Stefan Gubser über den Echtzeit-«Tatort»
«Ich durfte eine ruhigere Kugel schieben»

Bald ist Schluss mit Kommissar Flückiger: Stefan Gubser (61) erklärt, was er nach dem «Tatort» machen wird. Und was die neue Folge so speziell macht.
Publiziert: 04.08.2018 um 19:08 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:42 Uhr
Morgen Sonntag gibt Stefan Gubser seine viertletzte Vorstellung als «Tatort»-Kommissar. Jetzt freut er sich auf neue Projekte.
Foto: Joseph Khakshouri
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Interview: Jean-Claude Galli und Peter Padrutt

Er gehört zu den grossen Charakterschauspielern der Schweiz. Dennoch darf er nur noch viermal im Luzerner «Tatort» mitspielen. Stefan Gubser über den neuen Echtzeit-Krimi und seine Zukunft.

BLICK: Sie sind am 1. August 61 Jahre alt geworden. Wie ist das, wenn das ganze Land den Geburtstag feiert? 
Stefan Gubser: Als Kind hatte man mir weisgemacht, dass all die Höhenfeuer und Raketen wegen mir gezündet werden. Was für eine Enttäuschung, dass dem nicht so war. (lacht)

Der am Sonntag ausgestrahlte «Tatort» von Dani Levy hat künstlerischen Wert. Sie sind aber eher am Rande mit dabei. Hätten Sie sich eine stärkere Einbindung in die Geschichte gewünscht?
Ehrlich gesagt habe ich mich im Stillen gefreut, dass ich mal eine etwas ruhigere Kugel schieben durfte.

Der Film wurde ohne Schnitte gedreht. Was bedeutete das für Sie?
Ganz viele Proben und dann zweimal Adrenalin pur. Es war übrigens ein Traum für jeden Schauspieler, so lange proben zu dürfen und dann erst noch ohne Unterbrechung durchspielen zu können. 

Gab es auch Pannen? 
Wir haben zwei hochdeutsche und zwei Dialektfassungen gedreht, um eine Ausweichmöglichkeit zu haben für den Fall, dass etwas schiefgeht. Die jeweils bessere Fassung wurde dann genommen.

Dies ist ihr viertletzter Auftritt als Kommissar Flückiger. Bedauern Sie es, dass für Sie bald Schluss ist beim «Tatort»?
Nein, ich hatte viele spannende «Tatort»-Jahre mit Ups and Downs. Nun freue ich mich auf völlig andere Rollen und Projekte ausserhalb dieses Formates.

Stefan Gubser

Stefan Gubser, geboren am 1. August 1957 in Winterthur ZH, absolvierte seine Ausbildung am renommierten Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Sein Filmdebüt feierte er 1987 mit «El río de oro». Im deutschsprachigen Raum bekannt wurde er als Kommissar Bernauer in der TV-Serie «Eurocops», von 1989 bis 1994. 2008 debütierte er als «Tatort»-Ermittler Reto Flückiger in Konstanz (D). Seit 2011 ist er in Luzern auf Tätersuche, ab 2012 im Duo mit Liz Ritschard, gespielt von Delia Mayer.

Stefan Gubser, geboren am 1. August 1957 in Winterthur ZH, absolvierte seine Ausbildung am renommierten Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Sein Filmdebüt feierte er 1987 mit «El río de oro». Im deutschsprachigen Raum bekannt wurde er als Kommissar Bernauer in der TV-Serie «Eurocops», von 1989 bis 1994. 2008 debütierte er als «Tatort»-Ermittler Reto Flückiger in Konstanz (D). Seit 2011 ist er in Luzern auf Tätersuche, ab 2012 im Duo mit Liz Ritschard, gespielt von Delia Mayer.

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Kommissar Flückiger war im Kreise der Kommissar-Witzfiguren aus dem deutschen Münster beispielsweise eine wohltuende Ausnahmeerscheinung. Dennoch: Haben Sie nie darauf gedrängt, dass Ihre Figur eindeutigere Konturen bekommt?
Doch, das war immer ein grosses Anliegen von uns Schauspielern, dass unsere Figuren mehr Ecken und Kanten bekommen; aber es war der Entscheid des SRF, dass der Fall im Vordergrund zu stehen hat und nicht die Figuren. Den einen gefiel es, den andern weniger, so ist das nun mal.

Bei schlechter «Tatort»-Kritik wurden Sie auch immer mitverantwortlich gemacht. Wie haben Sie sich dabei gefühlt?Als Schauspieler wird man sofort zur Projektionsfläche, ob man Einfluss hatte oder nicht. Daran musste ich mich gewöhnen, und manchmal hat es mich auch masslos geärgert und verletzt. Mittlerweile habe ich ein sehr dickes Fell bekommen. 

Der «Tatort» garantierte Ihnen ein sicheres Einkommen. Wie können Sie jetzt als Schauspieler sicher überleben?
Bis jetzt hat es immer geklappt, auch vor dem «Tatort». Wenn ich mir da zu viele Sorgen machen würde, hätte ich den Beruf verfehlt. Abgesehen davon habe ich in guten Zeiten auch immer etwas auf die Seite gelegt, das zahlt sich nun aus. (lacht)

Ähnlich wie George Clooney verkörpern Sie häufig gut aussehendeTypen ohne Halbwertszeit. Wann wird es trotzdem Zeit für die erste Altersrolle?
Falls alles gut kommt mit einem neuen Filmprojekt, dann wird mich das Publikum bald in der Rolle eines 80-Jährigen sehen.

Vorerst haben Sie nun aber wieder mehr Zeit für Ihre Frau Brigitte. Sie sind seit 22 Jahren verheiratet. Was ist das Geheimnis Ihrer Ehe?

Wir haben keine Geheimnisse. Wir lassen uns gegenseitig viel Raum, gleichzeitig sind wir immer offen und können über alles miteinander reden – das gibt eine starke Verbindung.

«Die Musik stirbt zuletzt»

Der Schweizer Regisseur Dani Levy (60) schreibt mit dem neusten Luzerner «Tatort» vom 5. August TV-Geschichte (SRF 1, 20.05 Uhr). «Die Musik stirbt zuletzt» wurde im One-Take-Verfahren ohne einen einzigen Schnitt gedreht, inspiriert von Alfred Hitchcocks (1899–1980) Kinospielfilm «Rope» aus dem Jahr 1948. Die Mordfälle ereignen sich während eines Klassik-Gala-Abends im KKL Luzern, Gastgeber ist der Unternehmer und Mäzen Walter Loving. Dieser hat sich als Fluchthelfer für Juden betätigt und verbirgt ein dunkles Geheimnis.

Der Schweizer Regisseur Dani Levy (60) schreibt mit dem neusten Luzerner «Tatort» vom 5. August TV-Geschichte (SRF 1, 20.05 Uhr). «Die Musik stirbt zuletzt» wurde im One-Take-Verfahren ohne einen einzigen Schnitt gedreht, inspiriert von Alfred Hitchcocks (1899–1980) Kinospielfilm «Rope» aus dem Jahr 1948. Die Mordfälle ereignen sich während eines Klassik-Gala-Abends im KKL Luzern, Gastgeber ist der Unternehmer und Mäzen Walter Loving. Dieser hat sich als Fluchthelfer für Juden betätigt und verbirgt ein dunkles Geheimnis.

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