Pianistin Rahel Senn spielt die komplette Klaviatur
Zwischen Einstein und Mozart

Mit Pop-Klassik verzaubert sie die Welt. Die Zürcherin Rahel Senn (34) schreibt aber auch Bücher.
Publiziert: 11.10.2020 um 22:48 Uhr
Auf der neuen CD «Epic Orchestra» spielt Rahel Senn neoklassische Hits wie «I Giorni» von Ludovico Einaudi und «Interstellar» von Hans Zimmer.
Foto: PD
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Dominik Hug

Sie mag Mozart, Mendelsohn und Michael Nyman. «Wenn ich diese Melodien spiele, fühle ich mich, als würde ich schweben», sagt Rahel Senn (34). Die Schweizer Pianistin gehört zu den aufstrebendsten Stars der internationalen Klassikszene. Senn spielte schon Konzerte in Amerika, Asien und ganz Europa. Die nächsten Wochen ist sie wieder einmal in der Schweiz unterwegs. «Corona hat alles auf den Kopf gestellt, aber deswegen will ich meinen Kopf nicht in den Sand stecken», sagt sie.

Rahel Senn hatte schon von klein auf grosse Träume. «Klavier spielen lernte ich erst mit neun, aber dann hat es mich umso mehr gepackt», erinnert sie sich. Ihre Eltern hätten darauf bestanden, dass sie etwas «Rechtes» mache, «also studierte ich Jus». Nach zwei Semestern hatte Senn genug, sie schrieb sich bei der klassischen Musikhochschule in Luzern ein. Parallel dazu schrieb sie ihr erstes Musical («Totaler Wahnsinn»).

Trägerin des Young Steinway Artist Award

2012 erhielt Senn den Young Steinway Artist Award. Seither hat sie sechs CDs veröffentlicht. Und ist Mutter geworden. Vater des fünfjährigen Leon ist Mundartsänger Florian Ast (45), von dem sie mittlerweile getrennt lebt. «Er ist ein lieber Mensch, aber zum Zusammenleben nicht geeignet», sagt sie über ihren Ex.

2015 veröffentlichte Senn einen Roman über Eduard Einstein (1910–1965), den Sohn von Albert Einstein (1879–1955). Ihr nächstes Buch mit dem Titel «Ozelot» (Zytglogge Verlag) erscheint im Frühjahr 2021 – zum 50-Jahr-Jubiläum des Frauenstimmrechts – und stellt die Frauenrechtlerin Iris von Roten (1917–1990) in den Vordergrund. «Iris von Roten ist eine Frau, mit der ich mich emotional und intellektuell verbunden fühle», sagt Senn. «Ich fühle mich von schlauen Menschen angezogen, ebenso von solchen, die etwas verrückt sind.»

Als «Power Woman» betitelt

Vor kurzem gelang Senn ihr grösster Coup: Der Branchenriese Sony Deutschland hat die Pianistin unter Vertrag genommen. Ihre Musik soll künftig weltweit veröffentlicht werden. «Der Vertrag kam wohl nur zustande, weil ich etwas asiatisch aussehe», witzelt die Zürcherin, deren Mutter aus Singapur stammt. «Die hoffen wohl, dass sie mit mir endlich den boomenden Ethno-Klassik-Markt erobern können.» Der Plan scheint aufzugehen: Das asiatische «Forbes»-Magazin hat die Schweizerin unlängst als «Power Woman» betitelt.

Die Musik, die Schriftstellerei, das Muttersein – wie bringt Rahel Senn alles unter einen Hut? «Ich habe einen grossen Hut», antwortet sie lachend. «Darin hat es sehr viel Platz.»


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