Max Sieber und Tochter Cristina Maria im Doppel-Interview
«Daddy war immer eine Art Kumpel für mich»

Sie verstehen Spass – und geben zusammen Gas. Zu seinem 75. Geburtstag treffen sich TV-Regisseur Max Sieber und seine Tochter Cristina Maria zum unzensierten Generationen-Talk.
Publiziert: 16.07.2018 um 19:48 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 16:57 Uhr
Ein Herz und eine Seele: Max Sieber mit seiner Tochter Cristina Maria im Jahr 2006.
Foto: Hervé Le Cunff
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Interview: Peter Padrutt

Er war der erfolgreichste Schweizer TV-Regisseur, seine Tochter startet gerade eine Schlagerkarriere. Heute wird Max Sieber 75 Jahre alt – seine Tochter Cristina Maria ist genau 50 Jahre jünger. BLICK liess die beiden auf dem Zürcher Sechseläutenplatz zum Geburtstags-Talk antreten. 

BLICK: Herr Sieber, haben Sie Ihren Geburtstag auch so minutiös geplant wie früher «Benissimo»?
Max Sieber: Nein, ich habe schon vor vielen Jahren damit aufgehört, meine Geburtstage zu feiern. Denn Mitte Juli waren immer alle meine Freunde in den Ferien.

Cristina Sieber: Aber ich werde Daddy überraschen! Sie flüstert dem Interviewer ins Ohr: Ich schenke ihm eine Trekkingtour auf den Kilimandscharo.

M. Sieber (hört mit und lacht): Das glaube ich nicht, denn Cristina weiss, dass ich nicht gerne die Berge hochkraxle – lieber laufe ich hinunter zum Meer. Dafür liebt es meine Frau Annlies zu wandern. Sie war auch schon auf dem höchsten Berg Afrikas, aber ohne mich.

Also gibt es keine Reise geschenkt?
C. Sieber:
Warten wir ab. Ich bin es, die bei uns alle Reisen für die Familie organisiert – zum Beispiel letztes Jahr eine Kreuzfahrt nach Kambodscha und Vietnam.

M. Sieber: Das stimmt. Cristina und ich verreisen übrigens nebst den Familienferien immer einmal pro Jahr für eine Woche ganz alleine. Und das, seit sie ein Kind ist. Als Achtjährige wollte sie schon zu den Pyramiden, mit zwölf hat sie sich dann durchgesetzt.

Und reist die Tochter mit, weil der Daddy zahlt?
C. Sieber:
Nein! Wir verstehen uns einfach prima. Das hat schon sehr früh angefangen. Als kleines Mädchen bin ich durchs Studio 1 des Schweizer Fernsehens gehüpft, als mein Vater «Benissimo» produziert hat. Ich habe ihn von Anfang an als einen Vater erlebt, der auch in einer anderen Welt agiert. Da waren Lenny Kravitz, Pink und Robbie Williams, alles coole Leute, und mittendrin er – und manchmal auch ich. Daddy war immer auch eine Art Kumpel für mich.

Ein Leben fürs TV

Max Sieber wurde am 16. Juli 1943 in Luzern geboren und gilt als erfolgreichster Schweizer TV-Regisseur überhaupt. Aus seiner Hand stammen Strassenfeger wie «Teleboy» und «Benissimo» sowie internationale Hitformate wie «Verstehen Sie Spass?» oder «Spiel ohne Grenzen». Er debütierte 1965 beim Schweizer Fernsehen und arbeitete 28 Jahre lang in der Unterhaltungsabteilung. Von 2001 bis 2004 führte er die Abteilung, zuvor war er ein Jahr lang Interimsleiter.

Max Sieber wurde am 16. Juli 1943 in Luzern geboren und gilt als erfolgreichster Schweizer TV-Regisseur überhaupt. Aus seiner Hand stammen Strassenfeger wie «Teleboy» und «Benissimo» sowie internationale Hitformate wie «Verstehen Sie Spass?» oder «Spiel ohne Grenzen». Er debütierte 1965 beim Schweizer Fernsehen und arbeitete 28 Jahre lang in der Unterhaltungsabteilung. Von 2001 bis 2004 führte er die Abteilung, zuvor war er ein Jahr lang Interimsleiter.

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Cristina Sieber, Sie haben gerade Ihre erste CD «Ich will mehr» herausgebracht. Welche Rolle spielte dabei Ihr Vater?
C. Sieber:
Bei den Proben zu «Benissimo» kam ich schon früh mit dem Singen in Kontakt. So bekam ich Lust darauf. Meine Mutter sagt, ich hätte entweder geschrien oder gesungen. Darum sang sie mit mir immer im Auto. Aber Daddy hat mich nicht gepusht. Ich habe die Vertragsverhandlungen mit dem Produzenten allein geführt und ihn erst am Schluss informiert.

M. Sieber: Ich habe keinen Rappen in die Platte investiert. Denn ich weiss aus meiner Karriere, dass die meisten Sängerinnen und Sänger unglücklich in ihrem Leben sind. Ich habe ihr gesagt: Wenn du es allein schaffst, dann ist das okay, aber bitte ohne mich.

Cristina Sieber, Ihr Vater produzierte die erfolgreichste Sendung des Schweizer Fernsehens – den «Teleboy» mit Kurt Felix. Haben Sie sich die Shows mal angesehen?
C. Sieber:
Eine Ausgabe auf Youtube. Das reichte. Ich fragte mich, warum Leute damals zu Hause geblieben sind und sich den «Teleboy» angeschaut haben. Es ist alles so langsam! Ich hätte auf Netflix umgeschaltet, wenn es das damals schon gegeben hätte.

M. Sieber: Gab es eben nicht! Das ärgert mich ein bisschen. Der «Teleboy» war zu dieser Zeit eine bunte, innovative Show. Und zum Umschalten: Es gab damals nicht überall Fernbedienung, man musste aufstehen und zum TV-Möbel laufen. Böse Zungen behaupten ja noch immer, dass das Fernsehen nur deshalb so gute Quoten hatte.

Was schauen Sie sich heute beide an?
C. Sieber:
Serien auf dem Handy. «Suits» und «Friends» mag ich sehr.

M. Sieber: «House of Cards» und gute Dokus, aber auf meinem grossen Fernseher. Shows schaue ich mir heute weniger an. Früher habe ich noch auf Fehler geachtet. Heute interessiert es mich kaum noch.

Cristina Sieber, was beeindruckt Sie am Papa?
C. Sieber:
Seine stoische Ruhe. Nichts bringt ihn aus dem Konzept. Er ist der Wahnsinn.

M. Sieber: Ich mag ihre Grosszügigkeit. Sie kann an keinem Bettler vorbeigehen, ohne ihm einen Batzen in den Hut zu legen. Nach ihrer Rückkehr aus New York sagte mir eine Freundin von Cristina, dass sie mehr Geld für Obdachlose auf der Strasse ausgegeben habe als fürs eigene Essen.

Cristina Maria Sieber

Pop- und Schlagersängerin Cristina Maria Sieber, geboren 1993, ist die einzige Tochter von TV-Regisseur Max Sieber. Ihr erster TV-Auftritt war gleich ganz grosses Kino: In der allerletzten «Benissimo»-Sendung von 2012 durfte sie im Chor von Weltstar Joe Cocker (†70) mitwirken. Zuletzt war sie Anfang Juli in der ARD-Sendung «Immer wieder sonntags» zu sehen. Ihr aktuelles Album heisst «Ich will mehr».

Pop- und Schlagersängerin Cristina Maria Sieber, geboren 1993, ist die einzige Tochter von TV-Regisseur Max Sieber. Ihr erster TV-Auftritt war gleich ganz grosses Kino: In der allerletzten «Benissimo»-Sendung von 2012 durfte sie im Chor von Weltstar Joe Cocker (†70) mitwirken. Zuletzt war sie Anfang Juli in der ARD-Sendung «Immer wieder sonntags» zu sehen. Ihr aktuelles Album heisst «Ich will mehr».

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Max Sieber, Sie wurden relativ spät Vater – mit 50 Jahren. Fühlten Sie sich nicht ein bisschen alt?
M. Sieber:
Ich habe erst mit 46 geheiratet und dachte damals, das sei noch früh. Mit 30 wäre ich ein miserabler Vater gewesen, denn ich war ja dauernd auf Achse. Dreimal pro Woche sass ich im Flieger. Nach Cristinas Geburt habe ich alle Produktionen im Ausland abgesagt. Ich wollte mehr für die Familie da sein. Sonst hätte ich viel Schönes verpasst, das sich später nie mehr wiederholen lässt.

Mal ehrlich, gab es nie Krach?
C. Sieber:
Einen hatten wir. Einen grossen. Mit zwölf bin ich mal an ein Konzert ins Volkshaus abgehauen und erst um Mitternacht heimgekommen. Da hat es gründlich geknallt.

Töchter finden doch ihre Väter oft peinlich. Sie nie?
C. Sieber:
Wenn er plötzlich zerrissene Jeans oder pinkige Strähnchen tragen würde, dann müsste ich kreischen. Tut er aber nicht. Er ist gut gestylt, das liegt auch ein bisschen an mir, denn ich quatsche ihm immer drein. Ich habe ihm einmal einen Blazer aus New York mitgebracht. Und er passt ihm sogar. Auch die Sneakers, die er gerade trägt, sind von mir.

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