Man hört ja manchmal, die Süddeutschen seien ein bisschen wie die Schweizer: ein bisschen kleinkariert, korrekt, fleissig, ein bisschen geizig und daher auch reich. Überträgt man das auf den «Tatort» und vergleicht den Stuttgarter mit dem schweizerischen, stimmts jedenfalls: Beide sind oft eher etwas langweilig und zäh. Das ist bei der heutigen Stuttgarter Folge mit Lannert und Bootz leider nicht anders.
Eine angeschwemmte Leiche wirft Fragen auf. Etwa: Warum hat eigentlich Gerichtsmediziner Vogt (Jürgen Hartmann) weder Frau noch Familie? Und warum zögert er, den Leichnam freizugeben? Und weshalb verschweigt er, dass der Tote ihn kurz vor dem Ertrinken angerufen hat?
Schauspieler Jürgen Hartmann ist das Highlight der Folge
Der Tote war Ehemann und Familienvater mit Geheimnissen. Einige davon reichen tief bis in die Vergangenheit zurück. Eine Vergangenheit, die das Leben des Gerichtsmediziners unwiederbringlich auf eine andere Schiene geleitet hat. Und das ist auch das wirklich Sehenswerte an dieser Folge: Wie Schauspieler Jürgen Hartmann einen in sich versteinerten Mann gibt, der es im Verlauf der Folge kaum wagt, für sein Leben noch einmal Hoffnung zu schöpfen – um abermals enttäuscht zu werden –, ist eine subtile, zurückhaltende und grandiose Leistung.
Ein Schauspieler rettet aber leider ein eher langfädiges Drehbuch nicht. Und so schaltet man stattdessen doch lieber SRF 1 ein: Dort läuft nämlich heute die dritte Staffel der Walliser Comedy-Cop-Serie «Tschugger» an. Und die ist nun wirklich alles andere als langweilig.
«Tatort»: «Vergebung», ARD, 20.15 Uhr
Wertung: Drei von fünf
«Tschugger», Staffel 3: SRF 1, 20.25 Uhr
Wertung: Fünf von fünf
