Sänger Mattiu hofft auf den Durchbruch
Dieser Rätoromane verzaubert die Deutschschweiz

Seine Heimat ist die Surselva, in der Natur und in der Musik fühlt sich der Sänger zu Hause. In seinen wohlklingenden Liedern auf Rätoromanisch ist die Herkunft hörbar.
Publiziert: 28.04.2024 um 14:53 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2024 um 14:58 Uhr
Mattiu berührt mit seiner rätoromanischen Musik.
Foto: zVg
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Aurelia Robles, GlücksPost
Glückspost

Wo er zu Hause ist, spürt sein Publikum durch seine Lieder: Mattiu Defuns (26) – oder als Sänger einfach Mattiu – ist im Dorf Trun-Darvella GR, in der Region Surselva, aufgewachsen. «Ich bin sehr verwurzelt mit meiner Heimat und naturorientiert», erzählt der Rätoromane. «Meine Herkunft ist schon sehr ländlich, mit den Bergen und Wäldern.»

«Da Casa» heisst denn auch seine EP, die am 26. April erschienen ist. Als Musiker ist er in seiner Muttersprache Rätoromanisch daheim, genauer Sursilvan, eines der fünf bündnerromanischen Idiomen. «Ich fühle mich am wohlsten, wenn ich mich auf Rätoromanisch ausdrucken kann. Und beim Liederschreiben ist der richtige Ausdruck wichtig.» Zu der runden lateinischen Sprache mit ihren vielen Vokalen finde er im Gegensatz zur deutschen Mundart immer eine Melodie. «Es ist einfach eine schöne Sprache zum Singen», meint er und erwähnt das Chorlied «La sera sper il lag» von Gion Balzer Casanova, das von Chören im ganzen Land gesungen wird. So hat er sein Lied «Buc Camutsch» mit dem Chor Molto cantabile aufgenommen.

Wie geht es wohl der besten Schulfreundin?

Seine Herkunft ist aber nicht nur anhand der Sprache hörbar. Mattius Musikstil ist melancholisch, verführt zum Träumen. Seine Stimme, die oft in die Kopfstimme wechselt, kann beflügeln, aber auch nachdenklich stimmen. «Ich habe versucht, einen Stil zu finden, und liess mich dabei vom Isländisch-Nordischen inspirieren», sagt er, der den Musiker Ásgeir (31) als Vorbild nennt. Vor ein paar Tagen konnte Mattiu auch das Konzert des Isländers in Basel eröffnen. Er sei schon eher ein nachdenklicher Mensch, der sich viele Gedanken mache und viele Fragen stelle, reflektiert Mattiu. «Bei mir passiert es deshalb schnell, dass ein Moll-Akkord kommt und es etwas tiefer geht.» In «Co vai?» fragt er sich, wie es wohl seiner besten Schulfreundin geht, die er aus den Augen verloren hat. In «Maria» widmet er sich den noch unbeantworteten Fragen.

Die Musik hat Mattiu – wie auch das Jagen und Fischen – durch seine Familie mit auf den Lebensweg bekommen. «Zu Hause haben wir oft zusammen gesungen.» Sein Vater, der Mitglied der Gruppe Furbaz war, spielte Gitarre, die Mutter sang und Mattiu und seine drei Geschwister musizierten mit. «Aber die Freude an der Musik musste ich selbst finden, um sie weiterzuführen – dasselbe gilt für die Jagd. Aber wer weiss, ob ich ohne die Familie sonst Zugang dazu gefunden hätte?»

«Best Talent» bei SRF 3

Nach der Talentschule für Musik und Sport in Ilanz GR zog es ihn an die Kunstschule in Liechtenstein. «Dort befasste ich mich mit der Kunst in all ihren Facetten, ob Film, Skulpturen, Zeichnen, Malen oder Illustrieren. Aber die Musik blieb immer.» Danach arbeitete Mattiu auf dem Bau, um sich sein Leben und seine Leidenschaft zu finanzieren.

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Seit 2019 widmet er sich, der seit dreieinhalb Jahren mit seiner Freundin in Laax GR lebt, nun ganz der Musik. «Ich konnte ab da bereits davon leben, spielte viele Hochzeiten.» 2022 veröffentlicht er seine EP «Sur La Selva», wird zum SRF 3 «Best Talent» gekürt, tourt anschliessend durchs Bündnerland und spielt an diversen Festivals. «Seither habe ich das Glück, auch eine gewisse Reichweite ausserhalb, über die Kantonssprachgrenze hinaus, zu bekommen und zu spielen, das ist natürlich schön.» Oft singen auch seine beiden Schwestern mit ihm auf der Bühne. «Ich bin nicht gerne unter vielen Menschen. Doch auf der Bühne fühle ich mich mit meinen Liedern, meiner Gitarre und Band geschützt und wie in einer Blase.»

«En quest mument» – in diesem Augenblick – steht auf seinem rechten Unterarm eintätowiert. Worte, die er sich gemeinsam mit seiner Mutter stechen liess. «Ich bin jemand, der im Moment lebt», erklärt er.

Ein Naturbursche

Wenn er Abstand von der Musik oder vom Alltag braucht, zieht es ihn hinaus. «Ich mag es, wenn ich rausgehen und schnell in der Natur sein kann, wo ich auch alleine bin und die Natur noch wild ist.» Fischen, Jagen, Wildtiere beobachten, Gleitschirmfliegen oder einfach spazieren. «So lüfte ich meinen Kopf. Das sind die Momente, in denen ich ein bisschen Zeit für mich finde.»

Aber Mattiu hegt durchaus langfristige Träume, hat Ambitionen. «Ich will viele Konzerte spielen, die Leute mit meiner Musik berühren und eine kleine Auslandstour machen.» Aber erst einmal stellt er im Mai seine neue EP in der Schweiz (7. 5. Bern, 18. 5. Laax, 22. 5. Chur, 23. 5. Zürich), also «Da Casa», vor.

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