So ist der erste Zürcher «Tatort»
Effekthascherei statt Liebe zu den Figuren

«Züri brännt», der erste Schweizer «Tatort» aus der Limmatstadt, verletzt die ungeschriebenen Regeln eines Pilotfilms zugunsten von abenteuerlichen Story-Wendungen. So erhalten die neuen Kommissarinnen leider kaum noch Profil. Eine vertane erste Chance.
Publiziert: 03.10.2020 um 23:40 Uhr
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Aktualisiert: 14.02.2021 um 19:53 Uhr
Jean-Claude Galli

Nein, an den beiden Frauen liegt es nicht. Anna Pieri Zuercher (41) als Isabelle Grandjean und Carol Schuler (33) als Tessa Ott liefern die versprochene Frische und fetzen sich von Beginn weg zünftig – zwei höchst unterschiedliche Alphatiere mit grossen Ambitionen. Dass «Züri brännt» als erster neuer Schweizer «Tatort» nicht funktioniert, hat andere Gründe.

Erstens: Die Autoren missachten erzählerische Notwendigkeiten einer solchen Premiere und führen die Kommissarinnen mangelhaft ein. Beide haben irgendwie Probleme mit ihrer Herkunft, beide offenbar ein turbulentes Vorleben. Bloss, welches genau? Was im Erstling nicht klar ist, will der Zuschauer später noch weniger wissen. Und was gezeigt wird, wirft höchstens Fragen auf: Dass Otts einziger Freund ein Junkie sein soll, scheint beispielsweise weder originell noch glaubwürdig.

Zweitens: Der «Tatort»-Verbund mit ARD und ORF fordert eine gewisse Umsichtigkeit, ausser das Schweizer Fernsehen würde sich um die Meinung der Nachbarn foutieren. Schon im Schwarzwald und im Vorarlbergischen weiss niemand etwas über den Röstigraben. Der Grossteil der Reibungen zwischen Ott und Grandjean verpufft somit. Wir sind auch sehr gespannt auf die Synchronfassung, insbesondere von Mani Matters Lied «I han es Zündhölzli azündt».

Szenenbild aus «Züri brännt» (v. l.): Anna Pieri Zuercher als Isabelle Grandjean, Roland Koch als Kripochef Peter Herzog und Carol Schuler als Tessa Ott.
Foto: ARD Degeto/SRF/Sava Hlavacek
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Übermut tut selten gut

Dazu kommt: Die Zürcher Jugendunruhen sind nicht nur für Deutsche und Österreicher sehr weit weg. Schon die meisten Schweizer werden Mühe haben, Sinn und Zweck des eingesetzten Archivmaterials zu erkennen. Fazit: Statt der nötigen Liebe zu den Hauptfiguren triumphieren Effekthascherei und Übermut.

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