Tappte SRF in «Corona-Schwurbler»-Falle?
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Grosse Kritik an «Club»:Tappte SRF in «Corona-Schwurbler»-Falle?

Beschwerden nach Sendung mit Corona-Skeptikern
SRF-Ombudsstelle nimmt «Club»-Redaktion in Schutz

So einen kontroversen «Club» gab es schon lange nicht mehr: 27 Beschwerden gingen bei der Ombudsstelle ein, weil das SRF Corona-Skeptikern eine Plattform geboten habe. Nun ist der Bericht der Ombudsstelle erschienen.
Publiziert: 14.09.2021 um 17:47 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2021 um 17:52 Uhr
«Club»-Moderatorin Barbara Lüthi und «Arena»-Moderator Sandro Brotz führten beide durch den «Club» mit Corona-Skeptikern zusammen. Für ihren Job wurden sie vielfach kritisiert.
Foto: Twitter
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Dieser «Club» erhitzte die Gemüter! Am 3. August 2021 diskutierten Sandro Brotz (51) und Barbara Lüthi (48) unter dem Motto «Corona und die Kritikerinnen und Kritiker» in der SRF-Sendung mit Gegner der Massnahmen zum Covid-19. Dass das SRF den Kritikern so eine grosse Plattform geboten hatte, wurde vielerorts bemängelt und löste bei der Ombudsstelle eine Beschwerdenflut aus. Insgesamt 27 Beanstandungen sind bis zum Ablauf der Frist bei den Ombudspersonen Esther Girsberger (60) und Kurt Schöbi eingegangen. Nun nehmen die beiden Stellung.

Kritisiert wurde unter anderem die Gästeauswahl. Es seien drei Corona-Massnahmengegner zwei -befürwortern gegenüber gesessen, lautete der Vorwurf. Auf der Kritikerseite waren Michael Bubendorf, Sprecher des Vereins «Freunde der Verfassung», und die Primarlehrerin Prisca Würgler (40). Auf der wissenschaftlichen Seite argumentierten der Infektiologe Manuel Battegay (61) und der Berner Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg (58).

Zusammensetzung sei ausgewogen gewesen

Doch Reto Brennwald (58), der einen Film über Corona-Massnahmengegner produzierte, wurde von vielen zu den Kritikern gezählt. Dies will allerdings weder die «Club»-Redaktion («Ihn der Lügen und Verschwörungstheorien zu bezichtigen ist diffamierend»), noch die Ombudsstelle («Die Position von Reto Brennwald ist tatsächlich irgendwo ‹dazwischen›») geltend machen. Zudem sei es Frage der Sendungsausrichtung, ob in der Diskussion eine Pro- und Contra-Seite sich gegenüberstehen oder viele Positionen abgebildet werden. Die Erwartung sei aber gerechtfertigt, dass die Zusammensetzung wie bei der «Arena» ausgewogen ist, «was in der beanstandeten Sendung auch der Fall war.»

Weiter bemängelt wurde, dass überhaupt Massnahmen-Gegnern eine Plattform gegeben wurde. Allerdings argumentiert die Reaktion, man hätte in vier verschiedenen «Club»-Ausgaben die verschiedensten Krisen der Pandemie beleuchtet. Die letzte war die Gesellschafts-Krise. Das kann die Ombudsstelle nachvollziehen: «Kritikerinnen und Kritiker müssen in dieser gesellschaftspolitischen Diskussion mit eingebunden sein. In einer Zeit, wo die Gesellschaft sich zu spalten droht, ist es wichtig, dass möglichst alle Stimmen integriert und nicht ignoriert werden.»

«Aussagen teilweise höchst fragwürdig»

Der «Club» sei zudem keine wissenschaftliche Sendung. Mit Battegay und Schnegg sei die Wissenschaft in der Runde vertreten gewesen, ihre Gegnerseite sei in der Sendung allerdings klar als Nicht-Wissenschafler erkennbar gewesen. «Die Aussagen von Bubendorf und Würgler waren zwar sehr apodiktisch und teilweise höchst fragwürdig, hingegen stellten sie sich nur in wenigen Momenten auf den Standpunkt, ihre Argumentation sei wissenschaftlich nachgewiesen.»

Vielfach sei die Äusserung von Michael Bubendorf beanstandet worden, er würde die Corona-Massnahmen selbst dann noch kritisieren, wenn 80 Prozent der Bevölkerung sterben würden. Diese Aussage hat er allerdings nicht in der Sendung selbst getätigt, er wurde von Barbara Lüthi auf eine frühere Äusserung angesprochen. «Ganz bewusst konfrontiert sie Bubendorf mit seiner eigenen, extremen Haltung, was ihre Aufgabe als Moderatorin ist», schreibt die Ombudsstelle. Und kritisiert: «Zuwenig aber hat sie nachgehakt. Obwohl Barbara Lüthi sich auf mögliche Reaktionen vorbereiten konnte, eine für das Publikum verständliche Antwort blieb aus, das Bild bleibt unscharf.»

Brücken schlagen sei kaum möglich

Kritik am Moderationsduo hatte schon die Redaktion zuvor gebilligt, man habe an gewissen Punkten verpasst, genauer nachzuhaken oder Behauptungen mit wissenschaftlichen Fakten zu widerlegen. «Dass es Momente gab, an denen die Moderation stärker hätte eingreifen müssen, nimmt auch die Redaktion selbstkritisch zur Kenntnis.»

Das Fazit der Sendung? Das liefert die Redaktion gleich selbst: «Kann es gelingen, diese Gräben zuzuschütten? Oder zumindest zwischen den verschiedenen Lagern Brücken zu schlagen? Die Sendung hat gezeigt: Das ist kaum möglich», schreiben sie in ihrer Stellungnahme. Die Ombudsstelle konnte keine Verstösse gegen das Radio- und Fernsehgesetz RTVG feststellen. (imh)

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