«Wir haben keine Angst vor der 200-Franken-Initiative»
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SRF-Chefin Nathalie Wappler:«Wir haben keine Angst vor der 200-Franken-Initiative»

SRF-Direktorin Nathalie Wappler stellt sich hinter Sandro Brotz
«Keine Veranlassung, nicht an ihm festzuhalten»

Traditionell stellt SRF im März seine kommenden Programm-Highlights vor. 2022 im Mittelpunkt: Das «Benissimo»-Revival, die Nachfolgestaffeln der Erfolgsserien «Neumatt» und «Tschugger» sowie die Neuentwicklung «Die Beschatter» und das umfangreiche Sportprogramm.
Publiziert: 31.03.2022 um 18:17 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2022 um 18:22 Uhr
Jean-Claude Galli

Gestern stellte SRF in den Studios in Zürich-Leutschenbach die neuen Programm-Highlights vor. Im Anschluss an die Präsentation sprach Blick mit Direktorin Nathalie Wappler (54). Erstmals äusserte sie sich dabei über die 200-Franken-Initiative der SVP und den umstrittenen «Arena»-Moderator Sandro Brotz (52).

Frau Wappler, wie stark liegt Ihnen die 200-Franken-Initiative auf dem Magen?
Nathalie Wappler: Wir haben die Ankündigung zur Kenntnis genommen, es ist der Start zu einem langen Prozess. Zuerst müssen jetzt die Unterschriften gesammelt werden. Dann folgen die Beratungen im Bundesrat und im Parlament. Und man rechnet damit, dass die Initiative erst 2025 oder noch später am Start ist. Wir werden die Zeit nutzen, um wie immer mit einem guten Programm zu informieren, zu unterhalten und spannende Sportsendungen zu zeigen.

Die Initiative macht Ihnen also keine Angst?
Wir verfolgen die Entwicklungen natürlich aufmerksam, aber wir haben vor der Initiative keine Angst. Entschieden wird an der Urne. Und ich bin überzeugt, dass wir mit einem guten Programm auf vielen Kanälen am besten punkten und überzeugen können. Indem wir die Menschen in der Schweiz begeistern und informieren.

SRF-Direktorin Nathalie Wappler bei der Präsentation der kommenden Programm-Highlights, aufgenommen am 31. März in den SRF-Studios in Zürich-Leutschenbach.
Foto: Thomas Meier
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Kulturaffine SRF-Direktorin

Die in Kreuzlingen TG aufgewachsene Nathalie Wappler (54) studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Germanistik und arbeitete nach ihrem Abschluss als Redaktorin bei 3sat und ZDF. 2005 kam sie zum Schweizer Fernsehen, ab 2011 war sie dort Kulturchefin. 2016 wechselte die Hobby-Pianistin zum MDR – 2019 kehrte sie als neue SRF-Direktorin in der Nachfolge von Ruedi Matter (68) in die Schweiz zurück. Wappler war bis zu dessen Tod im Februar 2022 mit dem Medienwissenschaftler Wolfgang Hagen (†71) verheiratet.


Thomas Meier

Die in Kreuzlingen TG aufgewachsene Nathalie Wappler (54) studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Germanistik und arbeitete nach ihrem Abschluss als Redaktorin bei 3sat und ZDF. 2005 kam sie zum Schweizer Fernsehen, ab 2011 war sie dort Kulturchefin. 2016 wechselte die Hobby-Pianistin zum MDR – 2019 kehrte sie als neue SRF-Direktorin in der Nachfolge von Ruedi Matter (68) in die Schweiz zurück. Wappler war bis zu dessen Tod im Februar 2022 mit dem Medienwissenschaftler Wolfgang Hagen (†71) verheiratet.


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Dazu kommt jetzt noch die Causa Sandro Brotz und der «Arena»-Boykott der SVP. Halten Sie an Brotz als Moderator fest?
Ich habe keine Veranlassung, nicht an ihm festzuhalten.

Es wurde kolportiert, dass Sie der SVP einen Brief geschrieben hätten, in dem Sie Brotz den Rücken stärkten. Gibt es diesen Brief wirklich?
Ja, ich habe der SVP geantwortet und den Gesprächstermin vom 14. April bestätigt. Der Termin war übrigens schon vorher abgemacht.

Kann es sich SRF leisten, dass die SVP in der «Arena» nicht zu Wort kommt?
Die Redaktion lädt immer Vertreterinnen und Vertreter von Pro und Kontra ein – und alle können zu- oder absagen. Unser Auftrag ist es, alle einzuladen und eine möglichst ausgewogene Sendung zu machen. Ich glaube, dass gelingt uns auch immer wieder. Aber jeder ist frei, zu sagen, ich komme nicht.

Nochmals zur Initiative: Um was geht es der SVP Ihrer Meinung nach?
Das müssen Sie die SVP fragen. Ich glaube, was wir machen können, ist, sachgerecht und ausgewogen zu berichten, zu informieren und zu unterhalten. Wir sind aber immer offen für Kritik. Und es gibt unabhängige Stellen, an die man sich wenden kann, wenn man das Gefühl hat, wir hätten nicht sachgerecht oder ausgewogen berichtet. Wir nehmen Kritik ernst, wenn sie kommt, das gehört zum Prozess. Aber ich bin schon auch stolz, dass wir im Jahrbuch «Qualität der Medien» immer wieder die vorderen Ränge belegen. Wir machen einen guten Journalismus, aber natürlich stellen wir uns der Diskussion und sind stets offen für Kritik. Und sind so eigentlich ganz gut aufgestellt.

In der SRF-«Reporter»-Sendung um russisches Geld in St. Moritz gab es jüngst handwerkliche Fehler. Darf das passieren? Nach dem Motto «Wo gehobelt wird, da fliegen Späne»?
Nein, und es ist ja eine Beanstandung der besagten Gemeinde eingegangen. Wie in solchen Fällen immer antworten wir nun zuerst der Ombudsstelle, bevor wir uns öffentlich äussern.

Sie hatten in letzter Zeit zusätzlich technische Schwierigkeiten, insbesondere mit dem neuen Schnittsystem oder dem Bezug der neuen Studioräumlichkeiten. Wie ist hier der Stand?
Wir haben in letzter Zeit diesbezüglich Fortschritte gemacht und mit «Schweiz aktuell» und «SRF Börse» auch schon erste Formate aus dem neuen Newsroom in Betrieb genommen. Vor dem Sommer werden weitere Sendungen folgen. Und ich bin zuversichtlich, dass wir bis Ende Jahr alles bereit haben.

«Benissimo» kommt am 15. Oktober einmalig zurück, ohne Swisslos als Partner. Nun gibt es 100'000 Franken statt einer Million als Hauptprämie. Eine Sparmassnahme? Und woher kommt das Geld?
Das sind Sponsoringgelder. Und deshalb mussten wir uns im Vergleich zu früher schon neu aufstellen. Aber ich glaube, die Summe ist trotzdem reizvoll, 100'000 Franken sind viel Geld. Plus, es gibt sehr attraktive Sachpreise. Und ich denke, es geht auch mehr ums Spiel, darum, dass man Beni Thurnheer noch einmal sieht und einen ganz tollen Fernsehabend hat.

So wird das neue «Benissimo»

Ein Fokus bei der gestrigen Präsentation der SRF-Jahres-Highlights lag auf der einmaligen Neuauflage des früheren Strassenfegers «Benissimo» mit Moderator Beni Thurnheer (72), die am 15. Oktober auf dem Programm steht. Zum 30-Jahr-Jubiläum der Samstagabendshow gibt es auch ein Wiedersehen mit der Tanz- und Sketch-Formation «Friends» um Erich Vock (60), Philippe Roussel (60) und Stéphanie Berger (44). «Zentrales Element bleibt das Spiel mit den legendären Kugeln, bei dem sich die Zuschauerinnen und Zuschauer am Telefon mit Beni zwischen dem Sachpreis und dem Spiel um den Hauptpreis entscheiden müssen», so Unterhaltungschef Reto Peritz (49). «Wir sind aktuell gerade dabei, die Original-Kugeln abzustauben», scherzte Peritz. «Die Sendung ist so interaktiv wie noch nie: Um zu gewinnen, braucht es kein Los mehr. Die Zuschauerinnen und Zuschauer können direkt in die Show anrufen und mitspielen.» Im Jackpot befinden sich 100'000 Franken und alle Sachpreise, die im Verlauf von «Benissimo» nicht vergeben wurden.

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Ein Fokus bei der gestrigen Präsentation der SRF-Jahres-Highlights lag auf der einmaligen Neuauflage des früheren Strassenfegers «Benissimo» mit Moderator Beni Thurnheer (72), die am 15. Oktober auf dem Programm steht. Zum 30-Jahr-Jubiläum der Samstagabendshow gibt es auch ein Wiedersehen mit der Tanz- und Sketch-Formation «Friends» um Erich Vock (60), Philippe Roussel (60) und Stéphanie Berger (44). «Zentrales Element bleibt das Spiel mit den legendären Kugeln, bei dem sich die Zuschauerinnen und Zuschauer am Telefon mit Beni zwischen dem Sachpreis und dem Spiel um den Hauptpreis entscheiden müssen», so Unterhaltungschef Reto Peritz (49). «Wir sind aktuell gerade dabei, die Original-Kugeln abzustauben», scherzte Peritz. «Die Sendung ist so interaktiv wie noch nie: Um zu gewinnen, braucht es kein Los mehr. Die Zuschauerinnen und Zuschauer können direkt in die Show anrufen und mitspielen.» Im Jackpot befinden sich 100'000 Franken und alle Sachpreise, die im Verlauf von «Benissimo» nicht vergeben wurden.

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Einerseits sind Retro-Geschichten schön. Verstärken Sie andererseits nicht die bereits vorherrschende Ratlosigkeit am SRF-Samstagabend bezüglich Unterhaltung?
Das ist keine Ratlosigkeit, wir setzen am Samstagabend auf einen Mix aus ganz unterschiedlichen Sendungen. Wir gehen mit einer Neuauflage von «Benissimo» an den Start, genauso wie mit einer zweiten Staffel unserer Neuentwicklung «Stadt Land Talent». Und wir haben mit dem Erfolg des «Wetten, dass..?»-Revivals festgestellt, dass vom Publikum her ein Bedürfnis nach solchen Retro-Sendungen besteht. Darauf müssen und wollen wir gemäss unseres Auftrags eingehen. Genau wie mit dem «Retro Quiz»: Man schaut zwar zurück, gleichzeitig ist es unterhaltend im Jetzt. Wir haben uns hier gut aufgestellt: Wir können schnell und agil reagieren. Also schauen wir, wie die Publikumsbedürfnisse sind, und gehen dann mit passenden Sendungen an den Start.

Zum Sonntagabend und der Comedy: Momentan kursiert das Gerücht, Sie wollten «Deville» absetzen ...
Nein, Dominic Deville macht das gut und soll das auch weiterhin machen. Aber wir wollen uns auch im Bereich Comedy entwickeln. Und ich glaube, da darf es durchaus Ergänzungen geben.

Serien boomen, das haben Sie richtig erkannt. Neu kommen der Basel-Krimi «Die Beschatter», «Tschugger 2» und «Neumatt 2». Was aber ist mit «Davos», da wollten Sie doch im Winter 2022 mit dem grössten Budget aller Zeiten von 15 Millionen Franken loslegen, wie wir berichtet haben ...
Da sind wir dran. Es ist aber ein grosses Projekt mit mehreren Co-Produktionspartnern. Und es geht nun darum: Bringen wir die Finanzierung zustande? Darauf hoffe ich sehr. Denn ich habe die Drehbücher schon lesen dürfen, und die sind wirklich sehr lässig, um es salopp zu sagen.

Zwei, drei Personalien: Wie sind Sie zufrieden mit der neuen «Kassensturz»-Moderatorin Bettina Ramseier?
Ich finde, sie macht das gut. Man spürt ihr Engagement und ihre Leidenschaft fürs Thema. Der «Kassensturz» ist eine ganz besondere Sendung, und ich freue mich, dass Bettina Ramseier die Moderation übernommen hat.

Wann besetzen Sie die «Rundschau» neu? Was ist am Gerücht dran, Franz Fischlin könnte eventuell übernehmen?
Gerüchte möchte ich nicht kommentieren. Wir werden zu gegebener Zeit sagen, wer es macht.

Und Urs Gredig in «Gredig direkt»? Viele Leute sagen, er sei im Gegensatz zu seinem Sendungsnamen eher indirekt, und die Quote ist mittelmässig.
Die Sendung funktioniert, und Urs hat attraktive Gäste. Und was mich freut: Wir haben viele positive Rückmeldungen aus dem Publikum – von Leuten, die seine Art der entspannten Gesprächsführung mögen.

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