Joel Basman im Interview zum neuen Film «Der Büezer»
«Fluchen ist genetisch veranlagt»

Joel Basman spielt im Film «Der Büezer» von Hans Kaufmann den Sanitärtechniker Sigi, der nach dem Tod seiner Eltern vereinsamt. Hannah (Cecilia Steiner), in die er verliebt ist, will ihn für eine Freikirche gewinnen. Nur Walti (Andrea Zogg) versteht ihn.
Publiziert: 30.01.2019 um 23:00 Uhr
Der Schweizer Schauspieler Joel Basman letzten Sonntag an den 54. Solothurner Filmtagen, die vom 24. bis 31. Januar 2019 stattfinden. Im Hintergrund die Aare und die Front der Solothurner Altstadt.
Foto: Keystone
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Interview: Jean-Claude Galli

BLICK trifft Joel Basman (29) in der Bar des Hotels Krone in Solothurn. Basman ist der Mann der Stunde, an den Filmtagen gleich mit drei Werken vertreten. Heute Morgen war er noch in London am Casting für «eine ganz grosse Kiste». Und gleich wird «Der Büezer» von Hans Kaufmann (28) gezeigt. Basman spielt den elternlosen Sanitärtechniker Sigi, der sich als Werber ausgibt, um Hannah (Cecilia Steiner) zu gefallen. Die junge Frau verkehrt in einer Freikirche. Verständnis findet er beim jovialen und grosszügigen Walti (Andrea Zogg), der sich im Milieu auskennt. Fürs Interview bleibt eine Viertelstunde, Eile ist geboten.

BLICK: Stichwort Bier: Büchse oder Flasche?
Joel Basman: Eindeutig Flasche.

Im Film trinken Sie beides.
Dort ist nicht wichtig, was ich trinke, sondern dass ich trinke.

Wo haben Sie so gut fluchen gelernt?
Das ist genetisch veranlagt. Wenn man israelisches und Zürcher Blut hat, ist Fluchen wie Atmen. Wer mal in Tel Aviv Auto gefahren ist, findet das Filmgefluche völlig harmlos.

Tel Aviv oder Zürich?
Zel Aviv und Türich.

Koschere Küche oder Pizza?
Cordon bleu, ganz klar. Am liebsten noch ein Tatar obendrauf.

Tinder oder Facebook?
Badoo … nein, schon eher Tinder (grinst).

Haben Sie Erfahrungen damit wie im Film?
Nein, nein. Auch Facebook hab ich nicht. Antwortet den Menschen auf keinen Fall, die unter meinem Namen Freundschaftsanfragen verschicken, das bin nicht ich.

«Der Büezer» erinnert uns an «Taxi Driver».
Regisseure scheuen die Nähe zu solchen Meisterwerken, weil sie sonst das Gefühl haben, in deren Schatten zu stehen. Aber natürlich ist der Vergleich eine Riesenehre. Lieber «Taxi Driver» als …

Als …
Puuhh, jetzt wirds gefährlich. Es gibt so viele schlimme Filme, die trotzdem berühmt sind ...

In «Der Büezer» haben Sie mehr als nur die Hauptrolle inne.
Richtig, ich war ein Mann der ersten Stunde, auch weil ich mit dem Regisseur befreundet bin: Casting, Drehbuch, Rollenentwicklung, Baustellenbesuche, nervös sein, Blut schwitzen, tutti quanti.

Gerade die Baustellenszenen wirken äusserst echt.
Verständlich. Das sind alles Jungs vom Bau, ausser Simon Roffler und ich. Ich selber war drei Tage auf dem Bau. Und musste früh aufstehen. Typisch für den Bau. Das hasse ich.

Baustelle oder Werbebüro?
Ganz klar Bau.

Als Sigi haben Sie kein Auto. Und sonst? ÖV oder PW?
ÖV. Ausser ich hätte einen Porsche.

Beim Filmtitel kommt uns auch ein Sänger in den Sinn. Deshalb: Gölä oder Springsteen?
Sie sind beide geil. Aber neulich lief im Radio «I hätt no viu blöder ta». Der ist einfach gut, dieser Gölä. Auf den sollten wir verdammt stolz sein. Tolle Texte, guter Sound, der füllt das Hallenstadion, das musst du erst mal machen.

Welches ist der beste Gölä-Song?
Klar «I hätt no viu blöder ta», die Quintessenz seines Schaffens, grosses Kino.

Ihrer Flamme zuliebe besuchen Sie im Film eine Freikirche. Wie halten Sie es privat mit dem Glauben?
Ich sage nicht, ich glaube nur an Dinge, die ich anfassen kann. Doch ich kann mit Büchern wie jenen von Stephen Hawking schlicht mehr anfangen als mit Gott oder mit Theorien, die Erde sei flach. Ich sage aber auch nicht, dass Menschen, die solche Dinge glauben, Idioten sind. Das muss jeder selbst entscheiden.

Sind Sie also Atheist?
Die Menschen wollen immer alles einordnen. Also bin ich Atheist. Ich war aber vor drei Jahren in Zagreb in einer Kirche und überwältigt von der Atmosphäre. Einen Beichtstuhl zu sehen, find ich auch faszinierend. Ich hab mir schon überlegt, dort mal reinzugehen und zu schauen, ob die was merken. Ich weiss ja, wie man ein Kreuz schlägt (zeigt es). Durch «Wolkenbruch» kam ich in eine Synagoge, das war ebenfalls unvergesslich, ein Ort der Ruhe und Stille.

Verstehen Sie, dass man eine Frau anlügt, um ihr zu gefallen?
Fangen wir mit der Schule an: Es gibt schon Gründe, warum die Engländer Uniformen tragen. Unterschiede sind stets da. Und es geht schnell. Ich habe ein Handy. Mein Nachbar hat ein besseres. Ich werde gemobbt und gebe mein ganzes Taschengeld aus, um auch ein besseres zu haben. So kann man auch eine Weile den Werber spielen oder den Millionärssohn, einen Kredit aufnehmen etc. Ich kann das gut nachvollziehen.

Andrea Zogg spielt im Film eine Art Vaterfigur. Wie sieht es in Ihrem Leben aus?
Ich habe ein wunderbares Verhältnis zu meinem Vater. Und ich habe verschiedene Mentoren und Vertraute, unterschiedlichen Bereiche und Gesprächsthemen. Auch mit dem eigenen Vater kann man nicht immer über alles sprechen.

Noch ein Wort zum Ende des Films und weshalb BLICK eine Rolle spielt?
Dann (schaut zum Regisseur hinüber) bringt uns Hans um …

O.k., o.k., wir haben verstanden.

Mit 14 Jahren fürs Fernsehen entdeckt

Joel Basman wurde am 23. Januar 1990 in Zürich geboren, von seinen Eltern erlernte er das Schneiderhandwerk. Als 14-Jähriger wurde er fürs Fernsehen entdeckt und war ab 2004 in der SRF-Serie «Lüthi und Blanc» zu sehen. Im selben Jahr begann seine Zusammenarbeit mit Regisseur Michael Steiner (49) in «Mein Name ist Eugen». 2018 realisierten die beiden mit «Wolkenbruch» nach dem Buch von Thomas Meyer (45) den erfolgreichsten Schweizer Kinofilm des Jahres. International herausragend waren bisher Basmans Engagements in «Monuments Men» von 2014 mit George Clooney (57) sowie 2017 im «Papillon»-Remake von Michael Noer (40). 

Joel Basman wurde am 23. Januar 1990 in Zürich geboren, von seinen Eltern erlernte er das Schneiderhandwerk. Als 14-Jähriger wurde er fürs Fernsehen entdeckt und war ab 2004 in der SRF-Serie «Lüthi und Blanc» zu sehen. Im selben Jahr begann seine Zusammenarbeit mit Regisseur Michael Steiner (49) in «Mein Name ist Eugen». 2018 realisierten die beiden mit «Wolkenbruch» nach dem Buch von Thomas Meyer (45) den erfolgreichsten Schweizer Kinofilm des Jahres. International herausragend waren bisher Basmans Engagements in «Monuments Men» von 2014 mit George Clooney (57) sowie 2017 im «Papillon»-Remake von Michael Noer (40). 

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