Satiriker Patrick Frey über prominente Corona-Skeptiker
«Es sind alles Macho-Männer»

Patrick Frey hat Mühe damit zu verstehen, warum gleich mehrere seiner Komiker-Kollegen an Anti-Corona-Demos teilnehmen, erkennt aber ein Muster dahinter.
Publiziert: 23.09.2020 um 01:06 Uhr
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Aktualisiert: 30.04.2021 um 13:06 Uhr
Patricia Broder

Satiriker Patrick Frey (69) traut seinen Augen kaum, als er am vergangenen Samstag den Live-Stream der Anti-Corona-Demo auf Blick TV schaut: «Ich fasse es nicht! Jetzt ist auch noch Kollege Rob Spence (53) zu den freiatmenden Verschwörungsmythologen übergelaufen!» Er sei nach Andreas Thiel (49), Marco Rima (59) und Gabirano (22) bereits der vierte Komiker. «Langsam wird mir mulmig. Wer wird der nächste sein?», fragt Frey auf Twitter.

Im Gespräch mit BLICK liefert der Zürcher die Antwort gleich selbst: «Wohl ein weiterer Macho-Komiker. Denn was diese Comedians alle vereint – Marco Rima, Andreas Thiel und Rob Spence –, ist ihr Bild der Männlichkeit. Sie sind alles Macho-Männer, die mit dem Klischee des sehr männlichen, heldenhaften Mannes spielen und darüber auch Witze machen.» Solche Typen würden es nicht mögen, dass der Staat ihnen vorgibt, was sie zu tun haben, dass sie eine Maske tragen müssen. «Und sie haben dieses starke Männlichkeitsideal, dass ein richtiger Kerl rausgehen und gefährliche Abenteuer bestehen muss», sagt Frey weiter. «Ganz nach dem Motto: Ich schaffe das, denn ich bin ein Mann, dieses Covid kann mir nichts anhaben. Rima betont ja ständig, er vertraue auf seine Abwehrkräfte. Dabei ist das natürlich Blödsinn, denn man weiss ja, dass Frauen das bessere Immunsystem haben.»

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«Diese Fakten-Ignoranz finde ich höchst problematisch»

Es sei «ein Wahnsinn, aber nicht neu», dass Leute in Krisenzeiten an Quacksalber glauben, erklärt Frey. Dennoch überrasche ihn, dass so viele seiner Komiker-Kollegen unter den Corona-Skeptikern seien: «Es ist irre, dass Leute, die sonst mit Geist und Witz auf der Bühne stehen, auf so ein billiges Schema reinfallen. Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich die Äusserungen von Rima hörte. Das hätte ich ihm nicht zugetraut. Diese Fakten-Ignoranz finde ich höchst problematisch.»

Satiriker Patrick Frey hat Mühe zu verstehen, warum viele seiner Komiker-Kollegen bei Anti-Corona-Demos auftreten.
Foto: THOMAS LUETHI / HEG
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Frey spielt damit auf die Aussagen von Marco Rima Ende Mai an, dass in der Corona-Pandemie «eigentlich nichts passiert» sei. Alle Befürchtungen von überfüllten Spitälern und Millionen Toten seien nicht eingetroffen. Die überfüllten Spitäler in Italien und die hunderttausend Toten, die die USA zu beklagen haben, erwähnte er nicht.

Corona-Skeptiker würden oft Nazi-Rhetorik benutzen

«Was man auch nicht ausser Acht lassen darf: Die Komiker unter den Corona-Gegnern sind politisch gesehen alle im bürgerlich-rechten Spektrum anzusiedeln», resümiert Frey. «Deshalb besteht bei ihnen wohl auch dieser starke Wunsch, öffentlich aufzutreten und volksnah zu sein.»

Dabei gelte es aber die verwendeten Parolen besonders genau zu prüfen, mahnt Frey: «Das Schlimme ist, dass Impfgegner wie auch Corona-Skeptiker sich oft derselben Rhetorik wie die Nazis bedienen. Auch die erklärten in ihrem Feldzug gegen die sogenannte ‹jüdische Schulmedizin›, dass wenn man als Arier nur genug gesund lebe und denke, habe man genug Abwehrstoffe und werde nicht krank. Eine gefährliche und egoistische Haltung, welche die Kranken zu selbstverschuldeten Opfern macht.»

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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