Snowboarden lebt, nahm er Jeremy automatisch immer mit auf die Piste, stellte ihn im Alter von einem Jahr erstmals aufs Brett. «Ich habe ihm schon öfter ge-sagt, dass, wenn man die Freude am Spiel, am Kreativsein und am Leben verliert, man innerlich tot ist. Deshalb halte ich das auch immer aktiv.» Gleichzeitig erinnert er seinen Sohn aber auch daran, dass all dies zu erleben und zu können, nicht selbstverständlich sei. «Er muss nicht mir Danke sagen, sondern für sich dankbar sein – ein wichtiger Unterschied.»

Ihr Haus in Spiez umfasst auch 1200 m² Umschwung. Zum 45. Geburtstag hat Rohrer sich einen Skatepark betoniert, dazu eine Rampe mit Snowboardrails – dt. Schienen – realisiert, um verschiedene Tricks zu üben. Im Minimum jeden zweiten Tag, und bis viermal täglich, geht Jeremy hinaus zum Trainieren. An den Wochenenden und an den schulfreien Nachmittagen geht’s aufs Snowboard. Seit ein paar Jahren besucht Jeremy die International School of Berne. Zudem ist er im Golf-Nachwuchsprogramm, ein sehr gegensätzlicher Sport. «Manchmal spiele ich mit meinen Golfkollegen danach noch Hockey. Ich will’s einfach lustig haben und mit Kollegen abmachen», sagt der Schüler.

Einen Haken habe aber ihr harmonisches und aktives Zweiergespann, meint Fabien Rohrer zum Schluss. «Mit den Frauen klappt es bei mir nicht so», sagt der Single. «Jemanden zu finden, der in unsere Familienstruktur und auch zu meinem Lebensstil passt, ist schwierig. Jeremy und ich haben unseren eigenen Drive.» Und das nicht nur auf dem Snowboard.

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