«Er muss das Geld zurückzahlen»
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Schlagersängerin Monique (46):«Er muss das Geld zurückzahlen»

Luxory-Besitzer hat die Nase voll und schmeisst Kollers raus
Aufstand der Schlagerstars zeigt Wirkung

Die «Grand Prix der Volksmusik»-Siegerinnen Monique und Géraldine Olivier outeten im Blick mit Branchenkollegen, was sie mit den Betreibern des Eventlokals Luxory erlebt haben. Nun muss Koller-Music die Lokalität räumen und plant, grösser und besser zurückzukommen.
Publiziert: 28.06.2024 um 17:20 Uhr
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Aktualisiert: 28.06.2024 um 17:43 Uhr
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Flavia SchlittlerRoyal- und People-Expertin

Wer ist Schuld? Der Frage widmen sich diverse Schlagertitel. Beim einen ist es der Bossa Nova, beim anderen der Trainer und für einen weiteren sind es die Bananen. Für Charly Koller (70) und Sohn Kevin (33), die das Eventlokal Luxory in Grenchen SO unter den Firmennamen Koller-Events und Koller-Music geführt haben, sind es Schlagersängerinnen, ein Ex-Manager, die Pandemie und Blick.

Von vorne. Gegen Ende letzten Jahres machten die beiden «Grand Prix der Volksmusik»-Siegerinnen Monique (46) und Géraldine Olivier (57), sowie vier weitere Sängerinnen und Sänger im Blick publik, dass sie von den Kollers für Konzerte im Luxory gebucht wurden. Kurzfristig wurden die Events wegen zu wenig verkaufter Tickets verschoben, ohne ein Ersatzdatum zu nennen.

Luxory-Besitzer hat den Kollers gekündigt

Gemäss den Künstlern bekamen sie weder die vereinbarte Gage, noch Spesen zurückerstattet, noch wurde, wie vereinbart, Werbung für die Konzerte gemacht. Auch Fans, die für einen Abend mit ihrem Idol voller Leichtigkeit und Dreigangmenü tief in die Tasche gegriffen haben, bekamen ihr Geld nicht zurück.

«Grand Prix der Volksmusik»-Siegerin Monique, wartet bis heute auf ihre Gage für einen nicht stattgefundenen Auftritt im Luxory in Grenchen, sie hat die Kollers betrieben.
Foto: Zvg
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Letzten Samstag, dem 22. Juni, fand der letzte vom Vater-Sohn-Gespann durchgeführten Schlagerevent im Luxory statt. Grund dafür? Der Lokal-Besitzer Ernst Müller (75) mag nach fünfeinhalb Jahren, in denen die Kollers seinen Laden führten, nicht mehr. «Ich habe mit ihnen viele Gespräche geführt, sie gemahnt. Ich bekam schlicht und einfach nicht das Geld, das mir vertraglich zustand.» Konkret: «Während den zwei Jahren Pandemie haben sie mir weder Miete noch Strom bezahlt, obwohl sie Geld vom Staat bekamen.» Er sei immer ein grosszügiger, gutmütiger Vermieter gewesen. Nun hat es ihm gereicht.

«Ich habe ihnen per Ende Juli gekündigt. Aktuell fehlen zwei Monatsmieten und vieles, was sich davor angehäuft hat. Wir haben kürzlich eine Kündigungsvereinbarung getroffen. Sie wollen nun per Ende Juni gehen, das ist ok für mich.» Gemäss Müller geht es um einen offenen Betrag von rund 100'000 Franken.

Künftig gibts multikulturelle Hochzeiten

«Ich kompensiere den Betrag mit meiner Gutmütigkeit und einer Soundanlage, die sie organisiert und ich zum grössten Teil bezahlt habe. Doch so stimmt es für mich. Charly Koller geht, ohne einen Franken Schulden bei mir zu haben. Ich will meinen Frieden und keinen Streit. Zumal ist er ein charmanter, netter Kerl, der, was das Geschäftliche betrifft, einfach eine andere Seite hat.» Er habe erst letzte Woche durch ein Inserat, mit der Firma «Oscar Palace» einen Nachmieter per 1. September gefunden, die traditionelle, multikulturelle Hochzeiten organisiert.

So versöhnlich wie Müller ist, sieht das Charly Koller nicht. Am letzten Samstag sagte er in seiner Abschiedsrede, die Blick im Video vorliegt, wen er für sein Aus im Luxory verantwortlich macht. Die ausländerfeindlichen Aussagen werden wir hier nicht zitieren. Zudem habe ihm ein geplanter Umbau – den es gemäss dem Besitzer nicht gibt –, den Rest gegeben.

Auf Anfrage hängt Charly Koller das Telefon auf, sein Sohn Kevin, will Fragen nur schriftlich beantworten. Zu den Aussagen des Luxory-Besitzers schreibt er: «Wir waren zwei Monate im Rückstand mit der Miete, das kann jedem passieren, vor allem wenn man nach Coronazeiten mit Beiträgen von Blick kämpfen muss. Wir haben staatliche Unterstützung erhalten. Damit wurden alle wichtigen, aussehenden Zahlungen erledigt. Wir haben alles ins Geschäft investiert. Leider aber hat das alles nicht gereicht. Wir haben sehr viel Geld investiert, um das Ganze am Leben zu erhalten.»

Kollers wollen grösser und besser zurückkommen

So verworren das Ganze ist, Tatsache ist, dass sich betroffene Schlagerfans bei Blick gemeldet haben. Sie sind sauer, dass sie bis zu 800 Franken für je zwei Tickets für vier verschiedenen Konzerte, unter anderem für das von Semino Rossi vom 6. Juli, nicht zurückerhalten. So wird es auch bleiben. Kevin Koller gibt die Erklärung dafür: «Alle Konzerte werden auf unbestimmte Zeit verschoben, alle Tickets behalten die Gültigkeit. Keiner redet davon, dass Konzerte abgesagt werden oder Koller-Music beendet wird».

Sprich, die Kollers suchen neue Räumlichkeiten im Kanton Bern und Solothurn. «Wir hoffen, dass wir schnellstmöglich eine Lokalität finden werden.» Das seien sie den Schlagerfreunden schuldig, wie Kevin Koller meint, so zynisch es denen gegenüber wirkt, die das Geld für ihre Tickets zurückwollen. «Koller-Music hat so viel für junge und alte Menschen getan, die uns als Zuflucht sahen, abschalten konnten, teilweise sogar wie nach Hause kommen konnten. Wir werden schnellstmöglich zurückkommen. Grösser und besser.»

Monique und Géraldine Olivier haben sie betrieben

Zu den eingangs erwähnten Sängerinnen meint Kevin Koller: «Ja, es stimmt, Géraldine Olivier und Monique haben von uns heute noch kein Geld erhalten. Durch ihre Betreibungen ist Koller-Events auch in Liquidation.» Sängerin Géraldine Olivier meint dazu: «Es stimmt, dass einige Künstler die Betreibung initiiert haben. Auch Monique und ich. Ich bekomme täglich Nachrichten von Kartenkäufern, die seit Monaten auf die Rückerstattung oder das Nachholen der Konzerte warten. Das sieht das System Koller scheinbar nicht vor.»

Sängerin Monique ergänzt: «Ich wollte nichts Böses, nur das, was mir zusteht. Hätte sich die Familie an die Regeln gehalten und ehrlich und fair geschäftet, würde diese Firma vielleicht heute noch bestehen. Wer mit Existenzen anderer spielt, wird irgendwann fallen.»

Wie eingangs erwähnt, Schuld sind immer die anderen: der Bossa Nova, der Trainer, die Bananen oder sonst wer.

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