Foto: Schweizer Illustrierte/Hervé le Cunff

Donghua Li über den Krebstod seines Sohnes
«Janis wird immer bei mir bleiben»

Schwerer Schicksalsschlag für Kunstturn-Olympiasieger Donghua Li. Sein 7-jähriger Sohn Janis starb am Dienstagabend an den Folgen einer Krebserkrankung.
Publiziert: 22.08.2019 um 09:41 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2019 um 15:47 Uhr
Schwerer Schicksalsschlag für die Familie von Donghua Li.
Foto: André Häfliger
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Es ist die grösste Tragödie, die Eltern widerfahren kann. Donghua Li (51) hat seinen siebenjährigen Sohn Janis verloren. «Es bricht mir das Herz», sagt der in Adligenswil LU wohnende Olympiasieger zu BLICK. Tief durchatmend ergänzt er: «Janis war mein Sonnenschein, er war immer so aufgestellt und so fröhlich. Ich kann es nicht glauben, dass er nicht mehr am Leben ist.» 

Das Todesdrama, das am Donnerstag von der «Schweizer Illustrierten» bekannt gemacht wurde, spielte sich in nur wenigen Tagen ab: Am letzten Freitag bemerkte Li, dass Janis' Bauch ungewöhnlich geschwollen war. Sofort ging er mit ihm zum Hausarzt, später fuhr er Janis zum Kinderarzt. Dieser liess den Buben sofort ins Spital einweisen. Auf dem Weg zum Kinderspital Luzern machte Li mit seinem Sohn noch einen Stopp bei McDonald's, weil dieser so Lust auf ein Happy Meal verspürte. Janis habe zugeschlagen und zum Schluss sogar noch einen Bissen von einem Donut verdrückt.

«Ich war wie gelähmt»

Im Spital kommt nach stundelangen Untersuchungen unter Vollnarkose die schlimme Diagnose: Janis ist an Krebs erkrankt. Die bösartigen Tumore in seiner Leber hatten bereits Ableger in anderen Organen gebildet. «Ich war wie gelähmt, als ich das erfahren musste», sagt Li auch gegenüber der «Schweizer Illustrierten». «Das Schlimmste war, dass ich für unseren Janis nichts mehr machen konnte. Ich konnte nur noch beten für ihn.» 

Die Ärzte hätten «alles erdenklich Mögliche getan», doch geholfen hat es nichts. Am Dienstag, 17.55 Uhr, stirbt Janis auf der Intensivstation. «Ich blieb sieben Stunden lang bei ihm, habe nur geweint, fragte mich immer wieder warum, wieso? Der Abschied war so schwer.»

Janis hatte sich auf ersten Schultag gefreut

Ausgerechnet am Tag zuvor, am Montag, hätte der Kleine seinen ersten Schultag gehabt. «Darauf hatte er sich so gefreut», sagt Li mit schwerer Stimme. Als sein Sohn starb, habe er gespürt, dass seine Seele bei ihm geblieben sei. «Und hier bei mir wird sie für immer bleiben.» 

Donghua Li kam 1967 in China zur Welt. Nachdem er 1989 mit seiner damaligen Schweizer Ehefrau in die Schweiz gezogen war, nahm er bald an nationalen Meisterschaften teil. Nebenbei jobbte er in einer Garage. Fünf Jahre später erhielt er die schweizerische Staatsangehörigkeit. 1995 holte Li in Sabae (Japan) WM-Gold. 1996 wird er in Kopenhagen (Dänemark) Europameister. Im selben Jahr dann die Krönung an den Olympischen Spielen in Atlanta (USA), wo Li in seiner Paradedisziplin am Pauschenpferd die Goldmedaille gewinnt. Die (Turn-)Schweiz lag definitiv ihm zu Füssen.

Kraft aus dem buddhistischen Glauben

Aus erster Ehe hat Donghua Li die heute 23-jährige Tochter Jasmin. Seine neue Partnerin, von der er schon länger getrennt lebt, schenkte ihm 2012 Söhnchen Janis. Schon früh begleitete ihn dieser, wenn der Vater den Nachwuchs trainiert. «Er hat es geliebt, mit mir zu turnen», erinnert sich Li.

Kraft in seinen dunkelsten Stunden gibt ihm der buddhistische Glauben. «Ich weiss, dass ich meinen Bub irgendwann wiedersehen werde.» Trost gibt ihm auch das Wissen, dass Janis offenbar nicht lange leiden musste. «Er hatte keine Dauerschmerzen. Alles ging so wahnsinnig schnell.» Den angeknabberten Donut aus dem McDonald's habe Janis im Spital noch fertig gegessen.

Der Schweizer Sportler der Jahre 1995 und 1996 wird am Freitag, 6. September in der Pfarrkirche St. Martin in Adligenswil LU den Trauergottesdienst für seinen Sohn organisieren. Dort, wo Li bereits 24 Stunden nach dem Tod von Janis während sechs Minuten die Glocken läuten liess. «Wir sind immer noch Vater und Sohn», sagt Li.

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