Bis in die frühen Morgenstunden hat Flurina Candinas (41) ihren Sieg bei Weisswein und Zopf gefeiert. Am Abend vom 28. Dezember hatte sie gegen sechs weitere Bäuerinnen in der beliebten «SRF bi de Lüt – Landfrauenküche» gesiegt. Damit habe sie nie, aber wirklich gar nie gerechnet. Denn bei ihrem Hauptgang, dem mit Dörrpflaumen gefüllten Schweinsbraten, lief es nicht so, wie es die zweifache Mutter aus Andiast GR wollte. «Der Braten war viel zu trocken, weil ich ihn aus lauter Aufregung zu lange im Ofen liess. Ich habe mich so geärgert, dass mir die Tränen kamen», sagt sie zu BLICK.
Dafür gabs von ihren Mitstreiterinnen einen Punkteabzug, den sie jedoch mit ihrer Marsalasauce, den Spinatpizokeln und dem Rotkraut wettmachte. Tränchen vergoss sie auch, als sie mit ihrem Dessert, einem Vanille-Heidelbeer-Parfait, fertig war. «Es war die Erleichterung nach der Anspannung. Überall waren Fernsehkameras, und mir war klar, dass mir die ganze Schweiz beim Kochen zuschaut. Da wollte ich das Beste aus mir herausholen», so die Frohnatur.
Früher wollte sie keinen Bauern, heute hat sie einen
Seit zwölf Jahren steuert Candinas den Shuttlebus durch Flims, Laax und Falera im Bündnerland. Dass sie dabei die Postuniform trägt, hat schon einiges Erstaunen ausgelöst. «Wir gehören zwar zur Post, fahren aber den Regionalbus. Der Unterschied ist wichtig, da viele Skifahrer mit ihrem Abo gratis mit uns fahren können», erklärt sie. Das Busfahren sei für sie der perfekte Ausgleich zu ihren Kindern und den Arbeiten auf dem Hof. 1200 Meter über Meer und etwas abseits des Dorfs bewirtet sie mit ihrem Lebenspartner Rico Schlosser (50) einen Biobauernhof. Sie lebt das, was sie früher nicht wollte. «Ich bin selbst auf einem Hof aufgewachsen und wollte mit der strengen Heuerei nichts mehr zu tun haben», sagt sie. Und ergänzt lachend: «Wer keinen Landwirt will, kriegt immer einen.»
Die Zufriedenheit und das Glück, das sie empfindet, strahlt Flurina Candinas auch aus. Sie lacht gerne und oft, und gegenüber ihren Koch-Konkurrentinnen zeigte sie sich hilfsbereit und blieb fair. Gegenseitig beurteilten sie die jeweiligen Menüs nach Geschmack und Präsentation. Die Bündnerin sieht ihren wahren Sieg denn auch nicht darin, dass sie die meisten Punkte geholt hat. «Ich habe sechs neue Freundinnen gewonnen.»