Um Ärger und Frust mit Familie auf Bühne zu verhindern
Clownin Gardi Hutter brauchte Psychologen

Die berühmteste Clownin der Schweiz tritt nochmals als Hanna auf, mit auf der Bühne sind auch ihre Kinder. Gardi Hutter erklärt, warum sie sich dafür von Psychologen beraten liessen.
Publiziert: 25.09.2018 um 19:07 Uhr
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Aktualisiert: 27.09.2018 um 22:00 Uhr
Gardi und Neda über die Familienzusammenarbeit im Theaterstück
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Familie Hutter im BLICK-Interview:Gardi und Neda über die Familienzusammenarbeit im Theaterstück
Katja Richard

Sie steht zum ersten Mal mit ihren Kindern auf der Bühne: Gardi Hutter (65). Bei den Proben ging es nicht nur harmonisch zu und her. «Wir haben in der Familie eine intensive Streitkultur. Da kann es auch mal knallen», erklärt die Clownin. «Bis die Kinder in die Schule gingen, waren sie mit auf Tournee. Wir waren jeden Tag an einem anderen Ort», erinnert sich Hutter. Tochter Neda (29) und Sohn Juri (33) leben heute in Marseille (F) als Strassenkünstler, darum ist dieses Stück auch eine wunderbare Gelegenheit, Zeit miteinander zu verbringen, freut sich die Mutter.

Gardi Hutter ist mit ihren Kindern auf der Bühne: Juri und Neda (r.). Gaia Gaudi läuft derzeit im Theater am Hechtplatz.
Foto: JESSICA KELLER
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Psychologisches Coaching mit Profis

Das intensive Zusammenleben birgt aber auch Sprengstoff. «Jede Bühnenproduktion ist eine emotionale Herausforderung», sagt Hutter. «Unsere Werkzeuge sind unsere Körper und unsere Gefühle, da geht es sofort ans Eingemachte.» Nachdenklich ergänzt sie: «Wenn man eine Familie ist, wird es unausweichlich persönlich.» Darum entschied sich die Künstlerfamilie gleich von Anfang an für ein psychologisches Coaching mit Profis. «Ihre Aufgabe war, aufgestauten Ärger und schwelenden Frust zu klären, um zu sehen, was die Not darunter ist», so Hutter über ihre Psycho-Familie. Das sei, wie wenn man ein Fenster aufmache und das Haus durchlüfte. «Unsere Welt wird immer komplexer, und der psychologisch geschulte Blick von aussen kann uns auf der täglichen Suche nach Sinn und Wohlsein auf gescheite Art unterstützen.» 

Hanna gehört längst zur Familie

Seit 1981 tourt Hutter als Clownin Hanna schon durch die halbe Welt, hat bisher über 3000 Vorstellungen in 28 Ländern gegeben. Auf der Bühne ist Clownin Hanna schon in sieben Stücken gestorben, im neuen Stück kommt sie gleich direkt ins Jenseits. «Das Schöne an Clowns ist, dass sie so übertrieben tragisch sein können, dass wir darüber lachen können», sagt Gardi Hutter. Dieses befreiende Gefühl könne auch ohne Worte übermittelt werden. «Darum können Menschen von China bis Brasilien, Schweden bis Sizilien über Hanna lachen.»

Im neuen Stück schlüpfen auch Hutters Kinder und die Schwiegertochter in die Rolle der berühmten Clownin Hanna. «Sie gehört halt längst auch zur Familie», sagt Gardi Hutter. «Meine Kinder sind mit Hanna aufgewachsen.» Und sie werden Hanna vielleicht auch weiterleben lassen, wenn Gardi irgendwann mal nicht mehr da ist. «Das muss aber nicht sein», sagt Gardi lachend.

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