«Am gleichen Abend war Beizen-Freinacht»
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Corona-Fälle nach Jodelmusical:«Am gleichen Abend war Beizen-Freinacht»

Jetzt wehrt sich der Veranstalter des Jodler-Superspreader-Events in Schwyz
«Am gleichen Abend war Beizen-Freinacht»

Nach zwei Vorstellungen des Jodel-Musicals in Schwyz nehmen die Nachrichten über Coronavirus-Ansteckungen kein Ende. Nun wehrt sich der Organisator.
Publiziert: 20.10.2020 um 23:44 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2020 um 17:03 Uhr
Michel Imhof

Die ganze Welt lacht über den Jodler-Superspreader-Event im Mythenforum Schwyz. Sogar die «New York Times» und die «Frankfurter Allgemeine» berichteten darüber, dass sich bei zwei Vorstellungen des Jodel-Musicals «Uf immer und ewig» Ende September mehrere Menschen mit dem Coronavirus infiziert und so den Ausbruch im Kanton verursacht haben.

Erwin «Buba» Bertschy (52), Veranstalter und Darsteller des Musicals, bereiten diese Nachrichten Bauchschmerzen. «Dass uns der Schwarze Peter von allen Seiten zugeschoben wird, ist total unfair. Wir haben nichts falsch gemacht und die Vorschriften des BAG eingehalten», verteidigt er sich. «Dass am selben Abend in Beizen Freinacht war, erwähnt niemand.» Die Gemeinde Schwyz bestätigt, dass im Hinterdorf-Quartier anstelle der traditionellen Klosterchilbi eine Beizen-Freinacht stattfand. Bertschy: «Die Lokale waren rappelvoll, es gab kein Durchkommen. Auch von hier könnten Ansteckungen stammen.»

Kanton hat keine Beweise

Roland Wespi, Vorsteher des Amtes für Gesundheit und Soziales des Kantons Schwyz, weiss von den diversen Veranstaltungen: «Es ist uns bekannt, dass verschiedene Anlässe stattgefunden haben, welche das Potenzial hatten, dass sich das Covid-19-Virus weiter ausbreitet. Es gibt Mutmassungen, aber keine Beweise, dass ein Anlass zu vermehrten Ansteckungen geführt hat.»

Nach zwei Vorstellungen des Jodel-Musicals «Uf immer und ewig» in Schwyz wurden vier Darsteller positiv auf das Coronavirus getestet.
Foto: Zvg
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Jodel-Musical-Produzent Bertschy sagt weiter, dass die Contact-Tracing-Stelle nie nach der Publikumsliste des Musicals verlangt habe, obwohl diese vorhanden war. Gesundheitsdirektor Wespi sagt dazu nur: «Im Rahmen des Contact Tracing hat der Kanton Schwyz die positiv getesteten Personen kontaktiert und die entsprechenden Abklärungen vorgenommen.»

Darsteller entwickelten erst später Symptome

Die Verantwortlichen des Jodel-Anlasses sind sich derweil sicher, dass sie nichts hätten anders machen können. «Für uns war immer klar, dass wir bei auftretenden Covid-Symptomen die Vorstellungen nicht durchführen», meint Erwin Bertschy. Ein Darsteller habe diese aber erst zwei Tage nach der letzten Vorstellung entwickelt. «Er hatte leichtes Fieber und einen milden Husten und liess sich daraufhin testen», erklärt der Jodler. «Der Test war positiv, alle zwanzig Darsteller gingen in Quarantäne. Drei weitere erhielten später einen positiven Corona-Bescheid.» Wie viele Zuschauer sich infizierten, lässt sich nicht abschliessend sagen. «Ich weiss von zwei Menschen im Publikum. Eine Person in der hintersten Reihe, eine in Reihe drei.»

Wie es nun mit dem Jodel-Musical weitergeht, ist noch nicht geklärt. «Schon letzte Woche haben wir eine Maskenpflicht fürs Publikum beschlossen – vor dem Bund», erklärt Bertschy. Ende Oktober ist eine Aufführung in Therwil BL geplant, Ende November zwei Vorstellungen in Hochdorf LU. Auch dort mit entsprechendem Schutzkonzept. Erwin Bertschy hofft, dass das Jodel-Musical nicht nur wegen Corona «uf immer und ewig» in Erinnerung bleibt.

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