100 Jahre Loriot
Steinlaus forever!

Der TV-Pionier droht den Anschluss ans Internetzeitalter zu verlieren. Die Verwalterinnen von Loriots Erbe sind gefordert.
Publiziert: 12.11.2023 um 11:00 Uhr
Machte das Biedermeiersofa telegen: Vicco von Bülow alias Loriot.
Foto: Keystone
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Daniel ArnetRedaktor Gesellschaft / Magazin

Als «kleinstes einheimisches Nagetier» ist die Steinlaus im medizinischen Lexikon «Pschyrembel» verewigt. Ihr lateinischer Fachbegriff lautet dort «petrophaga lorioti», zu Deutsch: Loriots Steinfresserin. Denn das Tier ist eine Erfindung des grossen deutschen Humoristen, eine TV-Parodie von 1976 auf den damals berühmten deutschen Biologen Bernhard Grzimek.

Ob national bekannter Naturwissenschaftler, feingeistiger Feuilletonist oder polternder Politiker – der aus dem Adelsgeschlecht von Bülow abstammende Loriot hat in seinen Sketchen immer wieder Eliten aufs Korn genommen. Und er zeichnete sie mit seinem unnachahmlichen Strich, wie Dr. Klöbner im Trickfilm «Herren im Bad» oder spielte sie gleich selber wie den vertrottelten Professor E. Damholzer.

Was, noch nie gesehen? Dann hatten Sie in den 1970er-Jahren wohl keinen Fernseher zu Hause oder sind Digital Native und mit dem Internet aufgewachsen. Arbeitete Loriot für das damals moderne Fernsehen, sind seine Clips in den heute angesagten Videoportalen nämlich kaum zu sehen. Den Teenagern von heute sagt der Name Loriot nichts mehr, sein Erbe droht zu verblassen.

Klar, in diesen Tagen feiern Fernsehstationen den 100. Geburtstag von Vicco von Bülow alias Loriot und zeigen seine besten Kurzfilme. Doch bald ist wieder Sendeschluss. Um zukünftigen Generationen den Zugang zu der zeitlosen Komik zu ermöglichen, müssen die Videos auch über Youtube, Instagram oder Tiktok breit zugänglich sein. Denn nicht nur die Steinlaus hat ein ewiges Leben verdient.

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