Im SRF-Hintergrundmagazin findet der Rupperswil kaum statt
Warum lässt «10vor10» den Fall links liegen?

Ausgerechnet das SRF-Hintergrundmagazin «10vor10» berichtet nur marginal über den derzeit omnipräsenten Mordfall Rupperswil. Die privaten TV-Stationen erachten die Berichterstattung über den Prozess als Service public.
Publiziert: 15.03.2018 um 17:01 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 17:44 Uhr
Das SRF-Nachrichtenmagazin  «10vor10» berichtet seit Dienstag nur in seinem News-Flash über eines der schlimmsten Verbrechen der Schweiz.
Foto: SRF
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Peter Padrutt

Seit Anfang Woche spricht die ganze Schweiz darüber: den Vierfach-Mord von Rupperswil AG. Er wirft viele Fragen auf, es geht um Themen wie Verwahrung, psychologische Tricks von Tätern, die Nähe zu Opfern zu erschleichen, bis hin zu den hohen Kosten, die der Strafvollzug für Thomas N. kostet.

Doch Hunderttausende Zuschauer sind erstaunt: Das SRF-Nachrichtenmagazin  «10vor10» berichtet seit Dienstag nur in seinem News-Flash über eines der schlimmsten Verbrechen der Schweiz. 

«Tagesschau» widmete geschasstem Tillerson mehr Zeit

Auch die «Tagesschau» ist zurückhaltend: Am Dienstag berichtete die Hauptausgabe zwar an erster Stelle über den Fall. Zwei Minuten dauerte der Beitrag – jener über die Entlassung von Rex Tillerson als US-Aussenminister war fast doppelt so lang. Gestern informierte die «Tagesschau» an vierter Stelle über den Fall – nach dem Postauto-Skandal, den Einsparungen bei den Ergänzungsleistungen und Senioren, die in Würde altern. Wieder zwei komprimierte Minuten – eine Pflichtübung.

Als am 20. August 1990 «10vor10» startete, wollte der damalige TV-Direktor Peter Schellenberg die «Tagesschau» mit einem intelligenten Format stärken, das Hintergrund und Emotionen zu den «Daily News»  vermittelt. Inzwischen bestimmt keine Sendung ausser der «Tagesschau» den Rhythmus des Schweizers so sehr wie das SRF-News-Journal. Daher die Frage: Warum ist der Fall Rupperswil nur Kurzfutter wert? Wäre es nicht konsequenter, ganz auf eine Berichterstattung zu verzichten?

«Keine Rede von Boykott»

«Von einem Boykott in der Berichterstattung bei SRF kann nicht die Rede sein», sagt SRF-Sprecher Stefan Wyss. SRF berichte sowohl am Radio, am Fernsehen und auch online breit über den Gerichtsprozess im Fall Rupperswil. «Von den tagesaktuellen TV-Nachrichtensendungen verfolgen ‹Schweiz aktuell› und ‹Tagesschau› den Prozess täglich», sagt er. «10vor10» habe am vergangenen Freitag einen Schwerpunkt mit einer Prozessvorschau gemacht.

So weit, so gut. Allerdings gibt es viele Zuschauer, die nicht bereits am Vorabend bei «Schweiz aktuell» oder um halb acht die «Tagesschau» verfolgen können.

Viele Zuschauer, die am späteren Abend noch informiert werden wollen, schalten daher auf den Medienverbund von TeleZüri, Tele M1 und TeleBärn.

«Für unsere Sendergruppe hat der Prozess oberste Priorität», sagt TeleZüri-Chef Markus Gilli. «Wir berichten über das, was die Menschen bewegt.» Man habe in Schafisheim AG sogar ein Freiluftstudio eingerichtet. «Die Berichterstattung über den Prozess betrachten wir als echten Service public.» Die Reaktionen auf die Sendungen seien enorm.

Trotzdem: Ich schalte heute Abend auch zu «10vor10». Auf Anfrage verspricht man mehr Schwerpunkt. Zudem nimmt sich auch die «Arena» am kommenden Freitag des Themas an. Immerhin.

Alle aktuellen Informationen zum Prozess des Vierfachmordes gibt es im Liveticker.

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