Antoinette Schmid wird in Rigi Kaltbad LU seit SRF-Beitrag fertig gemacht
«Jetzt bin ich das A******ch der Nation»

Seit sie in der SRF-Sendung «Schweiz aktuell» falsch zitiert wurde, machen Bewohner von Rigi Kaltbad LU Antoinette Schmid das Leben schwer.
Publiziert: 10.10.2018 um 14:33 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2018 um 16:01 Uhr
Tom Wyss

Ein Beitrag der SRF-Sommerserie «Alpenreise» vom 2. August 2018 hat das Leben von Antoinette Schmid (62) verändert – zum Schlechten. Denn seit der Ausstrahlung dieser Sendung werde sie von den Dorfbewohnern gehässig angegangen – weil sie falsch zitiert worden sei, sagt Schmid dem BLICK.

Grund ist eine Passage des Beitrags über das Leben der Bewohner im Dorf, die unter den Touristenmassen leiden würden. Darin hiess es: «Viel mehr von dieser Masse spürt Antoinette Schmid, wenn sie täglich mit der Bahn ins Tal fährt, um einzukaufen, weil es in Rigi Kaltbad keine richtigen Läden mehr gibt.»

Antoinette Schmid beklagt sich über einen SRF-Beitrag.
Foto: Screenshot SRf
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«Dass ich falsch zitiert wurde, ist unverständlich»

Sie habe dies gar nicht gesagt, so Antoinette Schmid. Denn: Es gäbe sehr wohl einen Dorfladen in Rigi Kaltbad. Sie ärgere sich, dass «SRF nicht sorgfältig gearbeitet hat. Ich hatte den TV-Journalisten den Dorfladen beim Vorbeigehen sogar gezeigt. Dass ich danach falsch zitiert werde, ist mir unverständlich. Ich bin nun halt diejenige, welche mit der Falschvertonung in Zusammenhang gebracht wird».

In einer Beschwerde gelangte sie ans SRF, machte dort ihrem Unmut Luft. «Das kann doch nicht sein, dass ich das Arschloch der Nation bin, nur weil jemand beim Vertonen einen Bock geschossen hat», enerviert sie sich darin. «Ich möchte hier richtigstellen, dass ich NIE gesagt habe, dass wir keinen richtigen Laden haben hier im Dorf. Ich habe jedoch gesagt, dass ich das, was ich hier nicht bekomme, im Tal einkaufen gehe. Auch habe ich NIE gesagt, dass ich täglich im Tal einkaufen gehe.»

SRG-Ombudsmann kann Schmids Ärger verstehen

SRF entschuldigte sich nach einem längeren E-Mail-Verkehr mit einem Korrigendum bei Schmid. «In der Sendung ‹Schweiz aktuell – Die Alpenreise› vom 2. August 2018 haben wir uns zu wenig präzise ausgedrückt. In der Tagesreportage zum Thema «leben und leiden an der Rigi» sagten wir, dass es in Rigi Kaltbad ‹keinen richtigen Laden gäbe›. Frau Antoinette Schmid hält dazu präzisierend fest, dass es in Rigi Kaltbad einen kleinen Laden gibt und sie auch dort einkaufe. Einmal die Woche fahre sie runter ins Tal, um den wöchentlichen Einkauf im Supermarkt zu tätigen», so der Wortlaut.

Mittlerweile kümmerte sich SRG-Ombudsmann Roger Blum (73) um den Fall. Er verstehe Schmids Ärger gut, hält er in seiner Stellungnahme fest. «Es ist sehr unangenehm, wenn man in einer Fernsehsendung mitwirkt und dann von den Nachbarn und Dorfbewohnern nur kritisiert, ja beschimpft wird, weil man angeblich das Dorf und vor allem den Dorfladen in ein schlechtes Licht gestellt habe.» Es sei aber «mit Sicherheit keine Absicht der Redaktion» vorgelegen, das Publikum wider besseres Wissen zu täuschen oder zu belügen und zu manipulieren, so Blum weiter.

«Die einen mögen mich, die andern können mich!»

Schmid hilft dies alles wenig. «Es gibt nach wie vor Leute, die mich darauf ansprechen. Negativschlagzeilen bleiben einfach hängen. Das ist wie eine Wolke über mir.» Daran hätten auch Korrigendum und Entschuldigungsbriefe von SRF nichts geändert. «Die Meinung vieler Leute über mich ist gemacht. Und diese Korrigenda liest vermutlich eh keiner», sagt Schmid.

Davon unterkriegen lasse sie sich aber nicht. «Es gibt zum Glück auch Leute, die mir glauben, dass ich das nicht so gesagt habe, wie es im SRF-Bericht zitiert wurde.» Wegen des Vorfalls nun aus dem Dorf wegzuziehen, komme für sie nicht in Frage. «Ich bin in Rigi Kaltbad geboren und bin hier zu Hause», betont sie. Ihr Credo: «Die einen mögen mich, die andern können mich!»

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