«Ich mag die hübschen Schweizerinnen»
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Schlagersänger Roberto Blanco:«Ich mag die hübschen Schweizerinnen»

Roberto Blanco über sein Theater-Engagement in Zürich, seinen Über-Hit und Diskriminierung
«Ich käme gern wieder schwarz auf die Welt»

Roberto Blanco gehört zu den bekanntesten Schlagerstars aller Zeiten. In Zürich ist er demnächst im Theater zu sehen. SonntagsBlick hat ihn vorab zum Gespräch getroffen.
Publiziert: 16.04.2023 um 09:44 Uhr
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Aktualisiert: 19.04.2023 um 07:47 Uhr
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Michel ImhofTeamlead People

Es ist ein bewölkter Morgen in Zürich. Wir treffen Schlagerstar Roberto Blanco (85) vor dem Bernhard-Theater. Dort spielt er ab 13. Mai im Stück «Monsieur Claude und seine Töchter», eine Bühnen-Adaption des französischen Films aus dem Jahr 2019. Für dieses Engagement steckt Blanco mitten in den Proben. «Wie sie laufen? Es ist noch niemand gestorben. Das ist gut», sagt er mit einem Augenzwinkern. Und als ob sein Handy den Wink verstanden hätte, trällert es just in dem Moment «Ein bisschen Spass muss sein». Dass er seinen eigenen Song als Klingelton habe, sei selbstverständlich.

Herr Blanco, Ihr Gassenhauer ist 50 Jahre alt. Haben Sie das schon gefeiert?
Roberto Blanco: Natürlich. Ich feiere das bei jedem Auftritt, indem ich es singe. Keine Ahnung, wie oft ich den Titel bereits zum Besten gab. Wenn ich für jedes Mal Singen einen Franken bekommen hätte, könnte ich wohl heute den Sechseläutenplatz mit Bernhard-Theater und Opernhaus kaufen.

Gabs nie einen Punkt, an dem Sie genug davon hatten?
Das Lied nicht mehr zu singen, wäre dem Publikum gegenüber nicht fair. Es bereitet nach wie vor vielen Menschen Freude. Ich bin dankbar, dass ich einen Hit habe, der sich so lange gehalten hat. Viele Sänger wollen nichts mit ihrer Anfangszeit zu tun haben. Ich bin anders. «Ein bisschen Spass muss sein» hat mich zur Legende gemacht, und dessen bin ich mir bewusst.

Entertainer Roberto Blanco ist mit 85 Jahren noch topfit. Im Mai ist er im Stück «Monsieur Claude und seine Töchter» im Bernhard-Theater Zürich zu sehen.
Foto: Philippe Rossier
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Das Lied ist ein Partyhit. Schlagen Sie sich die Nächte um die Ohren?
Werden Sie mal 85 – dann kennen Sie die Antwort (lacht). Ich habe mehr Partys erlebt, als Sie Haare auf dem Kopf haben. Aber heute bin ich ruhiger unterwegs.

Dafür aber Hans Dampf in allen Gassen. Ab Mai sind Sie in «Monsieur Claude und seine Töchter» zu sehen, ein Stück über aufeinanderprallende Kulturen. Haben Sie bei den Proben Déjà-vus?
Kulturen prallen überall aufeinander, von hier bis Australien. Das Thema ist immer topaktuell. Das macht das Stück aus.

Ein anderes topaktuelles Thema ist kulturelle Aneignung. Was sagen Sie zur Diskussion über Rastas, Kimonos und Winnetou?
Heute wird über alles diskutiert – und gegen alles protestiert. Aber mir kommt es manchmal so vor, als wüssten die Leute trotzdem nicht einmal, wofür sie auf die Strasse gehen. Manche wollen wohl einfach dabei sein.

Spassmacher aus Künstlerfamilie

Roberto Blanco kam 1937 in einer Künstlerfamilie zur Welt. Er begann seine Karriere 1957 als Schauspieler in Deutschland, bevor er ein Jahr später als Sänger Fuss fasste. 1972 veröffentlichte er seinen bis heute bekannten Gassenhauer «Ein bisschen Spass muss sein». Weitere Hits sind «Der Puppenspieler von Mexico» und «Samba si, Arbeit no». Von 1964 bis 2012 war er mit der Schweizerin Mireille Blanco verheiratet. 2013 heiratete er die 40 Jahre jüngere Kubanerin Luzandra Strassburg, mit der er heute am Bodensee wohnt. Blanco hat zwei Töchter aus erster Ehe und einen Sohn aus einer ausserehelichen Affäre.

Roberto Blanco bei einem Auftritt im Jahr 2017 in Olten.
zvg

Roberto Blanco kam 1937 in einer Künstlerfamilie zur Welt. Er begann seine Karriere 1957 als Schauspieler in Deutschland, bevor er ein Jahr später als Sänger Fuss fasste. 1972 veröffentlichte er seinen bis heute bekannten Gassenhauer «Ein bisschen Spass muss sein». Weitere Hits sind «Der Puppenspieler von Mexico» und «Samba si, Arbeit no». Von 1964 bis 2012 war er mit der Schweizerin Mireille Blanco verheiratet. 2013 heiratete er die 40 Jahre jüngere Kubanerin Luzandra Strassburg, mit der er heute am Bodensee wohnt. Blanco hat zwei Töchter aus erster Ehe und einen Sohn aus einer ausserehelichen Affäre.

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Viele Menschen sind für die «Black Lives Matter»-Bewegung auf die Strasse gegangen. Das Thema: Schwarze Menschen, die noch immer Diskriminierung erleben.
Es werden verschiedene Bevölkerungsgruppen diskriminiert: Juden, Chinesen und auch Schwarze. Ich habe Diskriminierung Gott sei Dank nie selbst erlebt. Mein Credo ist: Wir sind nur für eine gewisse Zeit auf der Erde, und sie ist so schön. Man muss lernen, mit anderen Menschen umzugehen. Wer glaubt, er habe das Recht, eine andere Bevölkerungsgruppe zu diskriminieren, hat das Leben nicht verstanden.

Sie sind immer relativ unzimperlich mit Ihrer Hautfarbe umgegangen. Es gab sogar einen Sketch, in dem Sie in einer Waschmaschine «weiss» gewaschen wurden. Heute könnten Sie das so wohl nicht mehr veröffentlichen.
Wieso nicht? Ich würde es heute noch immer tun. Ich bin ja selbst von diesem Thema betroffen und habe es in meiner Sendung als Gag gemacht. Zum Glück habe ich keine Komplexe und weiss, was ich tu. Und ich bitte Gott, dass ich in einem nächsten Leben wieder schwarz und als Entertainer auf die Welt komme.

Hat Ihnen Ihre Hautfarbe in Ihrer Karriere sogar geholfen?
Ich erinnere mich an den Morgen nach einer Samstagabend-Sendung mit Vico Torriani. Dort wurde ich am Frühstücksbuffet oft angesprochen. Er meinte zu mir: «Alle erinnern sich nur an deinen Auftritt. Mich erkennen sie nicht. Ich habe wohl die falsche Hautfarbe.»

Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Wenn ich ein Geheimnis hätte, hätte ich das Patentieren lassen und wäre Besitzer von fünf Yachten und einem Privatflugzeug. Ich rate den Menschen immer, niemanden zu imitieren und den eigenen Stil zu finden. Wenn ihnen das gelingt und sie ankommen, ist ein erster Schritt getan. Ich bin jetzt 66 Jahre im Geschäft. Die Menschen erkennen meine Stimme sofort.

Ihren ersten Auftritt hatten Sie in der Schweiz.
Genau. Das war zu Beginn der 50er-Jahre in Lausanne. Danach ging es los: Ich hatte viele Fernsehauftritte, unter anderem mit Hazy Osterwald. Ich habe seit 25 Jahren auch den Schweizer Pass und lebe mit meiner Frau am Bodensee. Es ist ein wunderschönes Land, und die Menschen sind unglaublich nett. Zudem funktioniert alles – wie eine Schweizer Uhr.

Bei Ihnen scheint auch noch alles zu funktionieren. Wie schafft man es, mit 85 noch topfit zu sein?
Ein grosser Teil sind wohl die Gene. Zudem muss man seinen Körper pflegen und auf ihn hören. Ich habe mich stets von Nikotin ferngehalten. Alkohol trinke ich meist ein paar Gläser, aber angetrunken bin ich selten. Ich will am nächsten Tag keine Kopfschmerzen.

Was möchten Sie noch erleben?
Meinen 95. oder 98. Geburtstag. Ich habe noch Theaterengagements in Zürich und Berlin – und noch zwei aufgenommene Alben in petto. Da gibts also viel zu tun. Das Wichtigste ist, dass ich und meine Familie gesund bleiben. Schön wäre auch, wenn ich es noch erleben könnte, dass es keine Kriege mehr gibt auf dem Planeten.

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