Krimikolumne
Posse auf dem Schlosse

Falsche Ritter, ehemalige Prostituierte, eiskalte Töchter, ein Schloss und viele Intrigen – der heutige Münsteraner «Tatort» schöpft aus dem Vollen. Gut macht ihn das nicht unbedingt.
Publiziert: 13.12.2020 um 19:06 Uhr
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Aktualisiert: 22.01.2021 um 10:36 Uhr
Silvia Tschui

Hm. Was meistens gut ist, hat auch mal Schwächen ... oder so ähnlich könnte ein Sprichwort lauten, das auf den heutigen – normalerweise meinen liebsten – Münsteraner «Tatort» passt. Thiel und Boerne müssen eine Leiche in Ritterrüstung aus dem Schlossgraben ziehen. In der Rüstung steckt der Chilbikönig Radtke, der das altehrwürdige Schloss gekauft hat, um dort schauerlichen halb- bis gar nicht professionellen Mittelalter-Klamauk aufzuführen.

Drehbuch naja …

Und der scheint abzufärben: Denn irgendwie wirkt auch das Possenspiel um den toten falschen Ritter, seine machtgierige Tochter, seine junge Frau, die er aus dem Bordell «gerettet» hat, eine verarmte Gräfin, die um das Schloss – ihren Familiensitz – betrogen wurde, und eine schöne junge Requisiteurin, die Boerne mit Hintergedanken schöne Augen macht, genauso klamaukig. Nur schon diese Personenaufstellung klingt wie die Rollen, die in einem Provinzbühnenschwank vergeben werden könnten.

… Schauspieler top!

Nun lebt ja gerade der Münsteraner «Tatort» davon, dass er anders, humorvoll und meist auch total überkandidelt ist. Nur funktioniert das eben meistens prächtig und unkonventionell. Nur kann man bei diesem Drehbuch beim besten Willen nicht sagen, es sei unkonventionell. Dass man das Ganze dennoch schauen kann, liegt daran, dass wie immer die Schauspieler Alex Prahl (Kommissar Thiel), Jan Josef Liefers (Professor Boerne) und Christine Urspruch (Boernes Assistentin «Alberich») Qualitätsarbeit leisten. Ihnen kann ein mässiges Drehbuch nicht viel anhaben – man würde ihnen sogar gern zusehen, wenn sie das Telefonbuch darbieten würden.

Autorin Silvia Tschui fand diesen «Tatort» so naja.
Foto: Simone Pengel
1/10

«Tatort»: «Es lebe der König», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Drei von fünf


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