Mundartrocker Gölä ist ein Fan der Berufslehre
«Ich empfehle meinen Kindern, ein Handwerk zu lernen»

Die beiden Berner Mundartsänger Gölä und Trauffer sind zusammen als Büetzer Buebe und auch solo enorm erfolgreich. Beide haben früher eine Handwerkerlehre gemacht. BLICK erzählen sie, was sie von der Nachwuchskrise halten.
Publiziert: 27.07.2020 um 23:01 Uhr
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Aktualisiert: 19.04.2021 um 18:09 Uhr
Jean-Claude Galli

Als Büetzer Buebe stürmen die Berner Mundartsänger Gölä (52) und Trauffer (41) regelmässig die Hitparaden und füllen nächsten Sommer zweimal das Zürcher Letzigrund-Stadion. Abseits ihres künstlerischen Schaffens sind und waren sie tatsächlich auch Büezer. Gölä hat eine Lehre als Baumaler und Autolackierer abgeschlossen und arbeitet regelmässig als Handwerker. Trauffer ist gelernter Maurer und führt das familieneigene Holzspielwarenunternehmen in Hofstetten bei Brienz BE erfolgreich in dritter Generation.

Auf den Nachwuchsmangel in körperlich anstrengenden Berufen angesprochen, sagt Trauffer zu BLICK: «Meine Lehre und die Zeit auf dem Bau waren eine unglaubliche Lebensschule, von der ich keine Sekunde missen möchte. Es gibt kaum etwas Schöneres, als am Ende eines Tages zu sehen, was man mit den eigenen Händen erschaffen hat. Ein geiles Gefühl.»

Als möglichen Grund für die drohenden Lücken sieht Trauffer eine Grundhaltung in der Gesellschaft, an den Schulen und bei der Berufsberatung: «Bei vielen Leuten haben diese Jobs zu Unrecht ein schlechtes Image. Als sich mein Sohn für eine Lehre als Sanitärinstallateur entschloss, wurde er von allen Seiten gefragt, ob er sich das wirklich gut überlegt habe. Es wäre fatal, wenn solche Berufe noch weiter an Wert verlieren würden. Denn man kann auch hier Karriere machen, gut verdienen und viel bewegen.»

Legen auch im Studio Hand an: Die beiden Büetzer Buebe Gölä (l.) und Trauffer als Handwerker in ihrem Studio.
Foto: © by Hangar Ent. Gro
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Gölä fordert ein radikales Umdenken, auch von den Lehrern

Gölä ortet für die Krise ähnliche Ursachen. «In den Schulen predigte man den Kindern in den letzten 20, 30 Jahren zu studieren. Hier braucht es ein radikales Umdenken, vor allem bei den Lehrern. Die stellen sich vor, dass Büezer den ganzen Tag im Dreck leben und monotone Arbeiten verrichten müssen. Doch das Gegenteil ist wahr: Die Tätigkeiten sind enorm abwechslungsreich und finden oft draussen statt.» Er ist überzeugt: «Handwerk hat goldenen Boden, gerade in der Zukunft, wenn es tatsächlich einen Fachkräftemangel geben sollte. Ich empfehle meinen Kindern jedenfalls, genau in diese Richtung zu gehen.»

Grundsätzlich mahnt der Hitsänger: «Eine der grössten Todsünden der Menschen ist die Bequemlichkeit. Wenn man nicht bereit ist, in jungen Jahren intensiv zu arbeiten, rächt sich das später. Man hat dann einen Beruf, den zu viele andere ebenfalls ausüben, ist arbeitslos oder hat einen tieferen Lohn, weil die Konkurrenz stark ist.»

Er appelliert an ein vernünftiges Gleichgewicht und die Vielfalt: «Es sind alle entscheidend, auch die Reichen mit den grossen Firmen, die Arbeitsplätze schaffen. Reiche sind nicht böse und ohne sie gibt es kein Sozialsystem. Wenn niemand Steuern zahlt, sind wir am Arsch. Der Mensch denkt zu oft in kleinen Kreisen und schaut nicht über den Tellerrand hinaus.»

Beruflich sei massgebend, etwas zu finden, das einem persönlich zusage. Gerne aufzustehen und sich auf die Arbeit zu freuen, schon vor dem Wecker. Auf die aktuelle Situation bezogen meint Gölä: «Ein Büezer ist nicht wichtiger als ein Gschtudierter. Büezer finden keinen Impfstoff. Aber Büezer bauen das Haus, in dem die Forscher den Impfstoff finden können. Es braucht jeden, sonst geht die Menschheit zugrunde.»

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