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Tamynique erzählen im Blick TV:Wegen Küsschen wurden sie rausgeschmissen!

Stars zum Tag gegen Homophobie
«Wir sind nicht alle gleich, und das ist ‹normal›»

Schweizer Prominente wie Dominique Rinderknecht oder Sven Epiney erklären, warum der heutige Internationale Tag gegen Homophobie wichtig ist.
Publiziert: 16.05.2020 um 23:58 Uhr
|
Aktualisiert: 12.03.2021 um 20:38 Uhr
Patricia Broder

Der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie darf nicht nur ein Tag sein, an dem man über Anfeindungen und Übergriffe spricht. Im Gegenteil, finden Schweizer Prominente aus der Gay-Community wie Dominique Rinderknecht (30) und Sven Epiney (48). Dieser Tag soll auch helfen, Ängste und Vorurteile abzubauen und Menschen zu verbinden. Unabhängig davon, welche Nationalität, Religion oder Sexualität sie haben. Und der Tag soll Mut machen, voller Stolz und Liebe zu sich selbst zu stehen.

Dominique Rinderknecht (30), Moderatorin und Ex-Miss-Schweiz:

«Alles abgesehen von der Heterosexualität gilt in unserer Gesellschaft stets als nicht ‹normal›. Doch wir Menschen sind divers, wir sind nicht alle gleich – und genau das ist doch ‹normal›. Deshalb ist es so wichtig, alle Formen unseres Seins zu leben und zu zeigen, sodass hoffentlich ganz bald alles als ‹normal› angesehen wird.»

Tamy Glauser (35), Topmodel:

«Eigentlich schade, dass es so einen Tag noch braucht. Aber das tut es, er ist wichtig, weil es immer noch Übergriffe und Abwertungen gegen Menschen aus unserer Community gibt. Ich wünsche mir, dass sich das ändert, dass wir es alle gut haben können miteinander. Gerade in Zeiten wie diesen, müssten wir doch einsehen, dass wir trotz aller Farben und Formen alle gleich sind. Am Ende ist doch die Liebe das Wichtigste.»

Setzen sich gegen Homophobie ein: Tamy Glauser (l.) und Dominique Rinderknecht.
Foto: Getty Images for ZFF
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Michael von der Heide (48), Sänger:

«Solange Homo-Bi- und Transmenschen auf dieser Welt beleidigt, diskriminiert, angegriffen und verfolgt werden, ist es wichtig, sich zu zeigen, zusammenzustehen und zusammenzuhalten. Solidarität zu zeigen. Es ist auch hier, in unseren Breitengraden wichtig, sich selbstbewusst und stark zu zeigen. Vielleicht auch ein bisschen als Vorbildfunktion. Als ich ein Jugendlicher war, fehlten mir schwule Vorbilder. Ich hatte so ein diffuses Bild, was ein Schwuler ist. Ich wäre damals froh gewesen, hätte ich gewusst, dass es homosexuelle Ärzte, Sportler, Sänger, Journalisten, Banker und Wissenschaftler gibt.»

«Wir sind nicht alle gleich, und das ist ‹normal›»
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Stars zum Tag gegen Homophobie:«Wir sind nicht alle gleich, und das ist ‹normal›»

Sven Epiney (48), TV-Moderator:

«Als Teenager hatte ich Freundinnen, doch das änderte sich schnell. Also brachte ich meinen Freund einfach mit nach Hause. Ich hatte mir unberechtigte Sorgen gemacht. Denn von meiner Familie wurde das mit den Worten ‹Cool, stellst du ihn uns vor, wir wollten deinen Freund unbedingt kennenlernen› kommentiert. Ich bin sehr dankbar und fühle mich privilegiert, dass mein Outing so ‹normal›, locker und mit viel Liebe ablief. Bei einigen stösst ein Outing leider immer noch auf totales Unverständnis, Eltern machen sich Vorwürfe, etwas falsch gemacht zu haben, oder es kommt gar zum totalen Bruch. Deshalb ist ein Tag wie dieser wichtig, um Vorurteile und Feindseligkeiten aus der Welt zu schaffen. Denn was gibt es Schöneres als die Liebe zwischen zwei Menschen!»

Anna Rosenwasser (29), Co-Geschäftsleiterin der Lesbenorganisation Schweiz (LOS):

«Dass ich bisexuell bin, hab ich mir nicht ausgesucht – ich hatte einfach Glück. Anziehung ist so etwas Schönes, egal, zu welchem Geschlecht. Darum kämpfe ich für Gleichberechtigung: Mit einer Frau darf ich mich nicht verheiraten und eine Familie gründen, aber mit einem Mann schon?! Mein bestes Coming-out hatte ich bei meinem Mami. Ich erzählte ihr kichernd, dass ich eine Frau geküsst habe, und sie kicherte mit – wie eine beste Freundin. Ob ich einen Partner oder eine Partnerin nach Hause bringe: Meine Familie heisst alle willkommen. Genau so muss das sein.»

Die Attacken werden oft nicht angezeigt

Seit die Stimmbevölkerung ­ die Diskriminierung weiterer Minderheiten mit deutlicher Mehrheit unter Strafe stellte, sind Aufrufe zu Hass und öffentliche ­Beschimpfungen wegen sexueller Orientierung in der Schweiz offi­ziell verboten.

Das Votum vom 9. Februar 2020 ­markiert eine Zäsur im Kampf für die Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgenders und Queers (LGBTQ).

Hassdelikte haben zugenommen

Attacken und Übergriffe auf ­sexuelle Minderheiten, sogenannte Hassdelikte, hatten im vergan­genen Jahr aber deutlich zu­genommen, wie die Schwulen­organisation Pink Cross, die Lesbenorganisation Schweiz und das Transgender Network anlässlich des heutigen Internationalen Tages gegen Homo-, Bi-, Inter- und Trans­phobie festhalten.

Die Organisationen betreiben seit vier Jahren eine Beratungsplattform für Betroffene. 2019 gingen dort 66 Meldungen ein, 42 waren es im Jahr davor. Rund ein Drittel der Betroffenen wurden ­Opfer von Gewalt – zum Teil mit gravierenden Folgen wie Gehirnerschütterungen oder Knochen­brüchen. ­Einem ­weiteren Drittel wurde Gewalt ­angedroht, Beleidigungen und Beschimpfungen inklusive.

Die Berater vermuten, dass Opfer das Erlittene häufig für sich behalten. «Die Dunkelziffer ist enorm. Viele ­Betroffene scheuen sich noch immer, Übergriffe zu melden», sagt Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink ­Cross. Was aber auch da­ran liegen könne, dass viele die Helpline überhaupt nicht kennen.

«Wir sind mit unserer Helpline bereits am Anschlag.»

Andererseits scheuten manche Opfer auch den Gang zur Polizei. Nicht einmal alle von Pink Cross registrierten gewalttätigen Attacken seien angezeigt und ju­ristisch verfolgt worden. Diese Hemmschwelle müsse ab­gesenkt werden, fordert Heggli: «Die Politik muss die Weichen stellen. Wir sind mit unserer Helpline bereits am Anschlag.» Eine breite Sensi­bilisierungskampagne sei notwendig, ebenso eine nationale Meldestelle.

Was auffällt: Zwei Drittel der ­Attacken geschahen nicht etwa im Verborgenen, sondern auf offener Strasse, an Haltestellen oder in Fahrzeugen des öffentlichen Verkehrs. Im Jahr 2019 häuften sich die Fälle während der Sommer­monate, als viele Personen im ­Freien unterwegs waren.

Roman Heggli lässt sich aber nicht einschüchtern: «Ich laufe bewusst Hand in Hand mit meinem Partner durch die Stadt. Angst wäre falsch, doch es besteht die ­Gefahr, dass man an die ­falschen Leute gerät.»

Seit die Stimmbevölkerung ­ die Diskriminierung weiterer Minderheiten mit deutlicher Mehrheit unter Strafe stellte, sind Aufrufe zu Hass und öffentliche ­Beschimpfungen wegen sexueller Orientierung in der Schweiz offi­ziell verboten.

Das Votum vom 9. Februar 2020 ­markiert eine Zäsur im Kampf für die Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgenders und Queers (LGBTQ).

Hassdelikte haben zugenommen

Attacken und Übergriffe auf ­sexuelle Minderheiten, sogenannte Hassdelikte, hatten im vergan­genen Jahr aber deutlich zu­genommen, wie die Schwulen­organisation Pink Cross, die Lesbenorganisation Schweiz und das Transgender Network anlässlich des heutigen Internationalen Tages gegen Homo-, Bi-, Inter- und Trans­phobie festhalten.

Die Organisationen betreiben seit vier Jahren eine Beratungsplattform für Betroffene. 2019 gingen dort 66 Meldungen ein, 42 waren es im Jahr davor. Rund ein Drittel der Betroffenen wurden ­Opfer von Gewalt – zum Teil mit gravierenden Folgen wie Gehirnerschütterungen oder Knochen­brüchen. ­Einem ­weiteren Drittel wurde Gewalt ­angedroht, Beleidigungen und Beschimpfungen inklusive.

Die Berater vermuten, dass Opfer das Erlittene häufig für sich behalten. «Die Dunkelziffer ist enorm. Viele ­Betroffene scheuen sich noch immer, Übergriffe zu melden», sagt Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink ­Cross. Was aber auch da­ran liegen könne, dass viele die Helpline überhaupt nicht kennen.

«Wir sind mit unserer Helpline bereits am Anschlag.»

Andererseits scheuten manche Opfer auch den Gang zur Polizei. Nicht einmal alle von Pink Cross registrierten gewalttätigen Attacken seien angezeigt und ju­ristisch verfolgt worden. Diese Hemmschwelle müsse ab­gesenkt werden, fordert Heggli: «Die Politik muss die Weichen stellen. Wir sind mit unserer Helpline bereits am Anschlag.» Eine breite Sensi­bilisierungskampagne sei notwendig, ebenso eine nationale Meldestelle.

Was auffällt: Zwei Drittel der ­Attacken geschahen nicht etwa im Verborgenen, sondern auf offener Strasse, an Haltestellen oder in Fahrzeugen des öffentlichen Verkehrs. Im Jahr 2019 häuften sich die Fälle während der Sommer­monate, als viele Personen im ­Freien unterwegs waren.

Roman Heggli lässt sich aber nicht einschüchtern: «Ich laufe bewusst Hand in Hand mit meinem Partner durch die Stadt. Angst wäre falsch, doch es besteht die ­Gefahr, dass man an die ­falschen Leute gerät.»

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