«Wir alle haben das Recht, wir selbst zu sein!»
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Schweizer Promis zu Pride:«Wir alle haben das Recht, wir selbst zu sein!»

Schweizer LGBTQ-Stars zur Pride
«Wir müssen über Pronomen reden!»

Prominente Vertreter aus der LGBTQ-Szene erklären, warum es die Pride als Demonstationsumzug für homosexuelle, bisexuelle und Transmenschen immer noch dringend braucht.
Publiziert: 17.06.2023 um 01:03 Uhr
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Patricia BroderRedaktorin People

Ein Tag im Zeichen des Regenbogens: Am Samstag findet in Zürich zum 28. Mal die Pride statt. Schwule, Lesben, Bisexuelle und Menschen mit Transidentität kämpfen beim Umzug durch die Zürcher Innenstadt für gleiche Rechte. Über 40'000 Leute werden erwartet, über 98 Organisationen haben sich angemeldet. Das Motto der diesjährigen Pride ist «Lass uns darüber reden». Blick hat Prominente aus der LGBTQ-Szene gefragt, was sie gerne ansprechen und beantwortet haben würden.

Tamy Glauser (38), Topmodel

Worüber müssen wir reden?
Zum Beispiel über das Thema Pronomen. Da merke ich immer wieder, wie sich verschiedene Lager bilden. Vielleicht ist es auch eine Generationenfrage. Die Älteren verstehen nicht, warum es 1000 Pronomen braucht, und die Jungen akzeptieren nicht, dass die Älteren andere Probleme hatten und sich nicht um Pronomen kümmern mögen. Ich verstehe beide Seiten und hoffe einfach, dass wir nicht vergessen, dass wir doch alle fürs gleiche kämpfen und gekämpft haben. Das Recht, sich selbst zu sein. Das liesse sich ändern, in dem man einfach besser zuhört, bevor man die eigene Meinung unabrückbar kund tut.

Die Pride ist ...
Grossartig! Lauft alle mit! Es geht nicht mehr darum, ob ihr zur LGBTQ-Community gehört oder nicht, sondern darum, dass wir alles Menschen in allen Farben und Formen sind. Solange man in der Liebe ist, hat es für jeden Platz.

Heute finde in Zürich die Pride unter dem Motto «Lass uns darüber reden» statt. Das non-binäre Topmodel Tamy Glauser findet, man solle «besser zuhören, bevor man die eigene Meinung unabrückbar kund tut».
Foto: Thomas Meier
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Sven Epiney (51), SRF-Moderator

Worüber müssen wir reden?
Ich finde es überhaupt toll, dass man miteinander redet. Das legt schon mal einen wichtigen Grundstein, der bedeutet, dass man einander zuhört. Reden und Zuhören bringen uns immer einen grossen Schritt weiter. Natürlich müssen wir weiterhin über wichtige Themen reden wie: Vorurteile abzubauen und auszuhalten und auch innerhalb der LGBTQ-Community nicht zu diskriminieren.

Was fällt Ihnen bei LGBTQ-Themen selber schwer, anzusprechen?
Manchmal ist es, gerade in der deutschen Sprache, nicht ganz einfach, die richtigen Formen zu finden. Gerade bei non-binären und trans Menschen muss man beispielsweise darauf achten, dass man sie mit den richtigen Pronomen anspricht. Da muss man sich auch erst daran gewöhnen und man möchte es ja auch möglichst richtig machen. Gerade bei diesem Thema finde ich es auch wichtig, dass man offen über Bedürfnisse und Missverständnisse reden kann und so miteinander einen gemeinsamen Weg findet.

Die Pride ist ...
Ein Fest für alle. Wir sind am Schluss alles Menschen und wenn man versucht, möglichst respektvoll und mit Verständnis miteinander umzugehen, dann kann man so schöne Momente miteinander erleben. Das ist es, was unsere Welt lebenswert macht und auch um einiges schöner.

Tiziana Gulino (26), Sängerin

Worüber müssen wir reden?
Ich denke grundsätzlich ist und bleibt das Thema LGBTQ wichtig. Nach meinem Empfinden stehen wir gesellschaftlich vor allem beim Thema Geschlechtsidentitäten noch sehr an. Was auch immer noch für sehr viel Aufregung und Unverständnis stösst, sind Regenbogenfamilien. Das ist ein Thema, was mir sehr am Herzen liegt. Hier würde es mir eher schwerfallen, neutral darüber zu sprechen, wenn mein Gegenüber sich komplett dagegen äussert und erst recht, wenn rücksichtslos dagegen argumentiert wird.

Die Pride ist ...
Die Pride ist wichtig, immer noch. Die Ehe für alle war ein grosser Schritt, aber nicht die Endstation. Der Alltag, die Gesellschaft sind für sehr viele Menschen aus der Community noch immer eine sehr grosse Herausforderung. Politisch gibt es auch diverse Themen, die noch dringend geklärt werden müssen.

Pride 2023

Der Juni ist LGBTQ-«Pride-Month». Zahlenmässiger Höhepunkt der Events in der Schweiz ist der Demonstrationszug der Zurich Pride, einer politischen Manifestation der queeren Community der gesamten Schweiz.

Der Umzug findet am Samstag, 17. Juni in der Stadt Zürich statt. Infos: zurichpridefestival.ch

Der Juni ist LGBTQ-«Pride-Month». Zahlenmässiger Höhepunkt der Events in der Schweiz ist der Demonstrationszug der Zurich Pride, einer politischen Manifestation der queeren Community der gesamten Schweiz.

Der Umzug findet am Samstag, 17. Juni in der Stadt Zürich statt. Infos: zurichpridefestival.ch

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Das ABC der LGBTQ

LGBTQ (oder noch inklusiver: LGBTQIA+) steht für Personen, die nicht heterosexuell sind oder deren Geschlechtsidentität nicht dem binären Modell von männlich und weiblich entspricht. Sie haben gemeinsam, dass sie in vielen Kulturen und Gesellschaftskreisen wegen ihrer Andersartigkeit diskriminiert oder sogar verfolgt werden.

L – Lesbian, lesbisch. Frauen, die Frauen lieben.

G – Gay, schwul. Männer, die Männer lieben.

B – Bisexual, bisexuell. Personen, die sich zu mehr als einem Geschlecht hingezogen fühlen.

T – Trans, trans. Vom Begriff Transgender oder trans spricht man, wenn die Geschlechtsidentität eines Menschen nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt. Transfrauen wurden bei ihrer Geburt aufgrund ihrer körperlichen Merkmale als Jungen eingeordnet, Transmänner als Mädchen.

Q – Queer. Queer ist eine Sammelbezeichnung für sexuelle Orientierungen, die nicht heterosexuell sind, sowie Geschlechtsidentitäten, die non-binär oder bigender sind.

I – Intersexuell, geschlechtlich nicht festgelegt. Personen, die anatomisch nicht eindeutig einem Geschlecht zugeordnet werden.

A – Asexuell. Personen, die kein Verlangen nach Sex haben.

Darüber hinaus gibt es unzählige weitere Formen der sexuellen Orientierung (z.b. pansexuell, polysexuell) und Geschlechtsidentität (z.b. non-binär), die häufig mit einem angefügten Pluszeichen (LGBTQIA+) inkludiert werden.

LGBTQ (oder noch inklusiver: LGBTQIA+) steht für Personen, die nicht heterosexuell sind oder deren Geschlechtsidentität nicht dem binären Modell von männlich und weiblich entspricht. Sie haben gemeinsam, dass sie in vielen Kulturen und Gesellschaftskreisen wegen ihrer Andersartigkeit diskriminiert oder sogar verfolgt werden.

L – Lesbian, lesbisch. Frauen, die Frauen lieben.

G – Gay, schwul. Männer, die Männer lieben.

B – Bisexual, bisexuell. Personen, die sich zu mehr als einem Geschlecht hingezogen fühlen.

T – Trans, trans. Vom Begriff Transgender oder trans spricht man, wenn die Geschlechtsidentität eines Menschen nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt. Transfrauen wurden bei ihrer Geburt aufgrund ihrer körperlichen Merkmale als Jungen eingeordnet, Transmänner als Mädchen.

Q – Queer. Queer ist eine Sammelbezeichnung für sexuelle Orientierungen, die nicht heterosexuell sind, sowie Geschlechtsidentitäten, die non-binär oder bigender sind.

I – Intersexuell, geschlechtlich nicht festgelegt. Personen, die anatomisch nicht eindeutig einem Geschlecht zugeordnet werden.

A – Asexuell. Personen, die kein Verlangen nach Sex haben.

Darüber hinaus gibt es unzählige weitere Formen der sexuellen Orientierung (z.b. pansexuell, polysexuell) und Geschlechtsidentität (z.b. non-binär), die häufig mit einem angefügten Pluszeichen (LGBTQIA+) inkludiert werden.

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Reto Hanselmann (41), Eventmanager

Welche Gespräche sind lästig?
Schubladisierung aufgrund der Sexualität ist für mich sehr schwierig. Dass ich mich immer wieder rechtfertigen muss, was ich bin. Ob ich nun heterosexuell oder homosexuell bin. Ich liebe einen Menschen und da kommt es nicht drauf an, was man ist. Solange man Respekt und Liebe und sein Herz verschenken darf, ist es das Schönste. Ich wünsche mir mehr Toleranz und dass man sich irgendwann einmal nicht mehr erklären muss.

Wie liesse sich das ändern?
Ich denke, wir sind bereits auf einem sehr guten Weg. Ich sehe Männer, die Perlenketten tragen oder sich die Nägel lackieren. Das gab es vor 20 Jahren nicht. Man hätte komische Blicke ertragen müssen. Die Entwicklung geht in die richtige Richtung und in den nächsten 20 Jahren wird es bestimmt nochmals einen riesigen Schritt vorwärtsgehen.

Die Pride ist ...
Die Pride ist ein Festival der Farben, der bunten Vögel und liebevollen und positiven Menschen. Ich als Partyveranstalter sehe einige Events. Die Pride ist für mich aber ein persönliches Highlight, weil alle sehr tolerant und freundlich aufeinander zugehen. Dementsprechend für mich jedes Jahr ein Highlight an die Pride zu gehen.

Nadia Brönimann (54), Transaktivistin

Worüber müssen wir reden?
Über die Menschenrecht-Situation von queeren Menschen. In vielen Ländern werden LGBTQ-Menschen verfolgt und misshandelt, bloss weil sie ihre eigene Identität oder sexuelle Orientierung leben möchten. Zum Glück darf ich in einem sicheren Land wie der Schweiz leben. Doch auch hier ist die Gleichstellung noch nicht in allen Bereichen erreicht, wie beispielsweise beim Antidiskriminierungsgesetz, in dem Menschen mit Trans-Hintergrund noch immer nicht verankert sind. Es gibt auch bei uns wichtige Themen, über die geredet werden muss. Aber immer mit Respekt und Verständnis für Menschen, denen diese Themen fremd sind.

Was werden Sie selbst gerne gefragt?
Besonders Freude habe ich an persönlichen Fragen, die mich nicht nur auf mein trans sein reduzieren.

Die Pride ist ...
Für alle. Sehen wir Diversität bei uns Menschen nicht als Bedrohung, sondern als eine Bereicherung für eine bunte Welt. Lasst uns heute an der Pride diese Vielfalt friedlich und mit offenem Herzen feiern. Es sind alle Menschen mehr als nur willkommen, gemeinsam mit uns zu feiern!

Priscilla Schwendimann (30), reformierte LGBTQ-Pfarrerin

Worüber müssen wir reden?
Miteinander statt übereinander reden funktioniert nur, wenn wir uns auf Augenhöhe begegnen und bereit sind, einander offen zuzuhören und wahrzunehmen. Jede Person in ihrem Denken und Sein.

Was fällt Ihnen selber schwer, anzusprechen?
Ich bin Pfarrerin mit Leib und Seele. Ich bin davon überzeugt, dass Gottes ‹Ja› jedem Menschen gilt. Punkt. Gleichzeitig stehe ich für eine Institution, die queere Menschen Jahrhunderte lang mit diskriminiert hat. Diese Spannung ist nicht immer einfach auszuhalten.

Die Pride ist ...
Die Pride als Demo ist ein toller und wichtiger Anlass. Kommt auch! Lasst uns gemeinsam einstehen für eine Welt, in der alle Menschen nicht nur Platz haben, sondern auch gesehen werden und die gleichen Rechte erhalten.

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