«Tagesschau»-Frau Angélique Beldner übernimmt Quizsendung «1 gegen 100»
Kann sie jetzt noch Staubers Nachfolgerin werden?

Beispiele wie Cornelia Boesch oder Stephan Klapproth beweisen: Der Spagat zwischen News und Unterhaltung ist anspruchsvoll und gefährlich. Der Entscheid von «Tagesschau»-Frau Angélique Beldner, die Quizsendung «1 gegen 100» zu übernehmen, ist nicht unproblematisch.
Publiziert: 11.08.2019 um 00:35 Uhr
Angélique Beldner startete ihre Medien-Karriere beim Radio und war unter anderem Publikumsliebling bei den Berner Sendern Radio Förderband und BE1, damals noch unter dem ledigen Namen Wälchli. Seit 2015 ist sie Newsjournalistin bei SRF.
Foto: SRF/Oscar Alessio
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Peter Padrutt und Jean-Claude Galli

Sie zeigt Haltung, verbindet Selbstbewusstsein mit dem Respekt vor Menschen und Themen: Angélique Beldner (43), Bernerin mit Wurzeln in Benin, wäre eine valable Nachfolgerin von Katja Stauber (56) gewesen, die ab März 2020 Produzentin im neuen SRF-Newsroom wird.

Für seine Nachrichten-Fabrik braucht SRF dringend erfahrenes Personal – auch vor der Kamera. Vor allem für die geliftete «Tagesschau» sind frische und gleichzeitig kompetente Gesichter, wenn möglich weibliche, ein Must.  Bei den Nachrichten-Frauen findet jedoch gerade eine Ausdünnung statt: Maureen Bailo (48) verlässt die «Tagesschau» Richtung Berufsschule. Beldner selber übernimmt ab Januar das Quiz «1 gegen 100» von Susanne Kunz (43). Sie arbeitet zwar parallel als Newsjournalistin und Moderatorin bei der «Tagesschau» weiter. Aber verbaut sie sich so nicht die Chancen auf die Stauber-Nachfolge? Sie habe «viele positive Reaktionen» für ihre Neuorientierung bekommen, versichert Beldner. «Viele, die mich kennen, waren überrascht, weil sie nicht damit gerechnet hatten – sagten dann aber: ‹Das passt wunderbar.›»

Die Nervosität im Newsroom ist gross

Das Verständnis im Team könnte aber auch mit allgemeinem Unmut zusammenhängen. Offenbar ist die Nervosität vor dem Newsroom-Start gross. «Die Moderation der Nebenausgaben verliert an Gewicht. So ist es verständlich, dass Beldner nach einem zweiten Standbein Ausschau hielt», sagt eine SRF-Kaderperson zu SonntagsBlick. Nachdem die Mitternachtsausgabe gestrichen wurde und jene am Mittag verkürzt läuft, soll die Ausgabe am Vorabend bald um 17.45 Uhr gesendet werden. Dort muss sie ihr Publikum erst finden. 

SRF musste bei der «Tagesschau» grasen

Während man intern Verständnis für Beldners Neuorientierung zeigt, fragen sich draussen viele: Mangelt es SRF derart an weiblichen Unterhaltungstalenten, dass man bei der «Tagesschau» grasen musste? Die künftige Quizmoderatorin bestätigt, dass sie quasi abgeworben wurde. «Ich wurde von der Redaktion «1 gegen 100» angefragt, ob ich beim Casting mitmachen möchte.»

Allerdings wusste Beldner damals noch nicht, dass Stauber der Kamera den Rücken kehrt. «Als ich mich für ‹1 gegen 100› entschied, gab es keine freie Stelle in der Hauptausgabe. Insofern war das zu jenem Zeitpunkt kein Thema. Und jetzt bin ich erst mal sehr gespannt auf die neue Herausforderung.»

Doppelbelastung könnte zum Problem werden

Nur: Ist sie als künftige Quiztante, die auch mal einen flotten Spruch liefern muss, noch geeignet, das SRF-Flaggschiff seriös zu präsentieren?

Zeitlich könnte die Doppelbelastung zum Problem werden. Und inhaltlich? Stephan Klapproth (61) moderierte ab 2002 eineinhalb Jahre das Polit-Spiel «Quiz today». Schliesslich warf er entnervt das Handtuch und widmete sich bis zu seinem Abgang 2016 wieder den News.

Auch Anna Maier (41), die ihre Karriere als Newsfrau bei Tele 24 und Tele Züri startete, bekamen die Ausflüge in die Unterhaltung nicht immer gut – vor allem ihr Sprung zu Sat.1. Sie switchte länger zwischen News und Unterhaltung, schliesslich zog sie sich vermehrt in den Hintergrund zurück.

In schaler Erinnerung bleibt Cornelia Boeschs (44) Ausflug ins Blasmusik-Happening «Kampf der Orchester» vor fünf Jahren, wo sie witzelte, tanzte und sang. Eigentlich ein No-Go für eine News-Person.

Spagat birgt Gefahren

Klar ist: Der Spagat zwischen News und Show wird für Angélique Beldner nicht einfach. Sie selber sagt: «Inhaltlich sehe ich kein Problem, weshalb nicht auch die Hauptausgabe möglich sein sollte. Ob es auch vom Pensum her realistisch wäre, müsste man schauen.» Es bedeute ihr viel, mit «1 gegen 100» «auch eine Art von Moderation machen zu können, die viel spontaner sein wird – ich finde es als Journalistin wichtig, dass man sich auch immer mal wieder aus seiner gewohnten Zone herauswagt». An Mut und Überzeugung mangelt es ihr jedenfalls nicht.

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