Prominente und ihre Kinder
So halten wir es mit Gott

Hier erfahren Sie, wie Prominente aus Politik und Gesellschaft zu dieser Frage stehen.
Publiziert: 05.04.2015 um 11:02 Uhr
|
Aktualisiert: 09.10.2018 um 10:48 Uhr
Darbellay mit Familie: Seine Frau Florence und die drei Kinder.
Foto: Sabine Wunderlin
1/12
Umfrage: Katja Richard und Marcel Odermatt

Den Landeskirchen laufen die Mitglieder in Scharen davon. Fast ein Viertel aller Schweizer bezeichnet sich inzwischen als konfessionslos. Eine Abkehr vom Glauben an Gott – oder nur von der Institution Kirche? Sind Ostern nur noch freie Tage statt Feiertage? Wie viel Reli­gion und Glauben sollen wir unseren Kindern überhaupt noch weitergeben? Hier erfahren Sie, wie Prominente aus Politik und Gesellschaft zu dieser Frage stehen.

Christophe Darbellay (44)
CVP-Präsident, Vater von Alexander (6), Justine (2) und Maxime (1), mit Gattin Florence (41).

«Meine drei Kinder sind noch klein. Sie wurden alle getauft. Ich lese ihnen ab und zu, wie an Weihnachten und Ostern, eine religiöse Geschichte vor. Es ist mir wichtig, dass meine Kinder christliche Werte mitbekommen.»

Sandra Studer (46)
Moderatorin, Mutter von vier Kindern (6, 8, 14 und 16 Jahre alt).

«Wir sind keine regelmässigen Kirchgänger, fühlen uns aber mit unserer Religion verbunden. Ich möchte, dass meine Kinder in ihr Weltbild mehr einbeziehen, als was wir bloss von Auge erfassen. Spiritualität finde ich in unserer nüchternen Welt wichtig. Der Moment vor dem Einschlafen ist gut für die innere Einkehr.»

Renzo Blumenthal
Mit Frau Ladina (32), drei Kinder, Moreno (6), Lena-Priscilla (4), Naemi (2).

«Beim Zubettgehen sprechen wir auf Rätoromanisch ein Gebet mit den Kindern. Und Ladina singt immer ein Liedli vor. Ich erinnere mich, wie ich als Kind gebetet habe. Damals sassen wir jeden Sonntag in der Kirche, das war manchmal hart. Heute gehen wir fast nur zu Weihnachten und Ostern hin. Ich finde es wichtig, den Kindern gewisse Werte vorzuleben, dass sie an etwas glauben können, was ihnen Halt gibt. Später können sie sich selber entscheiden, was sie damit machen.»

Patrick Frey (61)
Verleger, Schauspieler, vier Kinder von 15 bis 27 Jahren.

«Ich bin protestantisch aufgewachsen und sehr glücklich mit einer nicht sehr gläubigen Jüdin ver­heiratet. Religion ist Kokain fürs Volk, hat Umberto Eco einmal gesagt. In der Familie feiern wir Weihnachten und Chanukka. Meine Kinder haben an jüdischen Bar- und Bat-Mizwa und an protestantischen Hochzeiten und Begräbnissen teilgenommen, aber ich habe stets versucht, ihnen meine Grundhaltung zu vermitteln: dass ich allen Religionen zutiefst misstraue und nicht weiss, ob es Gott gibt. Dass das Vorhandensein einer Welt schon Wunder genug sei. Und dass man ganz sicher auch ohne Gott ein guter Mensch sein kann.»

Evi Allemann (36)
SP-Nationalrätin, Mutter und schwanger.

«Ich bin aus der Kirche ausgetreten und Agnostikerin, sprich: Ich weiss nicht, ob es einen Gott gibt oder nicht. Die biblischen Geschichten und die christlichen Werte prägen unsere Gesellschaft jedoch bis heute, egal wie man die Frage nach einem Gott beantwortet. Wir geben unserem Sohn das christliche Wissen kindgerecht weiter – ohne uns dabei festzulegen, ob es Gott gibt oder nicht.»

Vreni Schneider (50)
Mutter von Florian (11), Flavio (9), mit Ehemann Marcel Fässler (45).

«Meine Eltern sind sehr gläubig aufgewachsen, das versuche ich meinen Buben weiterzugeben. Ich sähe es natürlich gerne, wenn meine Buben zur Sonntagsschule gingen, die ist heute ja freiwillig. Aber ich kann auch gut verstehen, dass sie lieber Ski fahren, in der Schule haben sie die ganze Woche über viel Programm. Und es gibt ja noch den Religions­unterricht, den finde ich sehr wichtig. Es berührt mich, wenn die Kinder davon erzählen. Bei ihren Fragen bin ich manchmal unsicher. Das ist einer der Momente, in denen ich mir wünsche, dass mein Vater noch leben würde: Er kannte die Bibel sehr gut. Mir gibt der Glaube viel Kraft im Leben, besonders in traurigen Zeiten. Aber auch in guten Zeiten ist es für mich wichtig, dem Herrgott dankbar zu sein.»

Chris von Rohr (63)
Musiker, Autor und Vater von Jewel (14).

«Es ist schön und wichtig, gewisse Rituale zu pflegen und an etwas Grösseres als an sich selbst zu glauben. Der Glaube hat für mich tausend Offenbarungsmöglichkeiten des Ewigen. In unserem Falle ist das Buddha, Maria, Jesus, gelebte Liebe, Laotse, Plato, Hesse – und heute natürlich die Schoggihasen. Die Grundbotschaft bleibt dieselbe: Fürchtet euch nicht!»

Claudio Zuccolini (44)
Komiker, Vater von Emily (2) und Lilly (6), mit Frau Alexzandra (42).

«Meine Frau und ich sind mit den ganz normalen christlichen Werten aufgewachsen: Abends wurde gebetet, man ging unregelmässig in die Kirche und liess sich konfirmieren. Die Zehn Gebote bedeuten für mich, ein Leben als anständiger zu Mensch führen. Meinen Kindern gebe ich die gleichen Werte weiter. Was sie später daraus machen, ist ihre Wahl. Ich muss aber zugeben, dass mein Anteil am kirchlichen Leben eher gering ist. Ein Austritt aus der Kirche war aber nie ein Thema. Unsere Kinder sind ja noch sehr klein, Gott hilft, um ihnen die Welt zu erklären, etwa wenn jemand gestorben ist. Und es vermittelt das Gefühl, dass da jemand ist, der auf uns aufpasst.»

Vera Kaa (55)
Mutter von zwei Kindern, 14 und 21 Jahre.

«Mir ist wichtig, dass Kinder verschiedene Kulturen kennenlernen, das machen sie in der Schule heute gut. Ich bin katholisch erzogen worden. Meinen Kindern wollte ich vor allem Rituale weitergeben. Immer, wenn uns im Leben etwas Gutes widerfahren ist, sind wir ins Kloster Einsiedeln gepilgert, um eine Kerze anzuzünden. Das machen wir heute noch so. Es ist ein wichtiger Ort für mich. Gott erlebe ich vor allem in der Natur. Das wollte ich meinen Kindern weitergeben.»

Katharina Hoby (53)
Pfarrerin und Mutter von 5 Kindern zwischen 20 und 28 Jahren.

«Das, was ich meinen Kindern vorlebte, war mir wichtiger, als das Erzählen von biblischen Geschichten. Für mich zählen christliche Werte wie Toleranz und Grossherzigkeit. Wir hatten immer ein offenes Haus, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Bei uns wird vor dem Essen bis heute immer gebetet. Das haben die Kinder übernommen. Mich freut das. Es ist ein Zeichen von Dankbarkeit. Es ist nie selbstverständlich, was wir alles haben.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?