Mehr Geld für Kulturschaffende nach Bundesratsentscheid
«Danke! Endlich!»

Neu sollen Kulturschaffende Ausfallentschädigungen rückwirkend auf den 1. November 2020 erhalten. Der Tenor in der Szene ist positiv. Allerdings graut es vielen Exponenten vor der Zukunft. Beat Schlatter sagt: «Mich wird Corona nochmals treffen, wenn ich 70 bin.»
Publiziert: 28.01.2021 um 07:45 Uhr
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Aktualisiert: 30.01.2021 um 19:35 Uhr
Der Satiriker Patrick Frey will selber keine Ausfallentschädigung beantragen, begrüsst die neue Möglichkeit aber sehr.
Foto: THOMAS LUETHI / HEG
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Katja Richard und Patricia Broder

Bei den gestern vom Bundesrat beschlossenen Anpassungen der Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus wurden auch die Kulturschaffenden bedacht. Sie sollen neu rückwirkend auf den 1. November 2020 Ausfallentschädigungen erhalten. Mitte Dezember legte der Bundesrat fest, dass Schauspieler, Musiker usw. bei Einkommensausfall ab dem 19. Dezember Entschädigungen beantragen können. Sie können ihre Gesuche einreichen, sobald die gesetzlichen Grundlagen in den für die Umsetzung zuständigen Kantonen bestehen.

Zufrieden darüber zeigt sich Slam-Poetin Lisa Christ (30): «Mit diesem Entscheid wird ein Versäumnis berichtigt, denn es hat tatsächlich eine Unterstützungslücke gegeben. Ich finde es fair, dass dieser ‹Fehler› nun behoben worden ist. Vielen Menschen in der Kulturbranche hilft das einen kleinen Schritt weiter, und es stimmt sie positiv.»

«Diese Massnahme ist dringend notwendig»

Eine gute Nachricht kann Schauspieler Beat Schlatter (59) dringend gebrauchen, denn er sieht grossen Handlungsbedarf in der Sache, auch bei sich selber: «Diese Massnahme ist dringend notwendig, denn momentan ist man als Bühnenkünstler total blockiert. Wir haben am 19. Januar die Premiere von ‹Ab die Post› durchgeführt – ohne einen einzigen Zuschauer. Die Spielzeit haben wir schon zwei Jahre eingeplant, mit den Proben haben wir angefangen, bevor der zweite Lockdown gekommen ist. Wir haben jetzt alles digitalisiert, damit alle fünf Schauspieler weiter üben können, wenn wir in der nächsten Saison hoffentlich wieder spielen dürfen.» Für die Zukunft zeichnet er ein düsteres Bild: «Mich wird Corona dann nochmals treffen, wenn ich 70 bin. Momentan lebe ich von meiner gesparten Altersvorsorge. Für viele Kulturschaffende reicht die Entschädigung nicht aus, um Miete und Krankenkasse zu bezahlen.»

Satiriker Patrick Frey (72) wertet den Entscheid als Zeichen für die ganze Branche: «Danke! Endlich! Ich selbst werde nichts davon in Anspruch nehmen, aber ich freue mich hier im Namen aller, die schon sehr lange sehnlichst auf diese Geste gegenüber der Kultur gewartet haben.»

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