Schweizer Regisseur startet bei Netflix in England durch
«Ich habe aus Zürich London gemacht»

Filmemacher Philippe Weibel hat es mit seinem neusten Film als erster Schweizer ins britische Netflix geschafft. Dabei fanden die Dreharbeiten mehrheitlich nicht an der Londoner Themse, sondern an der heimischen Limmat statt.
Publiziert: 02.12.2022 um 19:54 Uhr
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Patricia BroderRedaktorin People

Der Zürcher Filmemacher Philippe Weibel (48) hat es mit seinem Spielfilm «The Art of Love» als erster Schweizer Regisseur überhaupt geschafft, dass sein Werk bei Netflix in Grossbritannien und in Irland gezeigt wird. «Das ist eine grosse Ehre für mich und mein Team», sagt Weibel zu Blick. «Da ich ein grosser England-Fan bin, freut mich dieser Erfolg im angelsächsischen Raum umso mehr.»

«The Art of Love» ist Weibels zweiter Spielfilm und erzählt die Geschichte der 55-jährigen Britin Eva (Alexandra Gilbreath), die in einer Ehekrise steckt und als Nebenjob Bewertungen für Sextoys der Londoner Firma «The Art of Love» vornimmt. Influencer Adam (Oliver Walker) verdient seinen Lebensunterhalt als Tester dieser Liebesspielzeuge. Schliesslich müssen sie für ein neues Projekt zusammenspannen und sind erst gar nicht voneinander begeistert.

Thema Einsamkeit an Relevanz gewonnen

Doch damit die Zusammenarbeit funktioniert, müssen beide ihre Komfortzone verlassen und sich dabei auch ihrer Einsamkeit stellen. «Das Thema Einsamkeit und wie unsere Gesellschaft im Zuge der Digitalisierung immer einsamer wird, finde ich schon länger sehr spannend», erklärt Weibel, der mit den Arbeiten zum Drehbuch kurz vor Beginn der Coronapandemie 2019 begonnen hatte.

«The Art of Love» hat es als erste Schweizer Film überhaupt geschafft, bei Netflix in Grossbritannien und in Irland gezeigt zu werden.
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«Mit der Coronakrise hat das Thema zudem nochmals an Relevanz gewonnen. Viele suchen Liebe im digitalen Raum, freuen sich über Dutzende von Likes, dabei erfahren sie aber keine wirkliche Nähe», sagt der zweifache Familienvater, der mit seiner Ehefrau und den Kindern in Zürich lebt. «Egal, ob man Single oder verheiratet ist: Einsamkeit geht uns alle an. Denn Menschen können auch in Beziehungen oder umgeben von vielen anderen Menschen einsam sein.»

Dreharbeiten fanden mehrheitlich in Zürich statt

Die Dreharbeiten zur in England spielenden Tragikomödie fanden lustigerweise mehrheitlich nicht in London, sondern in Zürich statt, verrät Weibel: «Während der Pandemie konnten wir nicht in England drehen, aber dafür war es uns möglich, die britischen Schauspieler in die Schweiz zu holen. Also habe ich aus Zürich kurzerhand London gemacht.»

Gedreht worden sei unter anderem in Restaurants in Zürich, die via Greenscreen schliesslich in eine Londoner Umgebung gesetzt wurden. «Nur einmal haben wir unsere tatsächliche Location verraten, als man in einer Szene das Schweizer Abwaschmittel ‹Handy› herumstehen sah», lacht Weibel. «Ein britischer Kollege fragte mich schliesslich verwundert, was denn dieses ‹Handy› sei. Wir haben die Szene dann retuschiert und das Abwaschmittel kurzerhand rausgeschnitten.»

Seine Premiere feierte «The Art of Love» im Herbst 2021 am Zurich Film Festival. Der privat finanzierte Streifen gewann bisher schon an acht Festivals Preise, unter anderem den Publikumspreis am Fünf Seen Festival in München. Seit drei Wochen läuft die Tragikomödie auf Netflix in England und in Irland. Wann es die helvetische Produktion auf Netflix Schweiz schafft, ist noch offen, die Verhandlungen dazu laufen bereits. Aktuell ist «The Art of Love» in diversen Schweizer Kinos zu sehen.

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