Fotograf Lukas Maeder im Interview
«Nur Roger Federer fehlt mir noch»

Der Fotograf Lukas Maeder zeigt in seinem dritten Buch eine Auswahl seiner berühmtesten Porträts. Weltstars wie Dua Lipa oder Ice Cube schauten schon tief in sein Objektiv. Vom Tamtam um seine Motive lässt sich der Zürcher dennoch nicht beeindrucken.
Publiziert: 08.10.2023 um 21:02 Uhr
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Berit-Silja GründlersRedaktorin People

Ein hautnaher Moment mit Superstars wie Billie Eilish, Ice Cube oder Kendrick Lamar würde so manchen nervös machen. Nicht so Lukas Maeder (36): Der Schweizer Fotograf und Regisseur ist einer von Weltformat. Seine Portraitfotografien der gössten Künstlerinnen und Künstler unserer Zeit sind nah, pur und intensiv. Doch hinter seiner Kunst steckt auch Kalkül, wie Maeder in unserem Interview durchblicken lässt. Für sein drittes Buch «Nice to Meet You» hat der Zürcher sein umfangreiches Portfolio eingestampft. Einer aber fehlt ihm noch.

Herr Maeder, wie wird man vom Skateboarder zum erfolgreichen Fotografen?
Lukas Maeder: Mit viel Ehrgeiz. Ich habe sehr früh mit dem Skateboarden angefangen. Nach einer Schulterverletzung aber konnte ich lange nicht fahren, wollte aber den Lifestyle nicht verlieren. Als mein Vater mir dann eine Kamera schenkte, habe ich mich voll auf die Fotografie konzentriert. Und konnte relativ bald selber in Skater-Magazinen publizieren, wo ich zuvor die Bilder angeschaut hatte. Das war mir schnell zu wenig, ich wollte weiter.

Mac Miller starb 2018 an einer Drogenüberdosis. Die eindrücklichen Porträts von Lukas Maeder gingen damals um die Welt.
Foto: Lukas Maeder

Dann kam der internationale Erfolg …
Das war aber alles andere als einfach. 

Lukas Maeder ist Schweizer Fotograf von Weltformat. Der Zürcher hatte bereits die grössten Stars der Musikszene vor der Kamera.
Foto: Lukas Lienhard
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Was ist denn das Rezept, die ganz grossen Künstlerinnen und Künstler vor die Linse zu bekommen?
Extremer Ehrgeiz und Hartnäckigkeit. Meinen genauen Weg werde ich nie verraten. Aber: Mir war von Anfang an klar, dass ich grosse Namen in meinem Portfolio brauche, um den Erfolg zu haben, den ich will. Darum habe ich zwischen 20 und 30 nahezu alles diesem Ziel untergeordnet. Ich habe mir das alles selber erarbeitet, zum Teil stundenlang auf einen Termin gewartet, der schliesslich doch ins Wasser fiel, meine Bilder angeboten und Absagen kassiert. Das war wie bei den Gladiatoren: Einmal gab es Daumen hoch, dann wieder Daumen runter. Viele meiner Bilder sind ohne Aufträge entstanden – während andere am Wochenende in den Ausgang sind, habe ich auf Festivals und Konzerten versucht, die Künstlerinnen und Künstler zu fotografieren.

Irgendwann hatte ich ein Portfolio, dass ein Selbstläufer war. 

Wie muss man sich das vorstellen, wenn Kendrick Lamar oder Asap Rocky zum Fototermin erscheinen?
Die kommen in der Regel mit einer riesigen Entourage und haben nur sehr wenig Zeit. Mein Studioaufbau ist immer gleich, immer sehr reduziert: meist nur ein weisser Hintergrund, meine Kameras und eine Fotoassistenz. Bei Asap Rocky zum Beispiel haben wir uns mit seinen fünf riesigen Bodyguards in mein kleines Studio gequetscht. Alle waren so unfassbar angespannt, weil er kurz zuvor im Knast war. Ich lasse mich von so was aber nicht anstecken.

Persönlich: Lukas Maeder

Fotograf Lukas Maeder (36) plante zunächst eine Karriere als Skateboarder. Bei einem Unfall zerbrach seine Schulter und damit der Traum vom Profisportler. Was mit Schnappschüssen seiner Skaterfreunde begann, gipfelte in einem Portfolio mit Porträts von Weltstars der Rap-, Hip-Hop- und Popmusikszene. Mittlerweile widmet er sich mit Begeisterung und Erfolg der Regie von Werbefilmen. Er lebt mit Partnerin und Kind in Zürich.

Fotograf Lukas Maeder (36) plante zunächst eine Karriere als Skateboarder. Bei einem Unfall zerbrach seine Schulter und damit der Traum vom Profisportler. Was mit Schnappschüssen seiner Skaterfreunde begann, gipfelte in einem Portfolio mit Porträts von Weltstars der Rap-, Hip-Hop- und Popmusikszene. Mittlerweile widmet er sich mit Begeisterung und Erfolg der Regie von Werbefilmen. Er lebt mit Partnerin und Kind in Zürich.

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Warum ist es so wichtig, in solchen Momenten bei der Sache zu bleiben?
Man taucht für Millisekunden in ein Leben ein, in das man sonst nie hineinkommen würde. Ich bin mit meiner Kamera extrem nah an diesen Menschen dran. Da braucht es die Gabe, sich in sie hineinzufühlen. Stimmungen zu kreieren und diese auch wieder zu ändern. Mir wird nachgesagt, dass ich das besonders gut kann. Etwas, das mir selber nicht so bewusst ist. Aber ich werte nie. Mir ist es eigentlich egal, wie berühmt der Künstler, die Künstlerin ist, wie viel Tamtam um den Termin gemacht wird. Bei mir werden die immer wahnsinnig zahm. 

Obwohl Sie mit Ihren Porträts erfolgreich worden sind, zeigt erst Ihr drittes Buch dieses Schaffen. Warum?
«Nice to Meet You» schliesst für mich irgendwo einen Kreis, weil sich mein Fokus verändert hat. Ich bin Vater geworden, führe vermehrt Regie bei Werbefilmen, womit ich mich sehr wohlfühle. Das heisst nicht, dass ich das Kapitel Fotografie abschliesse. Ich bin einfach nicht mehr nur Fotograf. Für das Buch bin ich auch noch einmal tief in mein Archiv eingetaucht und musste mich von vielen Lieblingen trennen. Das älteste Porträt ist 15 Jahre alt, das neuste vom letzten Sommer. 

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«Bei mir werden Künstlerinnen und Künstler immer wahnsinnig zahm»
Lukas Maeder
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Sie haben auch die jung verstorbenen Künstler Avicii und Mac Miller fotografiert. Wie erinnern Sie sich an sie?
An Avicii leider gar nicht. Das war einer der schnellsten Termine überhaupt. Der kam rein, wir haben fotografiert, und er ging wieder. Ich habe erst Jahres später gemerkt, wie erfolgreich er überhaupt ist und wie gross sein Einfluss war. Bei Mac Miller war es ähnlich. Zum Zeitpunkt unserer Zusammenarbeit war er einfach ein spannender Charakterkopf, die Bilder sind wahnsinnig gut geworden. Als ich von ihrem Tod erfuhr, dachte ich: ‹Fuck, du hast diese schönen Bilder von denen.› Und die erschienen plötzlich überall: im «Rolling Stone», im «New Yorker», im «Time Magazine». Die Umstände sind tragisch, aber es ist schön, die Leute nach ihrem Tod mit guten Bildern zeigen zu können. 

Gibt es überhaupt noch jemanden, der Ihnen fehlt?
Ja, Roger Federer! Den wollte ich schon immer mal fotografieren. Alle hatten ihn vor der Kamera, nur ich nicht. Aber an so ein Weltklasse-Kaliber kommt man nicht von alleine dran, da braucht es Beziehungen. Ich habe aber schon im Kopf, wie das Porträt von Fedi aussehen würde.

Das Porträt von Sängerin Rita Ora hat es in Lukas Maeders Werk «Nice to Meet You» geschafft.
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